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Klärstufe

Eine weitere Klärstufe soll Mikroplastik aus dem Wasser entfernen

Sießen / Lesedauer: 3 min

Josef Braxmaier vom Stadtbauamt in Friedrichshafen erläutert die Pläne zur Wasserreinhaltung der Stadt am Bodensee
Veröffentlicht:27.02.2020, 06:00

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„Öko-Dienstag“ nennt sich eine Veranstaltungsreihe im Kloster Sießen . Bei der diesjährigen Veranstaltung im Kloster Sießen am Fasnetsdienstag erläuterte Johann Braxmaier aus Friedrichshafen, warum für die Reinigung von Abwasser inzwischen eine vierte Klärstufe für Kläranlagen notwenig ist: Menschlich bedingte Spurenstoffe sollen damit aus dem Wasser abgezogen werden und dazu zählt auch Mikroplastik.

Zu ihrem „Öko-Dienstag“ haben die Sießener Schwestern dieses Jahr Johann Braxmaier, den stellvertretenden Abteilungsleiter der Abwasserreinigung im Stadtbauamt Friedrichshafen eingeladen. Dort soll noch in diesem Jahr eine vierte Reinigungsstufe eröffnet werden. Bewusst laden die Franziskanerinnen von Sießen seit drei Jahren parallel zum Fastnachts-Umzug zu dieser Veranstaltungsreihe ein.

Abwasserreinigung geschieht bis jetzt in drei Stufen, wie Johann Braxmaier erläuterte: Mechanisch, biologisch und chemisch. Hierzu zeigte Braxmaier anschauliche Bilder aus dem Klärwerk Friedrichshafen. Zunächst hält der Rechen groben Unrat zurück, kleinere wie etwa Hygieneartikel werden durch das Feinsieb beseitigt. In Friedrichshafen werden hierdurch wöchentlich zehn Kubikmeter zum Verbrennen gefahren. Im „Sandfang“ verbreitert sich der Abwasserkanal, grobe Stoffe wie Kies und Sand setzen sich ab Boden ab.

Bei der zweiten, biologischen Reinigungsstufe kommt der Schlamm im Rahmen einer „Sequentiell biologischen Reinigung“ (SBR) in den „Belebungsbehälter“. Durch Belüftung werden günstige Bedingungen für Kleinstorganismen geschaffen, die als Schlammflocken im Nachklärbecken zu Boden sinken. So werden biologisch abbaubare Stoffe – insbesondere Stickstoff - entfernt. Der Klärschlamm wird in einem „Faulturm“ entwässert und verbrannt . Der Überschussschlamm wird abgezogen. Nachdem die Landwirtschaft aus der Düngerverwendung ausgestiegen ist, wird die gewonnene Asche nur noch durch Zementwerke verwendet, wie Braxmaier bedauerte.

In der dritten – chemischen – Reinigungsstufe kommt das immer noch phosphathaltige Wasser in die „Flockungsfiltration“. Hierbei wird insbesondere der Phosphatgehalt reduziert. Hierbei wird – ähnlich wie in einer Biogasanlage – Wärme erzeugt. Im Blockheizkraftwerk Friedrichshafen werden so jährlich 340 Kwh Strom erzeugt, etwa die Hälfte des Eigenbedarfs. Zwei mal 250 kwh Wärme kommen hinzu.

Als Zukunftsmodell stellte Braxmaier die vierte Reinigungsstufe vor, die in Friedrichshafen noch dieses Jahr eröffnet werden soll. Hierbei geht es um die Elimination von menschlich bedingten Spurenstoffen wie Mikroverunreinigungen (zerkleinerte Kunststoffprodukte, Medikamente, Körperpflege). Es gibt hierfür zwei Verfahren: Mit Aktivkohle oder mit Ozon. In Friedrichshafen wurde das Ozonverfahren gewählt. Die Anlage soll noch in diesem Jahr in Betrieb gehen. Ozon ist eine energiereiche Sauerstoffverbindung. Mit ihr muss der Abfallschlamm aus der Flockenfiltration zehn bis 20 Minuten lang Kontakt haben. Dann wird er „geknackt“, damit Bakterien es bearbeiten können. Ein Teil des Stoffes verdampft, zu Ozon.

Am Schluss seines Vortrags betonte Johann Braxmaier, was jeder tun kann, um zu viele Schadstoffe im Abwasser zu vermeiden. Arzneimittel werden richtig entsorgt, in dem man sie in den Restmüll gibt. Hier werden sie verbrannt und können nicht mehr schaden. Auf keinen Fall gehörten sie in die Toilette. Feuchttücher verstopfen die Abwasserrohre. In der Aussprache wurden viele Fragen gestellt: Muss man Wasser sparen? - Braxmaier betonte, dass man Wasser nicht verschwenden darf, aber die Abwaserrohre gespült werden müssen, wenn zu viel Müll darin liegt. - Große Betriebe wie ZF haben eigene Kläranlagen, das Wasser wird in das Abwasser der städtischen Klärwerks geleitet und regelmäßig überprüft. Die Verwendung sogenannter „Spültabs“ ist höchst problematisch.