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Coronazeit

Vorseer Jungstorch fällt aus dem Nest und erlebt dreistündige Odyssee

Wolpertswende / Lesedauer: 2 min

Gedankenlose Biker und Wanderer hetzen aus dem Nest gefallenes Tier auf der Jagd nach dem besten Foto
Veröffentlicht:07.07.2020, 17:00

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An sonnigen Sonntagnachmittagen ist wie immer in diesen Coronazeiten viel los in dem sonst idyllischen Örtchen Vorsee. Das wurde einem Jungstorch am vergangenen Sonntag beinahe zum tödlichen Verhängnis.

Denn der letzte von drei geschlüpften Störchen wurde offenbar von einer starken Windböe erfasst und aus dem Nest geblasen. Seine beiden Geschwister waren bereits während der Eisheiligen der Nässe und Kälte zum Opfer gefallen.

Kann nicht zurück ins Nest

Unfähig auf sein hoch auf einem Strommast thronendes Nest zurückzufliegen, erkundete der ungewöhnliche „Spaziergänger“ daraufhin die Straßen und Gärten von Vorsee.

Doch gerade zu diesem Zeitpunkt schlängeln sich besonders viele Autos durch die enge Dorfstraße – und noch mehr Fußgänger und Biker. Die steigen ab und zücken wie auch die Wanderer ihre Handys: Scheinbar will jeder ein Foto machen.

Jungstorch wird gehetzt

Dabei hetzen sie den verängstigten Jungstorch über die Straße und drängen ihn in Hausecken. Nach drei Stunden ist der Kleine total erschöpft.

Als Hermann Heudorfer, ein Anwohner aus der Dorfmitte, das Geschehen beobachtet, nimmt er Adebar Junior schützend in seinen Garten. Und überlegt, wie dem Tier geholfen werden kann, denn die zuständigen Personen sind am Sonntag nicht zu erreichen. Doch dann antwortet die Storchenbeauftragte Ute Reinhard auf seine Anfrage per E-Mail. Sie gibt Tipps und mobilisiert zudem die Feuerwehr Aulendorf.

Feuerwehr hilft bei Rückkehr ins Nest

Die kommt am Montagnachmittag mit der großen Leiter angefahren. Beate Heudorfer nimmt den „Nestflüchtling“ in den Arm, der sich daraufhin mit hängendem Hals totstellt.

Mit einer großen Portion Futtervorrat geht es mit Leiter hoch. Mit Hilfe eines Feuerwehrmannes beugt sich Beate Heudorfer wagemutig aus dem Korbgeländer zum Nest und setzt den Vogel an seinen Platz.

Erst nach einer guten halben Stunde erhebt sich dann der Kleine auf seinen langen, staksigen Beinchen und er machte sich über den mitgelieferten Futtervorrat her. Zwei weiter Stunden dauert es, bis einer der beiden Altvögel zurückkommt und mit großem Geklappere seiner Freude über das Wiedersehen mit dem Verschollenen Ausdruck verleiht.