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Chorgemeinschaft

Chorgemeinschaft Cantemus trifft Dixieland

Bad Saulgau / Lesedauer: 3 min

Ungewohnte Klänge machen Gottesdienst zum Erlebnis
Veröffentlicht:18.02.2019, 19:23

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Ein Hörerlebnis der besonderen Art hat der Sonntagsgottesdienst in der Johanneskirche in Bad Saulgau beschert. Unter der Leitung von Schwester Eva Maria Schenk vom Kloster Sießen kam die „Ragtime Mass“ von Johann Simon Kreuzpointner zur Aufführung. Der klassische Kirchenchor wird bei diesem ungewöhnlichen Werk von einer fröhlich aufspielenden Jazzband auf wunderbare Weise ergänzt.

Die Chorgemeinschaft Cantemus („Wir singen“) gibt es unter dieser Bezeichnung seit fünf Jahren. Als Schwester Eva Maria Ende 2008 ihre Leitung übernahm, trug sie noch den sperrigen Namen "Kirchenchor Renhardsweiler/Kirchenchor Braunenweiler". Laut Hedi Straub, deren glockenhelle Stimme am Sonntag die Gottesdienstbesucher verzauberte, sei es seither aufwärts gegangen mit dem 27-köpfigen Chor, und Auftritte wie der heutige gäben ihm weiter Auftrieb. Geprobt wird einmal wöchentlich. Ein Chormitglied ist am Samstag leider schwer verunglückt, was allen sehr nahegeht.

„Sister Eve Mary“

Den Vorschlag, die „Ragtime Mass“ einzustudieren, erhielt Schwester Eva Maria von Alexander Springer. Der Trompeter ist mit ihrer Nichte verheiratet. Ihr Neffe Wolfgang Schenk spielt Posaune, und so lag der Gedanke nahe, die beiden für die Jazz-Combo zu rekrutieren, die der Komponist für seine Messe vorsieht. Zusammen mit Schwester Dorothee Breyer (Klavier) und Wolfgang Keinath (Schlagzeug) ergänzen sie die „Dreikönigmusig“ – Hans Georg Rimmele (Klarinette und Altsaxofon), Bruno Bischofberger (Banjo) und Peter Wagerer (Bass) – zur neuen Band. Aus Schwester Eva Maria wurde kurzerhand Sister Eve Mary, und die Formation nannte sich nach ihrer Initiatorin „Sister Eve Mary's Ragtime Band“. Zum ersten Mal war die „Ragtime Mass“ im Oktober 2017 aufgeführt worden, damals noch ohne Credo. Für die musikalische Gestaltung des Gottesdienstes am Sonntag hat Cantemus Mitte Januar angefangen zu proben und sein Repertoire um das Credo erweitert. Die liturgischen Texte sind in lateinischer Sprache gehalten, dazwischen sang Cantemus aber immer wieder auch Lieder aus dem Gotteslob auf Deutsch.

Ganz offensichtlich stieß dieser nicht alltägliche Gottesdienst auf beachtliches Interesse: Das Kirchenschiff war überdurchschnittlich gut gefüllt. Nachdem sich Pater Shinto bei Chor und Musikern bedankt hatte, brandete lebhafter Applaus auf.

Jazz im einstigen Ratssaal

Im Anschluss an diesen inspirierenden Gottesdienst zog die „Sister Eve Mary 's Ragtime Band“ in den Ratssaal im Haus am Markt um. Beim Frühschoppen in gelöster Atmosphäre unterhielten die gut gelaunten Musiker mit Jazzstandards in bester Tradition. Schon vor einem knappen Jahr hatten die "glorreichen Sieben" bei einer Jamsession im Dreikönigskeller erfolgreich bewiesen, dass sie mehr können als Kirchenmusik. Für Spaß sorgten auch die launigen Ansagen des Posaunisten Wolfgang Schenk, wahlweise auch die seines Schwagers Alex Springer (“Nach jedem Stückle a Schlückle“).

Als Abschiedssong wählte die Band „Bye Bye Blackbird“ aus, was von Schenk in eigenwilliger Übersetzung mit Tschüss, du alte Krähe" angekündigt wurde. Der Wunsch nach einer Zugabe konnte schwerlich ignoriert werden, mithin blieb dies nicht das letzte Stück. Das Bläserduo amüsierte dabei mit bizarren Tanzeinlagen. Nach exakt zwei Stunden Spielzeit strömte das zufriedene Publikum ins Freie, um das fantastische Sonnenwetter zu genießen.