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Der Buchdrucker plagt den Binger Wald

Bingen / Lesedauer: 3 min

Viel Holzeinschlag wegen des Käfers – Betriebsergebnis kann wohl nicht gehalten werden
Veröffentlicht:19.09.2018, 14:00

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Revierförster Günther Letsch hat dem Binger Gemeinderat am Montagabend die Auswirkungen des heißen und trockenen Sommers beim Fichtenbestand aufgezeigt – verursacht vom Buchdrucker aus der Unterfamilie der Borkenkäfer. Die gute Nachricht: Der Binger Gemeindewald verkraftet das laut Aussage von Günther Letsch. Es könne weitaus schlimmer sein, sagte er. Das Holz könnte auch trotzdem noch vermarket werden, wenn auch zu einem niedrigen Preis.

Letsch informierte ausführlich über die Probleme mit dem Buchdrucker, der ausschließlich bei der Fichte auftritt. Ein einziger weiblicher Käfer, der im Frühjahr mit der Fortpflanzung beginnt, kann im Herbst in etwa 31250 Nachkommen produziert haben, rechnete der Förster hoch. Vor allem durch die eingebohrten Löcher und die Larven, die großflächig verteilt werden, wird die Fichte dabei systematisch zerstört. Sabine Grom wollte genau wissen, was passiert. „Die Rinde fällt nach dem Befall weg, der Baum vertrocknet und stirbt schließlich ab“, sagte Letsch. Leider gehe das rasend schnell: „Der Baum muss dann so schnell wie möglich weg.“ Die Ursache dafür liege im heißen und trockenen Sommer, was dem Käfer optimale Lebens- und Vermehrungsbedingungen liefere. „Diese Problematik im Wald war für mich Augenöffner in Bezug auf den Klimawandel. Irgendwann ist die Fichte weg“, sagte Letsch.

Für Bingen legte er folgende Zahlen vor: 15 Prozent Einschlag aufgrund des Käferbefalls bei der Fichte. In einem normalen Jahr liege der „Einschlag aufgrund zufälliger Nutzung“, worunter auch das Käferholz geführt wird, bei lediglich zwei bis drei Prozent. Präventiv sei da leider nichts zu machen, erklärte Letsch auf Nachfrage von Tobias Ströbele. Und trotzdem stehe man im überregionalen Vergleich noch gut da; in anderen Gemeinden oder auch im benachbarten Landkreis Biberach sei die Käferplage weitaus dramatischer. Außerdem könne das Holz trotzdem noch vermarktet werden. Aktuell habe man 1200 Festmeter Käferholz, ein Festmeter bringt 65 Euro Erlös. Zum Vergleich: Gesundes Holz wird mit 80 Euro pro Festmeter gehandelt.

Weißtanne könnte ein guter Ersatz für die Fichte werden

„Dennoch, der Holzmarkt gerät unter Druck"“, warnte Letsch. Für die Gemeinde Bingen, sechstgrößte Waldbesitzerin im Kreis, bedeute dies, dass das Betriebsergebnis sicher nicht gehalten werden könne. In den vergangenen Jahren lag dies stets im sechsstelligen Bereich. Für die künftige Bepflanzung führte Günter Letsch aus, dass die Weißtanne ein guter Ersatz für die Fichte werden könnte.

Walter Enz wollte wissen, wie es bei den Privatwaldbesitzern aussehe. Günter Letsch erklärte, dass der Waldbesitzer verantwortlich sei, er als Förster aber jederzeit für die Beratung und Hilfestellung zur Verfügung stehe. „Wenn der Befall offensichtlich ist, machen wir den Besitzer umgehend darauf aufmerksam.“ In der Folge könnten auch das Fällen und die Vermarktung von ihm organisiert werden. Bürgermeister Jochen Fetzer wünschte sich eine konzentrierte Aktion aller Waldbesitzer zur Käferbekämpfung, denn in der Prävention sei man leider machtlos. Im November stellen Revierförster Letsch und sein Team weitere Fakten sowie konkrete Zahlen zur Binger Waldwirtschaft vor.