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Warum sich Grünen-Abgeordneter Martin Hahn gegen den 1000-Kühe Stall ausspricht

Bad Saulgau / Lesedauer: 3 min

Der Grünen-Abgeordnete Martin Hahn sieht das Vorhaben kritisch, aber Vorteile in einer Kooperation
Veröffentlicht:24.01.2021, 15:36

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Über die Zukunft der Landwirtschaft haben die Landtagsabgeordneten der Grünen, Andrea Bogner-Unden und Martin Hahn, am Freitagabend in einer digitalen Veranstaltung diskutiert.

Ein Manko des Veranstaltungsformats der Videokonferenz wurde gleich zu Beginn deutlich: Ein Teilnehmer störte die Runde absichtlich mit Einspielern und Musik – wurde nach Ermahungen aber prompt von Moderator und Kreisvorsitzendem Klaus Ernst Harter rausgeschmissen. So konnten die knapp 50 Teilnehmer ungestört ihren Austausch fortsetzen. Bogner-Unden hob die Bedeutung des Biodiversitätsgesetzes hervor. Dessen Eckpunkte gehen auf das Volksbegehren „Rettet die Bienen“ zurück. „Diese Maßnahmen müssen sich in der nächsten Legislaturperiode bewähren und gegebenenfalls nachjustiert werden“, sagte die Abgeordnete für den Kreis Sigmaringen .

Ausführlich referierte ihr Kollege aus dem Bodenseekreis. Hahn ist selber Landwirt, agrarpolitischen Sprecher seiner Landtagsfraktion und Vorsitzender des Ausschusses für den Ländlichen Raum und Verbraucherschutz. Den derzeitigen Strukturwandel in der Landwirtschaft bezeichnete er als den „härtesten, den ich selber je erlebt habe“. Um ein weiteres Höfesterben zu vermeiden, gehen die Einigungen der EU-Agrarminister seiner Meinung nach nicht weit genug. Die Agrarpolitik der Europäischen Union habe unter anderem aufgrund der hohen Fördersummen gravierende Auswirkungen auf die Arbeit der Landwirte. Mehr als eine Milliarde Euro fließe pro Jahr in den Südwesten. Zum Vergleich: Vom Land Baden-Württemberg selbst sind es jährlich rund 200 Millionen. „Das Geld darf nicht nur nach dem Flächenprinzip und mit der Gießkanne verteilt werden“, warnte Hahn. Zudem sprach er sich für eine Pflicht von qualifizierten Kennzeichnungen für Lebensmittel aus. Bei Eiern sei erkennbar, wie gut dies funktioniere. In der Corona-Pandemie zeige sich, dass die Menschen sich bewusst nach der Herkunft der Lebensmittel erkundigen und auch bereit sind, einen höheren Preis für Qualität zu zahlen. Für ihn sei es auch eine Frage der sozialen Gerechtigkeit, dass Lebensmittel, die hier produziert werden, einen anderen Preis haben.

In der Fragerunde wurde Hahn unter anderem nach seiner Position zum 1000-Kühe-Stall in Hahnennest gefragt. „Es ist meine tiefe Überzeugung, dass wir den nicht brauchen“, stellte er klar. Auch wenn er baurechtlich möglich sei, mache er keinen Sinn, weil in der Landwirtschaft nicht das Problem von zu wenig Milch herrsche. Das Modell der Kooperation hingegen - wie in Hahnennest - sehe er in der Landwirtschaft als zukunftsfähig an. „Es ist aber fraglich, ob dazu 1000 Kühe erforderlich sind“, sagte der Abgeordnete.

Ebenfalls wurde Hahn nach seiner Meinung zur solidarischen Landwirtschaft wie in Sigmaringen gefragt. Dabei zeigte er sich gespalten. „Der Landwirt in mir ist davon noch nicht so ganz überzeugt, weil Aufwand und Ertrag noch nicht in einem Verhältnis stehen. Da spricht der Optimierer in mir“, sagte Hahn. Das Modell sei jedoch sehr wertvoll, um eine Wertschätzung für das zu entwickeln, was dabei entsteht. Dem schloss Bogner-Unden sich an: „Das schärft das Bewusstsein der Verbraucher und das ist uns ein großes Anliegen."