Spatzennest

Zwischen Hoffen und Bangen

Bondorf / Lesedauer: 3 min

Kindergarten in Bondorf kämpft gegen Schließung – Eltern wollen Standort halten
Veröffentlicht:12.05.2017, 17:27

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Sylvia Slotosch , Leiterin des von der Schließung bedrohten Kindergartens Spatzennest in Bondorf, gibt die Hoffnung nicht auf. Im Herbst sollen – so der Plan – immerhin 17 Kinder den Kindergarten besuchen. Diese Belegung darf aber keine Momentaufnahme sein – zu gering waren in den vergangenen Jahren die Anmeldezahlen – mal 13 Kinder, mal nur elf. Selbst Kinder aus Bondorf besuchen einen Kindergarten in der Kernstadt. Bei einem Tag der offenen Tür am 21. Mai sollen die Vorzüge des Regelkindergartens gezeigt werden.

Seit 18 Jahren ist Sylvia Slotosch Erzieherin im Kindergarten Spatzennest. Sie schwärmt von der Einrichtung. Nicht zuletzt auch aufgrund seiner Größe. „Wir sollten heutzutage die kleinen Kindergärten viel mehr schätzen“, sagt Slotosch. Die Atmosphäre sei „viel familiärer“, das hätten die Eltern über all die Jahre geschätzt. Auch die Kooperation mit der Berta Hummel-Schule im Rahmen der Ganztagsbetreuung werde gut angenommen. Acht Kinder kommen aktuell immer am Mittwochnachmittag, um gemeinsam mit den kleinen Kindern zu spielen, zu basteln und zu malen – oder zum Nähen. Die Mädchen und Jungen haben dabei die Möglichkeit, den Nähmaschinenführerschein zu machen. „Das sind alles Fähigkeiten, die sie an der Schule gut brauchen können“, so Slotosch. Im Kindergarten werden derzeit zwei Kinder, die jünger als drei Jahre sind, betreut. Im Herbst soll ein weiteres hinzu kommen.

Viele Fragen werden gestellt

In diesen 18 Jahren sei es immer wieder darum gegangen, um den Bestand des Kindergartens zu kämpfen. So wie jetzt. In der vergangenen Gemeinderatssitzung stellte Bad Saulgaus Hauptamtsleiterin Birgit Luib den Kindergartenbedarfsplan vor. Das Sorgenkind bleibt der Bondorfer Kindergarten, dem es passieren könnte, dass die komplette Kindergartengruppe in die Kernstadt verlagert und der Kindergarten geschlossen wird. Die Prognosen seien ungünstig, weil die schwachen Belegungszahlen eindeutig dagegen sprechen werden.

Schließt der Kindergarten oder nicht? Mit diesen Fragen wird Slotosch seit der Berichterstattung in der „Schwäbischen Zeitung“ vor zwei Wochen regelmäßig konfrontiert. Der Tag der offenen Tür am 21. Mai ist deshalb mit vielen Hoffnungen verbunden. Die Vorbereitungen laufen auf Hochtouren. Das umfangreiche Programm umfasst eine kleine Ausstellung, die die pädagogische Arbeit im Spatzennest anhand zahlreicher Bilder und Beispiele vorstellen soll. „Wir wünschen uns einfach, dass die Eltern sich diesen kleinen gemütlichen Kindergarten in Ruhe anschauen“, sagt Slotosch, die trotz der schlechten Prognose zuversichtlich Richtung Herbst blickt.

Und auch die Eltern wollen nicht tatenlos zuschauen, wie der Kindergarten geschlossen wird. „Wir wollen alles versuchen, um die Attraktivität zu erhöhen, um den Standort halten zu können“, sagt der Elternbeiratsvorsitzende Paulus Pricci. Die Eltern seien sich im Klaren, dass sich die Lage zugespitzt habe. Aber sie sei nicht aussichtslos. „Wir wollen die Eltern aus Bondorf direkt ansprechen, damit sie ihr Kind in Bondorf unterbringen“, so Pricci.

Das sei schwierig genug, weil es nach der Nachricht der drohenden Schließung doch Abwanderungsgedanken gebe. „Wir wollen jetzt aktiv Werbung für den Kindergarten betreiben“, sagt Pricci. Der Tag der offenen Tür soll ein Anfang sein.