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Strukturwandel

Milchproduzenten wollen Strukturwandel trotzen

Friedberg / Lesedauer: 3 min

Versammlung der Milchviehhalter: Änderungen beim Beratungsdienst kostet Mitglieder
Veröffentlicht:21.01.2016, 19:46

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Milchviehhalter sollten sich im oberen Drittel der erfolgreichsten Betriebe etablieren. Dazu hat Landwirtschaftsberater Dr. Bodo-Wolfram Hager bei der Versammlung der Milchviehbauern aus den Landkreisen Biberach und Sigmaringen am Mittwoch im Dorfgemeinschaftshaus Friedberg geraten. Wenn Landwirte frühzeitig Veränderungsprozesse in Angriff nähmen, könnten sie auch unter dem gegenwärtigen Druck des Strukturwandels bestehen.

Nicht das Bejammern der derzeitigen schwierigen Milchpreissituation war angesagt, sondern die Suche nach Chancen, auch unter schwierigen Bedingungen. Unkompliziert konnten Regularien wie der Bericht des Vorsitzenden Josef Härle , der Kassenbericht und die Wahlen schnell und unproblematisch abgearbeitet werden. Die Mitglieder bestätigten den Vorsitzenden Josef Härle, seinen Stellvertreter Karl-Josef Reck und die Ausschussmitglieder Markus Härle, Thomas Reuter und Eugen Sauter in ihren Ämtern.

Turbulentes Jahr

Clemens Mauch, Mareike Mittelkopp, Florian Schneider-Wild und Andreas Weixler informierten über Ihre Arbeit als Berater bei den 198 Mitgliedsbetrieben mit 16113 Kühen und 2150 Bullen. Sie nannten 2015 das wohl turbulenteste Jahr seit der Gründung. Viele schwerwiegende Änderungen wie der Auslauf der Quotenregelung, die anhaltende Dürre, der schwache Milchpreis und die sich teilweise daraus ergebenden Liquiditätsengpässe kennzeichnen die Turbulenzen. Für eine große Verunsicherung sorgte die Kündigung der Zuschussregelung für die Beratungsdienste durch das Ministerium für ländlicher Raum und die alternativ eingeführte geförderte Beratungsregelung mit den Modulverträgen, so Andreas Weixler. Die Verunsicherung durch die neue Regelung sei ein Hauptgrund der Kündigungswelle, mutmaßte er. Eben diese Modulverträge mit den 80 Prozent Zuschüssen aus Töpfen des Landes und der EU und deren Handhabung waren ein Thema, das intensiv diskutiert wurde.

„Betrieb und Finanzen im Griff – Finanzieren in unsicheren Zeiten“ war das Thema von Dr. Bodo-Wolfram Hager, einem Sachverständigen für landwirtschaftliche Betriebswirtschaft aus Freiburg. In seiner Einführung lenkte er den Fokus auf die Entwicklungen im Umfeld der Agrarproduktion. Globalisierung und Deregulierung der Agrarmärkte, zunehmender Wettbewerbsdruck, steigende Kosten, verstärkte Standortprobleme und die Zunahme der Kapitalintensität nannte er als Beispiele für die Ursachen des Strukturwandels. Eine Konstante bleibe die Aufteilung auf erfolgreiche, durchschnittliche und weniger erfolgreiche Betriebe.

Stellschrauben für den Wandel

Das Ziel müsse sein, nachhaltig zu dem erfolgreichsten Drittel zu gehören. Das Geheimnis dieses Weges sei, die richtigen Stellschrauben bei einem permanenten Veränderungsprozess zu erkennen. Dabei dürfe der Faktor Mensch und die Familie nicht unterschätzt werden, denn die bäuerliche Unternehmerfamilie sei nicht nur Arbeitskraft, sondern auch fachliches und persönliches Kompetenzzentrum. In einem Milchviehbetrieb seien daneben die Gesamtfutterkosten und die Kapitalkosten die zentralen Stellschrauben, die es durch laufendes Controlling im Auge zu behalten gilt. Nur durch das ungeschönte Aufdecken von Schwachstellen könnten versteckte Potentiale „gehoben“ und in Gewinn umgewandelt werden, so die Botschaft des Referenten.

In der intensiven Diskussion um Investitionskonzepte und Grenzkostenrechnung zeigte sich die unternehmerische Kompetenz der Betriebsinhaber.