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Kindernotfallpraxis

„Lösung Albstadt ist unausgegoren“

Bad Saulgau / Lesedauer: 3 min

Kinderärztlicher Notdienst: Elternvertreter sieht Sigmaringen als langfristige Lösung
Veröffentlicht:03.03.2017, 17:22

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Die geplante Kindernotfallpraxis an der Klinik in Albstadt darf nur eine mittelfristige Lösung sein. So sehen es jedenfalls der Bad Saulgauer Harald Roth , Initiator einer Elterninitiative im Kreis Sigmaringen, und die Grünen. Langfristig soll nach deren Vorstellung der Kindernotdienst in Sigmaringen eingerichtet werden. In einer Talkrunde am Freitag, 10. März, um 14.30 Uhr in der Alten Schule in Sigmaringen sollen Argumente pro Sigmaringen genannt werden und ein bürgernaher Austausch stattfinden.

„Die Lösung in Albstadt ist unausgegoren“, sagt Harald Roth, der vor zweieinhalb Wochen beim runden Tisch mit Kinderärzten, Sigmaringens Landrätin Stefanie Bürkle, Landrat Günther-Martin Pauli vom Zollernalbkreis, Vorsitzenden der Kreistagsfraktionen und Vertretern der Elterninitativen beider Landkreise saß. Damals sagte Roth: „Albstadt ist ein Schritt, der zumindest für einen Teil der Bevölkerung im ländlichen Raum eine annehmbare Lösung bietet.“ Beim Pressegespräch am vergangenen Donnerstag hörte sich Roth ganz anders an. Er sei beim runden Tisch nicht ausreichend zu Wort gekommen und überrumpelt worden – offenbar sogar von Vertretern der Elterninitiative aus dem Zollernalbkreis, die ihm vor dem runden Tisch signalisiert haben sollen, die Lösung Sigmaringen nicht ausschließen zu wollen. „Davon wollten die Eltern plötzlich nichts mehr wissen“, so Roth, der erst einmal ein paar Tage über die Debatte schlafen musste, ehe er unter dem Motto Jetzt-erst-recht noch mehr als vorher für einen kinderärztlichen Notdienst in Sigmaringen kämpfen will. Roth führt in der Diskussion als Argument erstmals die gesetzlich festgelegten Hilfsfristen ein, die seiner Ansicht nach bei den teilweise großen Entfernungen nicht eingehalten werden könnten.

13 Jahre Rettungsassistent

Roth war selbst 13 Jahre lang Rettungsassistent , weiß um die Schwierigkeiten der medizinischen Versorgung speziell im ländlichen Raum. „Auf der langen Fahrt von Bad Saulgau nach Albstadt kann sich der Gesundheitszustand eines Kindes deutlich verschlechtern“, ergänzt Roth. Schon jetzt sei das Rettungssystem marode. „Viele Eltern rufen direkt den Notarzt an, bevor sie sich eine Stunde lang ins Auto setzen.“ Das würde auch zu einer zusätzlichen Belastung der Rettungsdienste führen. Man müsse sich auch die Frage der Zumutbarkeit stellen, sagt Ina Schultz, persönliche Referentin der Grünen-Landtagsabgeordneten Andrea Bogner-Unden.

Bogner-Unden nimmt an der Diskussion am kommenden Freitag ebenso teil wie Harald Roth, Landrätin Stefanie Bürkle und Johannes Fechner, stellvertretender Vorstandsvorsitzender der Kassenärztlichen Vereinigung Baden-Württemberg.

Die Kindernotfallpraxis Albstadt hält Roth als Übergangslösung für sinnvoll. Aber nicht für immer. „Viele aus dem Zollernalbkreis fahren sowieso schon nach Tübingen.“ Langfristig betrachtet führe kein Weg an Sigmaringen vorbei. Und er hat auch schon eine Idee: „Die Kinderklinik am Klinikum Konstanz ist überflüssig, weil es direkt den Kindernotdienst in Singen gibt.“

Roth und die Grünen befürworten auch ein Modell, das zulässt, dass die Allgemeinmediziner an den medizinischen Versorgungszentren in Bad Saulgau, Sigmaringen und Pfullendorf Kinder in Notfällen behandeln und die Behandlung abrechnen dürfen. Harald Roth gibt trotz der politischen Absichtserklärung, die Kindernotfallpraxis in Albstadt einzurichten, die Hoffnung nicht auf, dass die Lösung Sigmaringen eine Chance bekommt. „Ich glaube an den puren Menschenverstand.“

Der bürgernahe Austausch findet am Freitag, 10. März, um 14.30 Uhr in der Aula der Alten Schule in Sigmaringen statt.