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Biertest

Schwäbinnen schlagen Badener in Wangen beim Biertest

Wangen / Lesedauer: 3 min

Mit einer Bierverkostung und einer Lesung im Spitalhof beginnen badische Autoren „Betteltour“ durch Schwaben
Veröffentlicht:23.04.2014, 16:40

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Der Tag des deutschen Bieres und der Welttag des Buches waren für die beiden Autoren Matthias Kehle und Tino Berlin Grund genug, um ihre Tour durch Schwaben – ohne Geld, Kreditkarte und Handy – mit einer Bier-Prüfung und einer Lesung zu beginnen. Überraschendes Ergebnis: Barbara Feßler und Gisela Stetter gewannen am Mittwochmorgen diesen Wettstreit ohne Fehlerpunkte.

„Aus dem Pulverturm hängt derzeit die badische Fahne“, freute sich Matthias Kehle im Innenhof des Wangener Spitals. Wie er berichtete, dass nach einer weiteren Nacht unter historischem Dach Ravensburg angesteuert wird. Und das ebenso originell wie publikumswirksam. Mit einem alten Feuerwehrauto der Marke „ Opel Blitz“ geht es am Donnerstag um 10 Uhr vom Platz an der Eselmühle los. Der Wangener Oldtimerclub stellt Fahrzeug und Chauffeure.

Welches Bier stammt aus Baden, welches aus Schwaben? Um dieser Frage auf den Grund zu gehen, hatte jeder der Tester sechs mit Folie umhüllte Bierflaschen mit ebenso vielen Gläsern vor sich stehen. Mineralwasser und Laugenhörnle sollten nach jedem Schluck neutralisieren helfen. „Das ist wie bei einer Weinprobe“, sagte Farny-Braumeister Alexander Neugebauer und erklärte die unterschiedlichen Geschmacksmerkmale: Kohlensäure, Hopfen-Bitter und Aroma.

Neben ihm am „Experten-Tisch“ saß Hans-Jörg Leonhardt vom „Stallbesen“. Er gab wie alle anderen zu, dass sich die Zuordnung schwerer als zunächst gedacht gestaltete. „Das muss ein Bier aus der Heimat sein“, hörte man Matthias Kehle rufen. „Das hat die badische Leichtigkeit.“ Während Kollege Tino Berlin nebenbei die Frage von Moderator Wolfgang Wanner nach der Idee dieser Reise beantwortete. „Wir schreiben beide Reisebücher, wollten deshalb gerne etwas zusammen machen. Laos war uns zu weit und zu teuer, also entschieden wir uns für Schwaben – und für umsonst.“

Während Gästeamtsleiterin Bettina Unger die Testbogen auswertete, bekamen die wenigen Zuhörer literarische Kostproben serviert. Berlin las von einer wahren Begebenheit, die sich in Mumbai zugetragen und ihn mit einem badisch sprechenden Inder zusammengeführt hatte, Kehle bediente sich des badischen Mundart-Autors Harald Hurst und seinem „Gemütlich sitzen“.

„Buch-Fraktion“ hat Geschmack

Dann das Ergebnis, das ebenso Überraschung wie Bewunderung hervorrief: Gisela Stetter und Barbara Feßler aus der „Buch-Fraktion“ hatten alles richtig gemacht und bekamen als Trophäe eine Wangen-Tasse überreicht. „Die Frauen haben einfach den besseren Geschmack“, stellte Braumeister Neugebauer neidlos fest. Und auch die beiden Literaten gaben zu: „Das macht Schwaben für uns noch sympathischer.“

Wangen vergessen werden die beiden Männer aus dem Badener Land, die ohne Geld durchs Schwabenland ziehen, auf jeden Fall nicht. Nicht zuletzt deshalb, weil Tino Berlin im Städtischen Archiv auf Spurensuche gegangen ist und tatsächlich fündig wurde: Sein Urgroßvater stammt aus Wangen, wurde 1895 sogar hier beerdigt.