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Festgottesdienst

Mancher Profi fing als Chorknabe an

Bad Saulgau / Lesedauer: 3 min

Mancher Profi fing als Chorknabe an
Veröffentlicht:28.10.2010, 16:00

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Die St.-Johannes-Chorknaben Bad Saulgau feiern am Samstag ihr 50-jähriges Bestehen mit einem Festgottesdienst (Beginn: 18.30 Uhr). Über die Jahre hat sich aus den Sternsingern über eine kleine Schola ein Knabenchor entwickelt, der seine hohe musikalische Qualität regelmäßig bei der Gestaltung von Festgottesdiensten und Konzerten unter Beweis stellt.

Von unserem Redakteur  Rudi Multer

Ein Chorknabe ist von Anfang an dabei geblieben: Michael Köble singt heute im Bass und er sang schon 1960. Damals organisierten der Kaplan Bernhard Reck und Stadtpfarrer Paul Vetter zur Weihnachtszeit das Sternsingen in Saulgau. Das Singen machte Spaß und die Saitenwurst schmeckte. „Die gab es immer nach dem Sternsingen“, erinnert sich der frühere Chorsänger und heutige Vorsitzendes des Fördervereins des Chores, Gustav Strobel . Also beschloss die Gruppe, beieinander zu bleiben. Die Schola war gegründet. Oberlehrer Karl Schmid war der erste Dirigent. Sie gestaltete Hochämter und die Feier der Osternacht mit einstimmigen Gesängen. Im Oktober 1966 übernahm Hugo Birkhofer den damals elf Buben zählenden Chor. Er führte den Chor an seine heutige Größe und das heutige musikalische Niveau heran. Als ehemaliger Internatsschüler in Rottweil waren ihm die Rottweiler Münstersängerknaben ein Vorbild. Erwachsenenstimmen, Tenöre und Bässe, kamen dazu. Der nun mehrstimmige Chor wirkte 1969 bei der Aufführung von Bachs Weihnachtsoratorium unter der Leitung von Ludwig Durach mit. 1971 gestaltete er sein erstes A-cappella-Konzert.

1971 gründete sich der Förderverein. „Der Förderverein unterstützt den Chor finanziell und greift ihm organisatorisch unter die Arme“, sagt der derzeitige Vorsitzende des Vereins, Gustav Strobel.

Die Stimmbildnerinnen gehörten über die Jahre mit zum Team. Eine wichtige Frage warf die Entwicklung der St.-Johannes-Chorknaben ebenfalls auf: „Weshalb gibt es einen solchen Chor nur für Jungen?“ Die passende Antwort wurde aus dem Chor 1987 gegeben: es gründete sich die Mädchenkantorei, zunächst geleitet von Choristen. Später übernahm Waltraud Marschall die emanzipierte Form dieses Chores. Sie war zuvor Stimmbildnerin bei den St.-Johannes-Chorknaben.

Große Konzerte gaben die St.-Johannes-Chorknaben mit dem Sinfonieorchester des Südwestfunks, später mit dem Orchester La Banda aus München in der St.-Johannes-Kirche gegeben. Auf ein stattliches Volumen mit zwischen 110 und 120 Sängern war der Chor angewachsen. Gustav Strobel: „Ich schätze so 500 bis 600 Sänger haben den Chor durchlaufen.“ Im November 2009 folgte der Übergang von Dirigent Hugo Birkhofer auf Volker Braig, ebenfalls ein „Eigengewächs“ der Chorknaben. Hugo Birkhofer wurde nach 43 Jahren in der St.-Johannes-Kirche feierlich verabschiedet.

Die musikalische Ausbildung bei den St.-Johannes-Chorknaben beginnt in der Regel ab Klasse zwei. Das Niveau der Ausbildung zeigen einige Musikerkarrieren: Profisänger wie der Bass Thomas Unger in Coburg und Bayreuth, der Tenor Markus Müller in Duisburg oder der Orgelprofessor Stefan Bleicher an der Hochschule für Musik in Trossingen starteten haben bei den Chorknaben gesungen. Andere Chorsänger wechselten die Stilrichtung. Musikgruppen wie die Grammophoniker oder Trinity-Lane bestanden oder bestehen auch aus Sängern der St.-Johannes-Chorknaben.

Chorfreizeiten und Konzertreisen, unter anderem nach London, Würzburg und Rom stärkten die Gemeinschaft. Die St.-Johannes-Chorknaben waren schon immer mehr als Singen und Musik. „Manche sagen, der Chor war ihre Heimat“, weiß Gustav Strobel.

Info: So feiern die St.-Johannes-Chorknaben ihr Jubiläum: Morgen, Samstag, um 18.30 Uhr Festgottesdienst in der St.-Johannes-Kirche. Clash of tunes Party am Samstag, 6. November, um 20 Uhr im Stadtforum mit Musikgruppen mit ehemaligen Sängern. Samstag, 13. November, um 18 Uhr in der St.-Johannes-Kirche Jahreskonzert.