StartseiteRegionalRegion SigmaringenBad Saulgau„In erster Linie ein guter Vergleich“

Buchbühlstadion

„In erster Linie ein guter Vergleich“

Bad Saulgau / Lesedauer: 9 min

Roman Veryaskin (Zenit St. Petersburg) zum Start des 48. Internationalen Juniorenfußballturniers in Ostrach
Veröffentlicht:18.05.2018, 21:49

Von:
Artikel teilen:

Die 48. Auflage des Yokohama-Cups beginnt am heutigen Samstag im Ostracher Buchbühlstadion. Vor dem Turnierstart unterhielt sich SZ-Regionalsportredakteur Marc Dittmann mit Roman Veryaskin, in der Jugendakademie von Zenit St. Petersburg verantwortlich für den Besuch von Turnieren, die bei Zenit einen hohen Stellenwert genießen. Das ist genauso Thema wie ein Ausblick auf das Team, das Zenit nach Ostrach entsendet, ein Einblick in den Jugendfußball bei Zenit und in Russland und in die Strukturen. Und auch die Weltmeisterschaft, die in vier Wochen in Russland beginnt, ist Thema.

Welche Ziele haben Sie mit Ihrer Mannschaft in Ostrach? Warum haben Sie Ihre Teilnahme zugesagt?

Jedes Turnier erlaubt es uns, uns gegen andere Spieler anderer Länder zu testen. Dieser Wettbewerb zeigt uns unsere Stärken und Schwächen, an denen wir dann im Training arbeiten können. Natürlich wollen wir immer gewinnen, aber das ist nicht das Wichtigste. Das ist, dass die Spieler Fortschritte machen. Ich glaube, dass unsere Teilnahme am Turnier in Ostrach der nächste Schritt vorwärts auf dem Weg unserer jungen Spieler ist.

Und allgemein formuliert: Was sind Ihre Ziele im Jugendfußball von Zenit?

Die Hauptaufgabe der Akademie ist es, Spieler auf die erste Mannschaft vorzubereiten, der Verein hat eine durchlässige Trainingsstruktur ausgearbeitet - Akademie, U21, zweite Mannschaft, erste Mannschaft. Nicht jeder Spieler wird in der Lage sein, in Zenits erste Mannschaft zu kommen, aber wir wollen, dass so viele Spieler unserer Akademie wie möglich für andere Mannschaften in Russlands höchster Liga, der Premier League , spielen.

Im Vergleich mit anderen Mannschaften in Europa und in der Welt. Was glauben Sie: Wo steht der russische Fußball überhaupt und speziell der russische Jugendfußball?

Unseren Fußball mit dem in Europa vergleichen zu wollen, ist für uns noch ein bisschen weit weg, aber wir arbeiten alle am Erfolg und im Jugendfußball beginnen wir, die Spieler auszubilden und große Talente in unserer Region zu suchen und ihnen europäische Erfahrungen mit einem russischen Einschlag zu geben. Wir nehmen immer an verschiedenen Seminaren und Konferenzen mit anderen Akademien in ganz Europa teil und nehmen gerne neue Anregungen an, um unsere Spieler zu entwickeln.

Um auf Ihre Akademie zu sprechen zu kommen: Wie viele Spieler leben dort? Gehen sie zur Schule oder zum Beispiel zur Universität oder zur Arbeit?

Wir haben rund 250 Spieler in unserer Akademie. Wir haben auch „Zweigstellen“ in denen insgesamt 1500 Jugendspieler Fußball spielen. Kinder ab der siebten Klasse, die Sportklassen in einer Akademie besuchen, die sich in der Nähe ihrer Schulen befinden. Das hilft den Kindern, eine gute Schulbildung zu bekommen und diese mit der Schule kombinieren zu können. Für Jungen aus anderen Städten gibt es ein Internat.

Von woher kommen Ihre Fußballschüler? Wir groß ist Ihr Einzugsgebiet und ab welchem Alter können sie zu Zenit kommen?

Die Auswahl beschränkt sich vornehmlich auf die Region St. Petersburg und das Gebiet Leningrad (das Verwaltungsgebiet um St. Petersburg heißt heute noch „Oblast Leningrad“, vergleichbar mit einem Bundesland, d. Red.). Gleichzeitig beginnen bei uns Kinder ab einem Alter von fünf Jahren Fußball zu spielen, in den Partnervereinen, in der Nähe ihrer Heimat. Die besten Spieler kommen dann zu uns in die Akademie. In der Zenit-Akademie trainieren auch Kinder aus anderen russischen Städten und Regionen. Sie können zu uns kommen ab einem Alter von 13 oder 14 Jahren und leben dann bei uns im Internat.

Wie schwierig ist es für einen Akademiespieler, es bis in die erste Mannschaft zu schaffen?

Für Absolventen der Akademie ist es nicht einfach, den Sprung in die erste Mannschaft von Zenit zu schaffen. Denn unser Verein hat das Hauptziel, die russische Meisterschaft zu gewinnen und erfolgreich in der Champions League zu sein. Deshalb ist die Mannschaft mit sehr starken Spielern bestückt, darunter Nationalspieler aus anderen Ländern. Deshalb ist es natürlich sehr schwierig für einen jungen Spieler den Sprung in die erste Mannschaft zu schaffen. Aus diesem Grund haben wir eine zweite Mannschaft, Zenit II, die in der zweithöchsten russischen Liga spielt, der 1st Division. Dort sammeln die Spieler Erfahrungen und verbessern ihre Fähigkeiten.

Derzeit spielen in der russischen Premier League einige Absolventen der Zenit-Fußballakademie, in fast jeder Mannschaft. Und auch in der zweithöchsten Liga spielen viele Zenit-Absolventen.

Welche Auswirkungen hatten die Erfolge, die Zenit in den vergangenen zehn Jahren hatte, der Gewinn des Uefa-Cups, des europäischen Supercups und die nationalem Meisterschaften, die Zenit gewonnen hat. Macht das die Sache noch schwieriger, dass Absolventen der Akademie den Sprung nach oben schaffen, auch weil so viele ausländische Stars in der ersten Mannschaft spielen wie der Italiener Domenico Criscito , der sogar Zenit-Kapitän ist (Criscito bestritt am vergangenen Wochenende sein letztes Spiel für Zenit, d. Red.) und die fünf Argentinier, die Zenit geholt hat.

Naja, natürlich haben große Erfolge auch immer Auswirkungen auf die Struktur eines Klubs. Das heißt ja auch, dass das System gut funktioniert. Aber diese Arbeit endet nie. Und für uns ist es wichtig, uns immer weiterzuentwickeln. Ohne große Talente und Stars ist es schwer, europäische Titel zu gewinnen. Deshalb ist es ja so schwierig für junge Spieler, es in die Startelf in großen europäischen Spielen zu schaffen. Deshalb gibt es für sie die Youth Champions League. Für uns und für die Akademie ist es sehr wichtig, daran teilzunehmen.

Wie eng ist die Verbindung zwischen der ersten Mannschaft und der Akademie? War ihr bisheriger Cheftrainer Roberto Mancini (Mancini unterschrieb in der abgelaufenen Woche als Trainer der italienischen Nationalmannschaft, d. Red.) ein Trainer, der einen Blick auf die Talente geworfen hat?

Dazu möchte ich nichts sagen. Er hat ja das Team inzwischen verlassen.

Wie viele Spieler stehen derzeit in der ersten Mannschaft, die ihre Ausbildung in der Akademie genossen haben? Spieler wie Ilya Skrobotov...

Zenit hat derzeit mehrere Spieler, die in der Zenit-Akademie ausgebildet wurden: Zum einen Daler Kuzyaev und Denis Terentyev. Beide durchliefen die Ausbildung, wurden dann ausgeliehen, um Spielerfahrung zu sammeln bevor sie zu Zenit zurückkamen. Auch Ilya Skrobotov, der sogar schon ein Siegtor in der Premier League geschossen hat, bekommt derzeit immer mehr Einsätze in der Ligamannschaft. Außerdem sind Nikita Kakkoev and Dmitry Pletnev junge Spieler die gute Perspektiven haben.

Wie sieht derzeit die Spielstärke der einzelnen russischen Jugendmannschaften aus. Zum Beispiel wenn man Zenit mit ZSKA oder Spartak Moskau oder anderen russischen Mannschaften vergleicht?

In jedem Jahr gibt es die Finalspiele, die die besten vier Mannschaften eines Jahrgangs erreichen. In diesem Jahr spielen die Jahrgänge 2001 bis 2004 die Titel aus. Für zehn Tage kommen alle Mannschaften an einen Ort und spielen die Finals, um den Jahrgangstitel auszuspielen. Jetzt fällt das noch schwer, dazu etwas zu sagen. Denn die Finals werden zu einem späteren Zeitpunkt gespielt. Alle Akademien, die sich für das Finale qualifizieren haben, starke Mannschaften, deshalb wird es interessante, spektakuläre Spiele geben. Um sich zu qualifizieren, muss unsere Akademie gegen alle anderen russischen Akademien spielen.

Spielen viele Ihrer U17-Spieler auch für die russische U17-Nationalmannschaft?? Welche Stars der Zukunft bringen Sie mit nach Ostrach?

Ich möchte hier keine Namen nennen. Sie werden alles selbst beim Turnier sehen. Sagen wir, dass das Ihre Aufgabe beim Turnier ist....Nach dem Turnier werden Sie Ihre Eindrücke mit mir teilen. Ich sage nur, dass es da einige Spieler gibt, die schon mehrere Male in die U17-Nationalmannschaft berufen wurden.

Und was bedeutete es Ihren Spielern in Ostrach teilzunehmen. Ist das mehr als nur ein guter Vergleich mit anderen Spielern aus anderen Ländern?

Natürlich ist es in erster Linie ein guter Vergleich mit anderen starken europäischen Mannschaften. Und zweitens, das habe ich ja schon gesagt, gegen andere starke Gegner zu spielen zeigt uns Stärken und Schwächen, in der Mannschaft und jedem Spieler einzeln. Das ergibt einen großen Block an Information für den Trainer, der mit jedem Spieler arbeitet und ihn entwickelt.

Was glauben Sie: Welchen Effekt hat die Weltmeisterschaft in Russland auf den russischen Fußball? Wird dieser Einfluss lange anhalten?

Die Weltmeisterschaft wird einen großen Einfluss auf den russischen Fußball haben. Für uns ist es wichtig, wie wir diese Gelegenheit ausnutzen. Die ganze Welt wird schauen, wie wir dieses Fußball-Großereignis organisieren und ausrichten. Auf diesem Weg werden viele Persönlichkeiten aus dem Fußball unser Land besuchen und neben den Spielen können wir Konferenzen abhalten, oder Vereinbarungen für eine zukünftige Zusammenarbeit treffen. Und überhaupt: Alle in Russland werden die Spiele schauen, was die Popularität des Fußballs steigern wird. Die junge Generation hat die Gelegenheit, zu den Spielen zu kommen, um zu sehen wie die Stars wie Lionel Messi spielen. Sie könnten zu ihren Eltern sagen: Ich will wie er werden. Für uns ist das die Gelegenheit unter noch mehr Talenten zukünftig auswählen zu können.

Was kann die „Sbornaja“ bei der WM erreichen? Ist die Mannschaft stark genug? Früher, in den vergangenen fast drei Jahrzehnten seit dem Mauerfall spielten viele Russen in ausländischen Ligen. Heutzutage eher weniger. Ist das ein Problem?

Ich denke, es gibt für die Spieler, die in einer starken Liga wie Deutschland, Italien, Spanien und England spielen, ein großer Gewinn in einer Meisterschaft zur Stammelf zu gehören. In einer Meisterschaft, in der zehn Mannschaften auf einem ähnlichen Niveau spielen. Das gäbe ihnen einen großen Leistungsschub, um sich selbst zu entwickeln und Erfahrung zu sammeln.

Zur russischen Nationalmannschaft kann ich keine Einschätzung geben, weil ich in die Arbeit nicht eingebunden bin. Aber ich möchte der Mannschaft viel Glück wünschen. Sie sollte spektakuläre Spiele zeigen und Resultate erzielen, der der Welt zeigen, dass wir guten Fußball spielen und Spiele gewinnen können.