StartseiteRegionalOberschwabenWolfeggTennisclub macht aus der Not eine Zukunft

Tennisclub

Tennisclub macht aus der Not eine Zukunft

Wolfegg / Lesedauer: 4 min

Nach Kündigung stellt sich Verein komplett neu auf – Gemeinde bürgt für Kredit
Veröffentlicht:25.04.2018, 15:53

Von:
Artikel teilen:

Ein 138 Mitglieder zählender Verein plant in Eigenregie einen kompletten Neubau von Vereinsheim und Tennisplätzen – und wird sich dadurch wahrscheinlich auf 15 bis 20 Jahre verschulden. So ein Großprojekt funktioniert nur, wenn viele dahinter stehen. Im Fall des Wolfegger Tennisclubs tragen engagierte Mitglieder das Vorhaben mit, und der Verein scheint durch das Projekt sogar gestärkt zu werden: Der Vorsitzende freut sich über Mitgliederzuwachs und über eine neue Anlage, die zu den attraktivsten in der Region zählen werde – mit einem Ganzjahresplatz, freiem Wlan und einem Online-Reservierungssystem. Die Gemeinde hat außerdem eine Bürgschaft für den Kredit übernommen, den der Club aufnehmen muss. Dabei fiel der Entschluss für das Großprojekt eher aus einer Notlage heraus.

Pachtvertrag wurde gekündigt

40 Jahre lang trugen die Mitglieder ihre Tennisspiele auf drei Sandplätzen mitten im Fürstlichen Hofgarten aus. Vor kurzem kündigte das Fürstliche Haus den Pachtvertrag jedoch auf Ende 2018, um die Möglichkeit zu haben, das Gelände künftig für Veranstaltungen nutzen zu können. „Die Kündigung hat uns wie ein Orkan getroffen“, sagt der Vorsitzende Peter Rummel. Umzug und Neubau bedeuten für den Tennisclub den größten Umbruch in der Vereinsgeschichte.

Die Kündigung stieß einige Vereinsmitglieder zwar vor den Kopf – immerhin hatten sie in den 80er-Jahren den denkmalgeschützten Turm im Hofgarten, der später als Vereinsheim genutzt wurde, kernsaniert und auch den Vorplatz hergerichtet. Schnell war aber der Entschluss gefallen, den Rausschmiss als Chance zu sehen. Beim Sportgelände Eisweiher am Ortsrand ergab sich die Möglichkeit eines Neuanfangs. Drei Plätze und ein Vereinsheim sind dort geplant, die Gesamtkosten belaufen sich auf rund 360 000 Euro, so Peter Rummel. Auch das neue Gelände gehört dem Fürstlichen Haus. Es wird der Gemeinde in Erbpacht für 99 Jahre zur Verfügung gestellt, die Gemeinde verpachtet es an den Tennisclub weiter.

Ein recht umfangreiches Projekt für den Tennisclub – der Verein muss einen Kredit aufnehmen, dessen Rückzahlung viele Jahre dauern wird. „Wir können uns das nur zutrauen, weil sich viele Mitglieder einbringen und wir die Sache professionell angehen“, sagt der Vorsitzende Peter Rummel. So wurden zur Sponsorengewinnung zum Beispiel Flyer gedruckt und Modelle angefertigt, die genau zeigen, welche Werbemöglichkeiten es auf dem neuen Gelände gibt. „Einfach an der Tür klingeln und sagen, wir wollen Geld, das funktioniert nicht“, so Peter Rummel. Um die Kosten in den Griff zu bekommen, wird das neue Vereinsheim aus gebrauchten Wohnmodulen erstellt, die bisher als Kindergarten dienten. Durch sehr gute Kontakte habe man außerdem in der Planungsphase die Kosten für Architekt und Vermesser eingespart. „Ohne diese Ideen und Unterstützungen wäre es nicht möglich, als relativ kleiner Verein so ein Projekt in der Größenordnung zu stemmen“, sagt der Vorsitzende.

Dass der Gemeinderat beschlossen hat, eine Bürgschaft für den Kredit zu übernehmen, den der Verein aufnehmen muss, sei eine große Unterstützung, fügt Rummel hinzu. „Sonst würde das Risiko bei mir als Vorsitzendem hängenbleiben.“ Und weil es trotz Geldaufnahme noch eine Finanzierungslücke gibt, bietet die Gemeinde dem Tennisclub ein zinsloses Darlehen an. Außerdem sei der Bebauungsplan auf Gemeindekosten geändert worden, sagt Bürgermeister Peter Müller. „Die Vereine, so auch der TC Wolfegg, leisten in unserer Gemeinde unglaublich viel. Gerade im Bereich der Jugendarbeit sind wir sehr froh, dass die Vereine unseren Jugendlichen Möglichkeiten bieten, ihre Freizeit sinnvoll zu gestalten. So spart auch die Gemeinde durch diese gute Arbeit Geld, welches wir ansonsten für Jugendarbeit aus kommunalen Mitteln aufbringen müssten“, fügt der Bürgermeister hinzu. Außerdem sei es schon lange ein Ziel der Gemeinde, am Eisweiher die Sportanlagen der sporttreibenden Vereine zusammen zu legen. „Nach dem Bau der Tennisanlage sind dort dann der SV Wolfegg (Fußball), der Reit- und Fahrverein mit seiner Reithalle und der TC Wolfegg untergebracht. Es war nach einer Standortdiskussion ausdrücklicher Wunsch des Gemeinderats, dass die neue Tennisanlage dort gebaut wird. Auch aus diesem Grund hat sich der Gemeinderat für diese Unterstützung entschieden.“