StartseiteRegionalRegion SigmaringenBad SaulgauKlaus Meschenmoser: „Ich bin praktisch ins kalte Wasser gesprungen“

Handball

Klaus Meschenmoser: „Ich bin praktisch ins kalte Wasser gesprungen“

Bad Saulgau / Lesedauer: 12 min

Klaus Meschenmoser: „Ich bin praktisch ins kalte Wasser gesprungen“
Veröffentlicht:29.04.2010, 14:45

Von:
Artikel teilen:

Die Amstzeit des Vorsitzenden der Handballer des TSV Bad Saulgau, Klaus Meschenmoser (46), und seiner Stellvertreter Hans-Peter Dietz (54) und Ulrich Frankenhauser (50)endet am 30. April mit der Hauptversammlung. Gelegenheit für SZ-Regionalsportredakteur Marc Dittmann, mit den Funktionären Bilanz zu ziehen. Alle stellen sich nicht mehr zur Wiederwahl.

Klaus Meschenmoser: Ich habe vor vier Jahren natürlich eine Rieseneuphorie verspürt. Aber natürlich war in der ersten Amtsperiode alles noch etwas chaotisch. Schon bald habe ich meinen Stellvertreter nicht mehr gesehen und ich stand alleine da. Der ist einfach nicht mehr gekommen. Aber zu den Zielen: Wir wollten natürlich wieder die Zuschauer mit eigenen Spielern in die Halle holen um sagen zu können: Das sind welche von uns.

Hans-Peter Dietz: Und das ist uns ja auch gelungen. Es spielen nicht mehr viele Spieler in der Mannschaft, die von außerhalb kommen. Ich zähle jetzt einen Janos Csele auch zu den Saulgauern, denn er spielt ja jetzt schon so lange hier, oder einen Henrik, der zwar Däne ist, aber inzwischen in Fulgenstadt dauerhaft lebt, geheiratet hat und sich jetzt nach seiner doch schweren Verletzung für den Bad Saulgauer Handball im Jugendbereich engagiert.

Meschenmoser: Wir haben die Spieler nicht einfach geholt, sondern uns war die Integration sehr wichtig, die Integration im Verein.

Ulrich Frankenhauser: Natürlich hat man ziemlich viele Ziele, aber das von Klaus Meschenmoser geschilderte war ein Hauptziel. Wir haben nicht viel Geld und so müssen wir das Ziel haben, eigene Spieler in die erste Mannschaft einzubauen.

Meschenmoser: Wir wollten eben auch die Jugendarbeit verbessern.

SZ: Und welches Fazit ziehen Sie?

Dietz: In der vergangenen Saison haben wir eine bessere Vorrunde gespielt, in dieser Saison - nach einer schwachen Vorrunde - eine bessere Rückrunde. In der Vorrunde sind wir in dieser Saison mitten im Abstiegskampf gesteckt. Aber die Mannschaft hat sich am eigenen Schopf da rausgezogen, vor allem auch dank des Zusammenhaltes.

Frankenhauser: Sportlich ist es ganz gut gelaufen, auch wenn wir in der Vorrunde in einer schwierigen Lage waren. Wir - und dazu gehört auch der sportliche Leiter Günther Halder - haben uns in einer Abstimmung entschlossen, trotz Druck von außen, den Trainer nicht zu entlassen.

SZ: Etwas, das in den vergangenen Jahren nicht immer selbstverständlich war in

Meschenmoser: Damals wurde der Druck auf mich einfach zu groß und dem habe ich nicht Stand gehalten. Wenn Sie bereits am Samstag oder Sonntag Anrufe bekommen, die sagen: Schmeißt den raus, macht dies, tut das. Das ist nicht so einfach. Ich war ja noch ein Frischling als Vorsitzender. Bei Jochen Trinkner gab es dann später das gleiche Theater, aber da war ich dann standhafter. Da habe ich gesagt, wir machen mit Jochen die Saison zu Ende. Da lasse ich keine Diskussion zu.

Dietz: Natürlich gab es auch in dieser Saison die eine oder andere schwierige Phase. Doch als die Trainerfrage diskutiert wurde, haben wir uns zu viert zusammengesetzt, Klaus Meschenmoser, Uli Frankenhauser, Günther Halder und ich und nach einer Abstimmung entschieden: Der Trainer bleibt. Wenn wir ihn entlassen hätten, hätte er keinen schönen Abgang gehabt. So können wir ihm am Ende der Saison danke sagen und ihn zum SC lehr verabschieden. Und ich wünsche ihm dort alles Gute.

SZ: Trotzdem: War die Partnerschaft mit Philipp Gyaja nicht für länger angelegt?

Dietz: Zwei Jahre Vertrag, das ist in dem schnelllebigen Handballgeschäft eine lange Zeit. Wenn wir die finanziellen Möglichkeiten hätten, einen hochklassigen Kader wie zum Beispiel der VfL Pfullingen in hat, auf die Beine zu stellen, dann hat es der Trainer leichter, auch wenn der Erwartungsdruck dann natürlich auch immer höher wird. Das Mittelfeld der Württemberg-Liga war unser Ziel, der Nichtabstieg und das Erreichen des 9. Platzes im vergangenen Jahr war in Ordnung. Wenn wir etwas Glück haben können wir uns dieses Jahr noch verbessern.

Frankenhauser: Zur Trennung von Philipp Gyaja zum Saisonende hat auch beigetragen, dass er Handball in Bad Saulgau nicht mehr mit seiner Familie und dem Beruf als Lehrer vereinbaren kann. Er kann einfach nicht mehr dreimal zum Training nach Bad Saulgau kommen, weswegen er uns auch die Lösung mit Hubert Höhn, welcher das Montagstraining leiten sollte, vorgeschlagen hat. Wir haben diese dann auch akzeptiert, was sich als sehr gute Maßnahme herausgestellt hat.

Dietz: Das Familienleben leidet sicher unter dem Handball. Aber wenn ich zurückdenke; ich bin jetzt seit 1990 beim Handball in Bad Saulgau dabei und ich weiß nicht, wann wir zuletzt einen Trainer hatten, der zwei Jahre im Amt war.

SZ: Herr Meschenmoser, gab es zwischen Ihrer ersten und zweiten Amtsperiode einen Unterschied?

Meschenmoser: In der ersten Periode hieß es, dass man einen nicht spezifischen Handballvorstand sucht. Das war aus heutiger Sicht ein Fehler.

SZ: Was hinterlassen Sie Ihren Nachfolgern. Welches Feld sehen Sie bestellt und wo sehen Sie Arbeit auf Ihre Nachfolger zukommen?

Frankenhauser: Viel Arbeit kommt auf unsere Nachfolger bei der Sponsorensuche zu. Diese Kontakte wollen gepflegt sein. Es ist klar, dass Sponsoren wegfallen werden angesichts der schwierigen wirtschaftlichen Lage. Man kann mit Einbußen von rund 20 Prozent rechnen. Aber natürlich werden wir unseren Nachfolgern - vor allem in der Übergangszeit helfend zur Seite stehen. Und auch, wenn sie wollen Gespräche führen.

Meschenmoser: Bei den Sponsoren müssen unsere Nachfolger frisch anfangen - wie ich damals auch. Ich bin praktisch ins kalte Wasser gesprungen, hatte überhaupt keine Erfahrungen in dieser Hinsicht. Das sieht natürlich inzwischen anders aus. Und wenn wir für den neuen Vorstand Kontakte herstellen sollen, werden wir das selbstverständlich tun. Inzwischen ist auch in der Jugendarbeit viel in die Gänge gekommen, eine neue Homepage ist auf dem Weg, auf die die einzelnen Mannschaften selbst ihre Berichte einstellen können. Es haben sich viele fähige Leute zusammengefunden, um in der Abteilung zusammenzuarbeiten, ehemalige Spieler wie Henrik Utoft, Holger Beck, Krischen Hillenbrand, Markus Weiser.

SZ: Sie haben eine Aktion gestartet, um die finanzielle Lage zu verbessern und den Ausfall einiger Sponsoren aufzufangen.

Frankenhauser: Wir haben versucht, das finanzielle Loch mit einem Spendenaufruf aufzufangen. Wir haben jedem Besucher einen Flyer in die Hand gedrückt, auf dem sich jeder eintragen konnte, was er bereit ist zu geben. Wir sind in einer Situation in der jede Spende hilft. Schulterklopfer helfen uns da nur bedingt. Wir haben zum Beispiel den billigsten Eintritt in der gesamten Liga. Auch darüber muß nachgedacht werden.

SZ: Warum geben Sie Ihren Nachfolgern auch noch eine Homepageauf den Weg? Ist das nicht eine Bürde? Ich meine, wenn Sie die nicht wollen sitzen sie nun darauf?

Dietz: Der jetzt bestehende Internetauftritt ist eine von Günther Halder allerdings sehr gut selbstgemachte Homepage, welche in den Not entstanden ist. Es war der Wunsch, dass sich die Mannschaften in Zukunft selbst einbringen können. Wir haben nun einen professionellen Internetauftritt in die Wege geleitet. Die neue Homepage wird ab der kommenden Saison zur Verfügung stehen.

SZ: Welche sportliche Perspektive finden Ihre Nachfolger vor?

Frankenhauser: Natürlich haben wir nicht die Infrastruktur wie beispielsweise Konstanz, aber wenn unsere Nachfolger hergehen und den Sponsoren zeigen, wir haben dieses Konzept und man die Namen der neuen Mitarbeiter in der nennen kann, wird die Sponsorensuche leichter. Dass sich so viele engagieren wollen, ist ja ein gutes Zeichen. Finanziell wird sicherlich ein geringeres Budget zur Verfügung stehen. Trotzdem: Andere Mannschaften wären froh, sie hätten diesen Background. Der Verein ist sportlich intakt.

Dietz: Natürlich gibt es einige Abgänge, die Löcher reißen werden. Aber mit einer Handvoll engagierter Leute wird es sicher gelingen, eine neue Mannschaft zusammenzustellen. Wir sind ja auch nach wie vor mit im Boot, Gespräche mit potentiellen Trainern und Spielern laufen. Wir sind ja nicht weg. Natürlich kann keine Mannschaft Spieler wie Tobias Meiners oder Holger Behr von heute auf morgen ersetzen, die könnten beide locker eine Klasse höher spielen und jetzt wechseln sie eine Klasse tiefer.

Meschenmoser: Aber vielleicht braucht die Mannschaft auch so einen Schnitt.

Dietz: Ja, das könnte natürlich auch ein Anreiz sein. Aber das Ingo und Tobias gehen, tut mir jetzt schon weh, das sind zwei Super-Freunde geworden. Aber der Verein ist ja mehr. 320 Jugendliche, die bei uns Handball spielen, die im Verein eine sportliche Zukunft haben. Ziel muss es für die Zukunft sein, aus Jugendarbeit noch mehr qualifizierte Spieler zu bekommen. Aber das wird einige Jahre dauern, bis das soweit sein wird.

Frankenhauser: Die Abgänge sind auch zeitlich zu erklären. Spieler wieIngo Behr und auch Robert Kraljevic fahren inklusive Spiel 16 Mal pro Woche die Strecke Konstanz - Bad Saulgau.

Meschenmoser: Da sind wir keinem böse, der sagt, er will das nicht mehr auf sich nehmen.

SZ: In dieser Saison soll es immer wieder Dispute zwischen einzelnen Spielern und dem Trainer gegeben haben. Spieler, die sich dann bei einem von Ihnen ausgeweint haben?

Meschenmoser: In so einer Mannschaft sind natürlich nicht immer alle gut Freund miteinander, das ist klar. Das liegt in der Natur der Dinge. Und der eine oder andere Spieler sagt was und dann geht es los. Es jedem Recht zu machen ist eine Kunst, die nicht funktioniert. Man muss auch die Spieler verstehen.

SZ: Was war für Sie die schwerste Stunde in Ihrer Amtszeit?

Dietz: In meiner Karriere als Funktionär war das sicher der Tod von Michael Clus. Zum einen als Freund, zum anderen natürlich in der Arbeit der Abteilung. Momo hat beispielsweise alles in der Mitgliederverwaltung gemacht. Er hatte so viel Herzblut in die Abteilung gesteckt, so viele Aufgaben übernommen. Da hat uns danach Klaus Mentz sehr geholfen. Dafür auch nochmals herzlichen Dank.

Frankenhauser: Als Momo vor zwei Jahren gestorben ist, hat er natürlich menschlich eine Riesenlücke hinterlassen. Wir hatten damals größte Schwierigkeiten an Momos Daten zu kommen. Wir haben daraus gelernt, dass wir unsere Nachfolger drei, vier Monate begleiten werden, um zu zeigen, wie beispielsweise die Mitgliederverwaltung funktioniert. Hier hat uns aber Klaus Mentz bereits zugesagt, dass er diese Mitgliederverwaltung weitermachen wird. Auch dafür ein herzlicher Dank von uns.

SZ: Zur Nächsten Saison: Wer treibt die Planungen voran. Sie werden nicht mehr im Vorstand sein, ein neuer steht noch nicht fest? Wer wird denn Trainer? Könnte Hubert Höhn eine Lösung sein, der seit einigen Monaten schon das Training für Philipp Gyaja macht?

Dietz: Hubert Höhn wäre sicher für das gesamte Training ein sehr wichtiger Mann, nicht nur für die erste Mannschaft. Er hat bereits einen Trainingstag mit den Jugendlichen gemacht. Die Jugendlichen waren absolute begeistert. Hubert Höhn arbeitet ja auch als Auswahltrainer. Ich denke, als Trainer der ersten Mannschaft kommt er nicht infrage, aber die Sache mit dem Jugendtraining sollte ausgebaut werden. Aber insgesamt kann man sagen: Welcher Verein hat einen Trainerstab, indem ein ehemaliger Regionalliga- und Auswahlspieler wie Holger Beck eine weibliche C-Jugend trainiert. Wir sind froh, dass sich solche Leute nun noch stärker engagieren wollen.

SZ: Hat Sie der Schritt bzw. das Interview von Utoft und Beck in der SZ in der Form überrascht? Oder vielleicht sogar verärgert?

Meschenmoser: Wir nehmen es ihnen nicht übel. Aber als wir das aus der Zeitung erfahren haben, haben wir mit ihnen gesprochen und damit war die Sache vom Tisch. Sie (Herr Dittmann) können ja auch nicht einfach Sachen ohne das Wissen Ihres Vorgesetzten machen und Entscheidungen treffen.

SZ: Und warum hören Sie ausgerechnet jetzt auf?

Meschenmoser: Vor zwei Jahren habe ich gesagt, ich mache nochmals zwei Jahre weiter. Aber jetzt ist ein Punkt erreicht, wo ich sagen muss: Es geht nicht mehr. In der Fahrschule habe ich sehr viel am Hals, außerdem brauche ich mehr Zeit für die Familie. Ich gehe morgens früh aus dem Haus und komme oft nachts spät heim. Es ist einfach zu viel geworden.

Dietz: Bei mir verhält sich die Sache ähnlich. Ich habe eine Tochter, die mich braucht, Beruflich bin ich oft bis spät abends unterwegs und am Wochenende bin ich ja noch oft genug mit dem Bus fürs Handball unterwegs. Natürlich lassen wir unsere Nachfolger nicht alleine. Sie können mit unserer Unterstützung rechnen.

Frankenhauser: Uns ist wichtig ist dass wir die Ämter sauber übergeben und wir niemanden im Regen stehen lassen

SZ: Was sagt Ihr viertes Vorstandsmitglied dazu - der sportliche Leiter Günther Halder? Wie sind eigentlich die Aufgaben des sportlichen Leiters definiert?

Meschenmoser: Günther Halder hat mich vor 20 Jahren zum Handball gebracht. Und in der Zusammenarbeit war er sehr wichtig. Wir haben immer sehr viel ausdiskutiert und es hat nie ein böses Wort gegeben, die Diskussion mit ihm waren zwar kontrovers, aber immer sachlich.

Dietz: Ohne Günther Halder wären wir in vielen Situationen blöd dagestanden. ER hat quasi die ganze Koordination des Vereines übernommen. Auch die Planungen und Durchführung der Jugendabteilung, da wir ja keinen Jugendleiter hatten, die Hallenbelegungen, die HVW-Termine, den Internetauftritt, Hallenheft und, und, und....... Ohne ihn wären wir aufgeschmissen gewesen. Ihm gebührt ebenfalls ein herzliches Dankeschön.