Gemäuer

Neuer Glanz im alten Gemäuer

Braunenweiler / Lesedauer: 4 min

Renovierung der Kirche St. Pankratius in Braunenweiler steht kurz vor dem Abschluss
Veröffentlicht:01.06.2020, 17:33

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„Die letzten fünf Jahre waren für die Kirchengemeinde St. Pankratius , den Kirchengemeinderat und auch für mich eine interessante, aber auch herausfordernde Zeit“, stellt der gewählte Vorsitzende, Albert Neher, beim Rückblick auf die Sanierungsaktivitäten in der Kirchengemeinde St. Pankratius in Braunenweiler fest. Die erste große Maßnahme war die Komplettsanierung der St.-Georgs-Kapelle in Untereggatsweiler, einem barocken Kleinod, die 2015 erfolgte. Dem folgte die Pfarrhaussanierung und die Innenrenovation des Pfarrsaales im Jahr 2016. Den Abschluss bildet nun die 2018 begonnene Innen- und Außenrenovation der Pfarrkirche St. Pankratius, die kurz vor der Fertigstellung steht.

Wer die Kirche betritt, den empfängt ein heller, lichtdurchfluteter, eher schlicht wirkender Kircheninnenraum mit dem Hauptschiff und den beiden Seitenschiffen. Erst bei näherer Betrachtung erschließen sich dem Besucher die besondere Atmosphäre durch die Deckenbilder und einzelnen barocken Ausstattungsteile, die die wechselvolle Geschichte dieses Gotteshauses erzählen. Bernhard Wetzel aus Braunenweiler hat diese in seinem 2016 veröffentlichten Kirchenführer dokumentiert. Der Kirchturm, als der älteste Teil der Kirche, stammt wohl aus dem 16. Jahrhundert. Ein Anhaltspunkt ist die heute noch im Kirchturm befindliche „große Glocke“ mit dem Gussdatum 1517.

In der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts wurde das zunächst im Renaissance-Stil gehaltene Gotteshaus barockisiert. Die einschneidendste Veränderung erfolgte dann 1958/59 bei der Vergrößerung und Umgestaltung. Der damalige Pfarrer Ludwig Hofer berichtete von rund 500 Seelen als Pfarrgemeindemitglieder und von durchschnittlich 360 Gottesdienstbesuchern an Sonntagen, bei nur 165 Sitzplätzen, was zur Vergrößerung der Kirche zwang. Um die Deckenbilder im Chor und im Schiff mit den Szenen aus dem Leben des Kirchenpatrons St. Pankratius, die vom bekannten Saulgauer Kirchenmaler Johann Georg Messmer 1763 und 1772 geschaffen wurden, zu erhalten, wurde vor dem Abriss des Chorraumes in einem, so wird es beschrieben, „waghalsigen Manöver“ das Bild mitsamt dem Deckengebälk abgetrennt, um dann später im neuen Chorraum wieder eingebaut zu werden. Das restliche Dach und die Decke des Kirchenschiffs wurden bis zum Neuaufbau der tragenden Außenschiffe auf „Stelzen“ gestellt. Eine wahrliche Meisterleistung des damals noch jungen Bauunternehmens Reisch und des Zimmermeisters Obert aus Kleintissen.

Die Liturgiereform des II. Vatikanischen Konzils aufgreifend, entschieden sich die Verantwortlichen für einen zur Gemeinde ausgerichteten Altartisch, einen Seitenaltar, den Ambo statt der Kanzel und ein Taufbecken, alles aus braunrotem Gauinger Marmor sowie den Tabernakel auf dem Seitenaltar in getriebener Bronze mit Darstellungen aus dem Neuen Testament. So brauchte bei der jetzigen Sanierung an der Anordnung im Chorraum nichts geändert werden. „Wir haben bewusst keine Umgestaltung gemacht, sondern den Charakter aus 1958 erhalten“ so Pfarrer Pater Shinto Kattoor. Nachdem seit der Erweiterung bis auf wenige Schönheitsreparaturen nichts mehr saniert wurde, war insbesondere im technischen Bereich ein großer Investitionsstau entstanden. „Das Wichtigste und Teuerste dieser Innensanierung ist nicht sichtbar“ beschreibt Albert Neher die Arbeiten. So wurden die gesamte Elektrik und die Heizung erneuert und eine Lautsprecheranlage nach neuestem Stand eingebaut. Sichtbar ist die neue Beleuchtung, die Liedanzeige und natürlich der neue Anstrich im gesamten Kirchenraum.

Die teilweise spätbarocken Figuren erhielten von Restaurator Willi Mayer aus Langenenslingen eine Auffrischung. Im Mittelpunkt die Darstellung des heiligen Pankratius und der heiligen Odilia, die zusammen mit dem ebenfalls spätbarocken „Christus am Kreuz mit betonter Seitenwunde“ das ausdrucksvolle Ensemble hinter dem Altar bilden. Nicht weniger aufwendig ist die Außenrenovation, die derzeit kurz vor dem Abschluss steht. Eine umfangreiche Dachsanierung, bei der Schäden durch eindringende Feuchtigkeit beseitigt und das gesamte Dach mit einer neuen Biberschwanzeindeckung versehen wurde, die Teilsanierung des Kirchturms und der bereits größtenteils erfolgte Außenanstrich lassen erahnen, wie ortsbildprägend die Kirche nach Abschluss der Restarbeiten wieder sein wird. „Wir hoffen, dass wir trotz Corona-Krise die Maßnahmen im Herbst 2020 abschließen können“ so Albert Neher, der stolz ist, dass trotz der ein oder anderen Überraschung der Kostenrahmen von 560 000 Euro eingehalten werden konnte. Auch die Finanzierung, bei der die Diözese Rottenburg-Stuttgart den Löwenanteil von 480 000 Euro stemmte, ist durch Eigenmittel, Spenden und Eigenleistungen gesichert.

So gilt der Dank von Pater Shinto allen, die dazu beigetragen haben, dass die Kirche wieder ein würdiger Ort des Gebetes, aber auch ein sehenswerter Dorfmittelpunkt ist. Insbesondere geht Dank an Architekt Ludwig Boll für die Planung und Begleitung der Maßnahme, den Handwerkern, die nicht nur durch Qualität sondern auch durch Zuverlässigkeit überzeugten, dem Bauamt der Diözese für die großzügige Kostenbeteiligung und Beratung sowie den Mitgliedern der Kirchengemeinde für ihr Verständnis und ihre Unterstützung dieses Projektes. Ein großes Lob und Kompliment dem „Motor der Sanierung“ Albert Neher, der nach einer Atempause schon wieder mit der Orgelsanierung eine neue Aufgabe am Horizont sieht.