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Grafeneck

Straßentheater zeigt Spuren nach Grafeneck

Mariaberg / Lesedauer: 2 min

Bus mit Ensemble, Bühnenbild und Requisiten hält am Donnerstag, 24. Juni, auf dem Klosterhof in Mariaberg
Veröffentlicht:22.06.2021, 16:17

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Das Straßentheaterprojekt „Hierbleiben… Spuren nach Grafeneck“ des Reutlinger Theaters „Die Tonne“ ist am Donnerstag, 24. Juni, ab 14 Uhr im Klosterhof in Mariaberg zu sehen. Das Projekt nimmt ein historisch bedeutendes Ereignis der Euthanasie-Verbrechen zum Anlass. Durch die Begegnung mit den Darstellerinnen und Darstellern mit Behinderung im öffentlichen Raum wird auch ihre heutige Situation aufgezeigt.

Die berüchtigten „Grauen Busse“ kamen auch in die damalige „Heil- und Pflegeanstalt für Schwachsinnige“ in Mariaberg und deportierten Menschen mit Einschränkungen nach Grafeneck, die dort am Tag der Ankunft ermordet wurden. Insgesamt wurden im Jahr 1940 in der Zeit des Nationalsozialismus 10 654 Menschen mit Behinderungen oder geistigen Erkrankungen in Grafeneck ermordet, weil sie den Nationalsozialisten als „lebensunwert“ galten.

In Anspielung an die „Grauen Busse“, die damals zur Deportation dienten, wurden 25 Herkunftsorte der Menschen mit Einschränkungen in Baden-Württemberg für das Straßentheaterprojekt ausgewählt. Grafeneck selbst ist Teil dieser 25 Orte. Der Theaterbus fährt mit dem inklusiven Ensemble, Requisiten, Bühnenbild und Kunstobjekten direkt vor Ort, um die performative Aufführung umzusetzen. Unter der Regie von Theaterintendant Enrico Urbanek wird das Projekt vom Theater Reutlingen „Die Tonne“ umgesetzt. Bei diesem Projekt verbinden sich Choreografie, Musik, bildende Kunst, Medienkunst und dokumentarische Elemente. Über eine facettenreiche Auseinandersetzung zwischen Ensemble und Publikum werden Denkanstöße gegeben, die weit über Betroffenheit einerseits und Information andererseits hinausgehen. Durch den Einsatz historischer Fakten in Zusammenarbeit mit dem Dokumentationszentrum Gedenkstätte Grafeneck und Mariaberg wird jeweils ein direkter regionaler und gesellschaftlicher Bezug hergestellt.

Der Bus verweilt dabei etwa zwei Stunden im Klosterhof und bietet verschiedene Begegnungen mit dem Ensemble. Die Interaktionen mit dem Publikum können aufgrund der Corona-Pandemie nur unter gebührendem Abstand stattfinden. Um die nötigen Abstände zwischen den Zuschauerinnen und Zuschauern während der Aufführung einzuhalten, wird im Klosterhof eine Theatersituation aufgebaut, sodass Sitzplätze in einem abgesperrten Bereich vor der Bühne vorhanden sind. Der Eintritt ist frei, am Eingang ist ein Formular zur Kontaktverfolgung auszufüllen. Die jüngste Änderung der Corona-Verordnung des Landes ermöglicht, dass ab einer stabilen Inzidenz von unter 35 an fünf aufeinanderfolgenden Tagen die Testpflicht entfällt. Nach aktuellem Stand der Corona-Lage trifft dies für Mariaberg zu.

Sollte sich diese Lage bis zum Aufführungstag ändern, gilt die dann jeweils gültige Verordnung (beispielsweise muss beim Einlass ein Nachweis über einen negativen Schnelltest, die Genesung oder über den vollständigen Impfschutz vorgezeigt werden). Bei schlechtem Wetter wird die Veranstaltung abgesagt.