StartseiteRegionalRegion SigmaringenBad SaulgauEngland kann Elfmeter - Russland auch

Elfmeter

England kann Elfmeter - Russland auch

Bad Saulgau / Lesedauer: 4 min

Yokohama-Cup, 2. Tag
Veröffentlicht:20.05.2018, 19:46

Von:
Artikel teilen:

Bristol City und Zenit St. Petersburg stehen im Finale (So., 16 Uhr) der 48. Auflage des Internationalen Juniorenfußballturniers um den Yokohama-Cup im Ostracher Buchbühl. Bristol City setzte sich im Halbfinale mit 5:3 nach Elfmeterschießen gegen Eintracht Frankfurt durch, Gruppensieger der Schwäbische-Zeitung-Gruppe. Und auch der zweite Sieger der Vorrunde, der 1. FC Heidenheim, musste Federn lassen. Zenit St. Petersburg, Zweiter der EnBW-Vorrundengruppe, war ebenfalls mit 5:4 im Elfmeterschießen gegen die Mannschaft von der Ostalb erfolgreich.

Beide Halbfinalspiele hatten eine Parallele. In beiden Spielen fiel ein später Ausgleich. Doch während Bristol City diesen Ausgleichstreffer durch den überragenden Marcus Day im ersten Halbfinale in einen Sieg nach Elfmeterschießen ummünzen konnte - für Frankfurt hatte Ali Loune getroffen - blieb der späte Ausgleichstreffer für Heidenheim durch einen indirekten Freistoß von Julian Stark, Ex-Salemer in Heidenheimer Diensten, unbelohnt. Sergej Chibisov hatte die Gäste aus Russland früh in Führung gebracht. Heidenheim musste im Elfmeterschießen Zenit St. Petersburg den Vortritt lassen.

Nach dem deutschen Jahr 2017, mit dem Finale Hannover 96 gegen den FC Augsburg, gibt es in diesem Jahr also wieder ein Aufeinandertreffen zweier ausländischer Gastmannschaften. Bristol City ist die erste englische Mannschaft seit Tottenham 1994, die ein Finale erreicht. Damals lenkte der spätere Weltstar Sol Campbell die Geschicke in der Abwehr, dieses Mal ist es eher das englische Kollektiv, das überzeugt. Aber selbst Bristols Akademieleiter Gary Probert ist offen begeistert von seiner Mannschaft, die - wie auch Zenit St. Petersburg - bei ihrer ersten Teilnahme im Buchbühl - auf Anhieb das Finale erreicht hat. „Wir haben Spieler von 14 bis 18 Jahren in Ostrach dabei“, sagt Probert. „14 Jahre alte Spieler deshalb, weil unsere U16-Spieler derzeit ihr Examen schreiben.“ Und trotz Kollektiv - es gibt auch beim Bristol City Football Club das, was man einen echten Glücksgriff nennt. Antoine Semenyo, der Mann mit der Nummer 10, der im Spiel gegen Midtjylland (3:2) bereits zum Spieler des Spiels avancierte und zum „Man of the Match“ gewählt wurde. „Ein richtig guter Kerl“, sagt Probert über den jungen Spieler, der zu Beginn des Jahres volljährig wurde. „ Er hat bis vor einem halben Jahr nur im College gespielt, nie im Verein. Er hatte überhaupt keine taktische Erfahrung oder Ausbildung. Aber er ist ein echtes Naturtalent“, ist Probert von der Leistungsstärke des Angreifers überzeugt. „Wir haben ihn mit einem langfristigen Vertrag ausgestattet. Sonst kommen die großen Klubs und holen ihn uns weg.“

Doch nicht nur fußballerisch ist der junge Mann mit dem extravaganten Haarschnitt ein echter Gewinn für den Verein. Er ist auch ein Typ, der sich um seine jüngeren Mitspieler kümmert. „Er hat schon bei den Profis mittrainiert, lernt schnell dazu und wenn er bei uns in der Jugend ist, ist er richtig klasse. Er nimmt die jüngeren Spieler so richtig unter seine Fittiche. Er spricht mit ihnen, redet ihnen gut zu oder nimmt sie einfach auch mal in den Arm, auch im Hotel hat er das wieder gemacht, viel gesprochen, viel getan. Er ist super zu allen. Ein richtig feiner Kerl.“ Probert hofft, einen wie Semenyo noch lange im Verein halten zu können, denn natürlich ist der Wettbewerb um gute Spieler gerade in England groß. Und natürlich ist Bristol auch nicht die ganz große Nummer im englischen Fußball. Nicht zu vergleichen mit den „Big Five“, Manchester United, Manchester City, Liverpool, Tottenham und Arsenal. Das weiß auch Probert. Selbst Klubs wie David Wagners Huddersfield Town sind derzeit weit weg, auch weil die Fernsehgelder zwischen Premier League und 1st Division ungleich verteilt sind. Entsprechend bemühen sich die Teams aus der zweiten Reihe um eine gute Jugendausbildung.

„Wir haben derzeit zwei Spielfelder nur fürs Training. Meistens trainieren wir auf Naturrasen. Nur die jüngeren Kinder spielen bei uns auf Kunstrasen, um ihre Technik zu verbessern. Übrigens habt Ihr hier einen ganz tollen Platz und super Bedingungen, ein tolles Turnier“, lobt Probert den Yokohama-Cup.

Und: Gary Probert ist richtig froh, Pfingsten in Ostrach verbringen zu können, fernab vom Harry-Meghan-Wahn in Great Britain. Angesprochen auf den Hype um die royale Hochzeit winkt er nur ab und rollt die Augen. „Das ist völlig wahnsinnig. Aus ganz Europa, ja aus der ganzen Welt kommen Touristen, um in den Straßen zu stehen und einen Blick auf Harry und Meghan zu erhaschen. Die sind völlig wild. Manche tragen Masken mit Harrys Konterfei. Völlig verrückt. Wenn ich derzeit in Engländ wäre: Ich glaube ich wäre während der Fernsehübertragung einfach mit meinen Kindern nach draußen gegangen, um mit ihnen zu spielen.“

Und um dem ganzen Wahn eine Krone aufzusetzen könnte er als frischgebackener Yokohama-Cup-Sieger nach Hause kommen.