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18 Nester, aber keine Auffangstation: Verletzte Störche müssen in Garage behandelt werden

Bad Saulgau / Lesedauer: 4 min

Nach erneuter Tierrettung fühlt sich die Storchenbeauftragte Renate Supp alleine gelassen. Der Standort in Mössingen ist zu weit weg. So ist die Situation in Bad Saulgau.
Veröffentlicht:22.07.2022, 18:00

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Tierrettung am Donnerstagabend: Die Bad Saulgauer Storchenbeauftragte Renate Supp hat über die Drehleiter der Feuerwehr Bad Saulgau zwei verletzte Jungstörche aus ihren Nestern auf dem Dach des Stadtmuseums auf den Boden geholt. Den Störchen geht es wieder besser. Doch die zunehmende Population der Störche hält Supp auf Trab. Sie fordert daher eine Auffangstation, wo schwache und verletzte Störche gepflegt und aufgezogen werden können.

Es war eher zufällig, als Renate Supp am Donnerstagabend gegen 18.30 Uhr aus ihrer Wohnung den Einsatz der Feuerwehr im Stadtmuseum beobachtete. Der Rauchmelder löste dort aus, nachdem es im Dachgeschoss zu einer Rauchentwicklung kam – offensichtlich verursacht durch einen überhitzten Kondensator einer Lampe „Es gab kein offenes Feuer. Wir haben dann die Elektronik außer Betrieb gesetzt und zur Kontrolle mehrere Wärmebildkameras eingesetzt“, sagt Stadtbrandmeister Karl-Heinz Dumbeck.

Die Feuerwehr beendete kurz danach ihren Einsatz, ließ die Drehleiter aber stehen, nachdem Supp aufgefallen war, dass sich in zwei von drei Nestern die Jungstörche unnatürlich verhielten. „Bei einem Storch stand der Flügel komisch nach oben ab, der andere ließ den Kopf nach unten hängen.“

Supp befürchtete das Schlimmste, fuhr deshalb mit der Drehleiter nach oben Dach und nahm die angeschlagenen Störche mit nach unten, wo Bürgermeisterin Doris Schröter bereits den Tierarzt Dr. Frank Müller angerufen hatte.

Gebrochener Flügel

Am Freitagmorgen klang Supp, in deren Garage die Störche nach der ärztlichen Behandlung die Nacht verbrachten, erleichtert. „Die Störche sind wieder wohlauf.“ Einer wurde von ihr noch beringt. In diesem Fall endete die Tierrettung glimpflich, aber zwei tote Störche gibt es dennoch zu beklagen.

Einer brach sich den Flügel und musste eingeschläfert werden, der zweite muss vermutlich bei seinen ersten Flugversuchen gegen eine Fassade geflogen sein. Renate Supp begann vor etwa vier Jahren ehrenamtlich als Storchenbeauftragte in Bad Saulgau, um die Storchenbeauftragte des Regierungspräsidiums Tübingen, Ute Reinhard, bei ihrer Arbeit zu entlasten.

Renate Supp, Storchenbeauftragte von Bad Saulgau

Und Arbeit gibt es in Bad Saulgau genug. Seit Supp die Storche beringt, hat sich die Zahl der Nester nahezu verdoppelt. 18 Nester sind es inzwischen alleine in Bad Saulgau. Der Zuwachs merken auch die Nachbarkommunen wie Altshausen, Riedlingen, Ebenweiler, Ostrach. „Störche sind Kolonietiere“, so Supp. Bad Saulgau würden die Störche auch wegen der guten und intakten Umwelt bevorzugen.

„Das ist ein Verdient des Umweltbeauftragten Thomas Lehenherr“, sagt Supp. Mit noch mehr Nestern und Störchen rechnet sie allerdings nicht. „Die Population reguliert sich selbst durch das Nahrungsangebot“, so Supp, die jeder Zeit damit rechnen muss, dass ein Storch aus dem Nest fällt oder nicht mehr ins Nest zurückfindet.

Bürgerinnen und Bürger würden die Störche melden, die fern ab ihrer gewohnten Umgebung gesehen werden, wofür Supp den Bürgerinnen und Bürgern auch dankbar ist. „Wir sammeln reihenweise die Störche ein.“ Die enge Bebauung in der Innenstadt erschwere die ersten Flugversuche der Jungstörche.

Voliere und Käfige

Für die Störche opfert Supp gerne ihre Zeit. Keine Frage. Aber eins müsste sich dringend ändern. „Wir brauchen hier in der Region unbedingt eine Auffangstation.“ Die nächste Auffangstation für Störche ist in Mössingen am Fuße der Schwäbischen Alb. „Viel zu weit weg. Wir brauchen kürzere Wege, um die Störche aufpäppeln zu können“. Und außerdem seien in Mössingen so gut wie keine Störche, sondern Raubvögel.

„Mir tun die Störche echt leid“

Renate Supp, Storchenbeauftrage von Bad Saulgau

Der Bedarf für eine Auffangstation sei auf jeden Fall vorhanden. Notwendig wären dafür eine große Voliere und Käfige sowie Personal. Das könnte eine FSJ-ler und müsste eine Fachkraft sein. Beim Regierungspräsidium Tübingen wurde das Thema schon angestoßen. „Es scheitert an der Finanzierung“, sagt eine enttäuschte Renate Supp, die sich alleine gelassen fühlt. „Mir tun die Störche echt leid“, sagt sie, unterbricht das Telefonat, weil der nächste Storch schon wieder ihre Hilfe braucht.