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Neue Sonderausstellung in Wolfegg thematisiert NS-Rassenwahn

Wolfegg / Lesedauer: 3 min

Das Bauernhausmuseum in Wolfegg zeigt „Geliebte Gabi“ – Wegen Corona gelten bestimmte Vorgaben
Veröffentlicht:02.06.2020, 16:13

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Das Bauernhausmuseum Wolfegg zeigt seit dem Pfingstwochenende eine neue Sonderausstellung. „Geliebte Gabi. Ein Mädchen aus dem Allgäu – ermordet in Auschwitz“, so der Titel der Ausstellung, stellt ein Opfer des nationalsozialistischen Rassenwahns in den Mittelpunkt: Ein katholisch getauftes und erzogenes Mädchen, das nur fünf Jahre alt werden durfte, weil seine Mutter Jüdin war. Gabi ist viel fotografiert worden. Aus den kleinformatigen Fotos von einst sind großformatige Drucke geworden, die dem Besucher Gabis glückliche Tage auf dem Bauernhof ihrer Pflegeeltern im Allgäu lebhaft vor Augen führen.

Wie es in der Pressemitteilung heißt, thematisiert die Ausstellung auf den Rückseiten der schönen Fotos die Schattenseiten: die verzweifelten Versuche von Gabis Mutter, sich und ihre Tochter aus Deutschland zu retten und die zunehmende Verfolgung der Juden durch die Machthaber bis zum massenhaften Mord. Es sind Spiel- und Anziehsachen von Gabi zu sehen, Zeitzeugen erzählen in einer Videostation von ihrer „geliebten Gabi“.

Die Ausstellung geht auf jahrelange Recherchen des Autors und Filmemachers Leo Hiemer zurück, der Gabis Schicksal 1994 in dem Spielfilm „Leni... muss fort“ verarbeitet hatte und 2019 eine historische Dokumentation in Buchform veröffentlichte. Möglich wurde die Wanderausstellung durch eine Förderung des Bundesministeriums für Landwirtschaft und Ernährung im Rahmen des Programms „LandKULTUR" sowie eines Zuschusses der Bezirk-Schwaben-Stiftung für Kultur und Bildung.

Für die Wolfegger Station der Wanderausstellung hat Kuratorin Regina Gropper mit dem Denkstättenkuratorium Oberschwaben, einem Zusammenschluss ehrenamtlicher Gedenkinitiativen, zusammengearbeitet und einige exemplarische Kapitel aus der NS-Zeit in unserer Region aufbereitet: Die Oberschwaben mit seinen Psychiatrie-Einrichtungen besonders treffenden Verbrechen im Rahmen der sogenannten „Euthanasie“, die grausamen Strafen für vermeintliche „Rassenschande“ zwischen ausländischen Arbeitern und einheimischen jungen Frauen, der große Mut einiger Bewohnerinnen und Bewohner des Dorfes Ziegelbach und das Schicksal der Widerstand leistenden Familie von Haeften. Die Ausstellung ist im Hof Reisch zu sehen. Aktuelle Informationen zum (teilweise digitalen) Begleitprogramm finden sich auf der Webseite des Bauernhausmuseums (bauernhausmuseum-wolfegg.de) sowie der Ausstellung (geliebtegabi.de). Dazu gehören eine Führung (mit Voranmeldung) durch Leo Hiemer am 7. August um 18 Uhr und eine Vorführung von „Leni… muss fort“ mit Filmgespräch am 22. August um 21 Uhr.

Neben der Ausstellung gibt es auch einige Neuerungen. So bietet die neue Museums-App eine Möglichkeit, individuell viel in den historischen Gebäuden zu entdecken. Die früheren Bewohnerinnen und Bewohner erzählen ihre Geschichten und kommen dem Besucher dabei nah. Die Museums-App kann am Eingang auf das eigene Smartphone heruntergeladen oder auf einem Leihgerät genutzt werden.

Unter dem Motto „Entdeckungsreise durchs Museum“ hat das Bauernhausmuseum in Wolfegg zudem einen neuen Museumsführer speziell für Kinder und Familien erarbeitet. Das neue Angebot besteht aus zwei Teilen: Im Kindermuseumsführer werden auf unterhaltsame und kindgerechte Art die verschiedenen Häuser und das alltägliche Leben ihrer Bewohner dargestellt, das dazugehörige Mitmachheft ist zum Rätseln, Entdecken und Erleben gemacht. Immer dabei ist der Museumskater Joschi, der den Kindern Hinweise und Tipps für die Entdeckungsreise gibt.

In den Pfingstferien sind an den Sonn- und Feiertagen Museumsvermittlerinnen auf dem Gelände unterwegs, an die sich die Besucher mit ihren Fragen wenden können. Weitere Infos dazu gibt es vor Ort an der Museumskasse. An Wochenenden und Feiertagen gibt es Speisen, Getränke, Kaffee und Kuchen.

Aufgrund der Corona-Pandemie gibt es laut Pressemitteilung besondere Regeln beim Betreten des Freilichtmuseums. So ist der Zutritt ausschließlich über den Haupteingang Zehntscheuer Gessenried möglich. Dabei gilt Maskenpflicht. Zudem gelten die üblichen Abstandsregeln von 1,5 Metern. Die Öffnungszeiten sind von 10 bis 18 Uhr, montags ist geschlossen. Es gelten die regulären Eintrittspreise. Führungen und Mitmachprojekte sind derzeit nicht buchbar. Veranstaltungen sind bis auf Weiteres nicht möglich.