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Verein ohne Vorsitzenden: „Uns wurde der Boden unter den Füßen weggerissen“

Gammertingen / Lesedauer: 3 min

Pflegeheim-Förderverein trauert um Martin Hundt – Rat befasst sich mit Neubau-Plänen
Veröffentlicht:23.10.2020, 17:32

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Die Mitglieder des Fördervereins des städtischen Pflegeheims St. Elisabeth in Gammertingen haben sich am Donnerstagabend im Rathaus zur Hauptversammlung getroffen – der ersten seit der Gründung des Vereins vor zehn Jahren ohne den Vorsitzenden Martin Hundt. Er war am 29. September nach schwerer Krankheit verstorben und so stand die Versammlung ganz im Zeichen seines Todes. „Uns wurde der Boden unter den Füßen weggerissen“, sagte der stellvertretende Vorsitzende Werner Winkler und beschrieb damit die ohnmächtige Gefühlslage im Verein.

Dabei hätte der Verein angesichts des zehnjährigen Bestehens eigentlich allen Grund zum Feiern. Feierlaune mag aber auch wegen der Coronavirus-Pandemie nicht so richtig aufkommen. „Wir können das Jubiläum auch nicht mit Getränken und Häppchen würdigen“, sagte Winkler, der den Verein bis zum nächsten Jahr führt. Dann stehen offiziell Wahlen des Vorsitzenden an.

Werner Winklers Bericht umfasste einen Rückblick auf die vergangenen zehn Jahre und deren zahlreiche Bereicherungen und Anschaffungen für das Altenpflegeheim – sei es im gesellschaftlichen Miteinander, beispielsweise beim Seniorenkino, die Hausfasnet, das Jahrmärktle oder der Ausflug an den Bodensee. Solche Aktionen sind dank des Fördervereins fester Bestandteil des Pflegeheims.

Kooperationsprojekte mit den Gammertinger Schulen brachten mehrere rollstuhlgerechte Hochbeete, einen Quellstein und eine Kräuterschnecke hervor. Viele nützliche Dinge konnten dank der finanziellen Hilfe durch den Verein und weitere Sponsoren angeschafft werden: mehrere Aufstehhilfen, ein großes Fernsehgerät, eine professionelle Kinoausrüstung, eine Küchenmaschine sowie Geschirr, Besteck und mehrere Rolltische. Winklers Rückblick auf das laufende Jahr war aber auch von vielen Konjunktiven geprägt, denn viele Veranstaltungen hätten stattgefunden, wäre die Corona-Pandemie nicht dazwischengekommen, so der stellvertretende Vorsitzende.

Bildlich dargestellt wurden die vergangenen zehn Jahre in einer ansprechenden Powerpoint-Präsentation von Kurt Schäfer. Die Vereinsfinanzen zeigte Eugen Reiner auf. Erfreut stellte der Kassenwart fest, dass die Mitgliederzahl im vergangenen Jahr auf 120 Frauen und Männer angewachsen war. Reinhold Baumann hatte die Kasse bereits im Frühjahr überprüft, da die Hauptversammlung eigentlich im April hätte stattfinden sollen, dann aber wegen der Corona-Krise verschoben wurde.

Heimleiter Heinrich Dietmann bedankte sich für die immerwährende Unterstützung des Vereins, die auch in Corona-Zeiten unschätzbar wertvoll sei, wie er sagte. Zum Schutz der Bewohner wurde schon früh ein Besuchsmanagement mit Pfortendienst eingeführt – an sieben Tagen pro Woche. „Ohne die ehrenamtlichen Helfer des Fördervereins hätten wir das nicht geschafft“, sagte Dietmann.

Bürgermeister Holger Jerg ging auf das Thema ein, das die Vereinsmitglieder wohl am meisten interessierte: den geplanten Neubau des Pflegeheims. Er wolle seinem Gemeinderat nicht vorgreifen, der am 10. November eine konkrete Teilkonzeption der Neubauplanung vorgestellt bekomme. Diese Konzeption war von einer Arbeitsgruppe, bestehend aus Vertretern des Gemeinderats, der Verwaltung und des Fördervereins sowie Mitarbeitern des Pflegeheims erarbeitet worden – basierend auf den Erkenntnissen der Workshops, die sich anlässlich des Bürgerbeteiligungsprozesses unter dem Titel „Leben und Älterwerden in der Stadt Gammertingen “ herauskristallisierten.

Aus seiner persönlichen Meinung in Sachen Neubau machte Holger Jerg kein Geheimnis: „Mein privates Herz schlägt für den Neubau, und zwar oben an der Eichertstraße“, sagte er. Mit einem vorsichtigen Blick in die Zukunft prognostizierte Jerg, dass das neue Pflegeheim bis Ende 2025 oder im Frühjahr 2026 fertig werden könnte.

„Damit haben Sie vielen von uns aus dem Herzen gesprochen und uns ist leichter zumute“, sagte Werner Winkler nach den Ausführungen des Bürgermeisters. Im Ausblick auf die Zukunft sprach Winkler in Bergmannssprache: „Vor der Hacke ist es duster. Es ist nichts reif für nähere Angaben.“ Eine Diskussion ergab sich nicht, da die Mitglieder nun mit Spannung die nächte Sitzung des Gemeinderats erwarten.