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Kiesabbau

Kiesabbau: Drei Standorte in Roßberg vereint

Wolfegg / Lesedauer: 4 min

Täglich transportiert ein Güterzug Material nach Kressbronn
Veröffentlicht:07.11.2017, 18:32

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Seit Anfang des Jahres steht in der Kiesgrube Roßberg bei Wolfegg eine neue Kiesaufbereitungsanlage. Sie ersetzt die bisherige Anlage, die seit 1984 in Betrieb war. Im Juli wurde Einweihung gefeiert. Im Zuge des Neubaus hat das Betreiberunternehmen Ernst Marschall GmbH & Co. KG die ursprünglich drei Standorte in Roßberg vereint. Der Standort Kressbronn , an dem bisher Kies aufbereitet wurde, dient jetzt nur noch der Verladung für den Weitertransport. Und auch am Standort Eintürnen bei Bad Wurzach soll die Kiesaufbereitung Ende des Jahres eingestellt werden. Eine Besonderheit in Roßberg ist, dass die Kiestransporte nach Kressbronn per Bahn abgewickelt werden.

Weil die Gletscher vor langer Zeit große Mengen Kies hinterlassen haben, gibt es in der Region heute viele Kiesabbaugebiete. Eines davon in Roßberg bei Wolfegg. Von außen kaum sichtbar, weil es mitten in einem Waldgebiet liegt – aus der Nähe betrachtet eine ziemlich große Fläche. Auf rund 50 Hektar wird Kies gefördert und in der Anlage aufbereitet, das heißt gewaschen und nach Grob- und Feinmaterial sortiert. Rund 650000 Tonnen Kies verlassen pro Jahr das Roßberger Werk, sagt Betriebsleiter Axel Krieger , je nach Konjunktur der Baubranche.

Große Nachfrage

„Momentan boomt es“, so Krieger, die Nachfrage sei entsprechend hoch. Kunden des Roßberger Kieswerks seien vor allem Beton- und Asphalthersteller, die Kies für den Straßen-, Brücken- und Gebäudebau aufbereiten. Bei deren Belieferung achte man auf möglichst kurze Wege, ergänzt Florian Schmid von der Geiger-Unternehmensgruppe mit Sitz in Oberstdorf, zu der die Ernst Marschall GmbH als Tochterunternehmen gehört. „Wir wollen nicht sonstwohin fahren, sondern den Markt in der Region bedienen.“ So versorge man die Bodenseeregion und Vorarlberg sowie die Allgäuer Regionen Leutkirch, Wangen und Isny.

Zug ersetzt Lkw-Fahrten

Beim Transport kommt in Roßberg auch die Bahn zum Einsatz: Das Kieswerk hat ein eigenes Betriebsgleis, auf dem täglich ein Zug mit 30 Güterwaggons über ein Förderband beladen wird. Dies ersetze rund 80 Lkw-Fahrten, sagt Florian Schmid. Der Zug fährt dann nach Kressbronn, wo der Kies zum Weitertransport in der See-Region auf Lastwagen verladen wird. Lieferungen, die von Roßberg an Kunden in Oberschwaben oder im Allgäu gehen, starten direkt per Lkw.

Im Jahr 1984 wurde in Roßberg mit der Kiesförderung begonnen, die Genehmigung des Landratsamts läuft noch bis 2046. Im nördlichen Teil der Kiesgrube sind bereits Flächen, auf denen der Abbau abgeschlossen ist, renaturiert. Dort stehen neu gepflanzte Bäume. „Für die Renaturierung gibt es genaue Vorgaben, damit das Gebiet wieder Lebensraum für Tiere und Pflanzen wird“, sagt Betriebsleiter Axel Krieger.

In direkter Nachbarschaft befindet sich das Kiesabbaugebiet Eintürnen. Dort soll die Kiesaufbereitung bis Jahresende auslaufen und das Material stattdessen zur neuen Aufbereitungsanlage nach Roßberg gefahren werden. Hierfür gebe es eine eigene Betriebsstraße, sodass die Kieslaster nicht auf öffentlichen Straßen fahren müssen, erklärt Axel Krieger.

Der Kieszug ist ein Internetstar

Der „Roßberger Kieszug“, der täglich Kies nach Kressbronn transportiert, hat einige Fans: Auf diversen Internetplattformen sind Fotos und sogar Videos über den Güterzug zu sehen. Auch Claudius Bernhard aus Langenargen hat auf seiner Homepage eine Bildergalerie veröffentlicht. Er sei schon immer Eisenbahnfan gewesen und habe sein Hobby auch zum Beruf gemacht, berichtet der 26-Jährige, der als Fahrdienstleiter tätig ist.

Als Fachmann weiß Claudius Bernhard natürlich, wie die verschiedenen Loks heißen und wann der Kieszug unterwegs ist. „Besonders schön ist es, wenn man gegen 0.10 Uhr in Langenargen das Fenster öffnet und bereits fünf Minuten vor Durchfahrt die 225 arbeiten und den Zug rauschen hört“, schreibt er auf seiner Homepage. „Die Fotografie beschäftigt mich schon viele Jahre“, berichtet Claudius Bernhard, die Dokumentation des aktuellen Eisenbahnbetriebs stehe dabei im Mittelpunkt.

„Der Kieszug hat dabei einen besonderen Stellenwert: Durch meine Arbeit als Fahrdienstleiter bei der DB Netz AG im Stellwerk Langenargen bin ich bei der Entladung des Zuges selbst eingebunden.“ Er finde es gut und wichtig, dass dieser Zug verkehrt, denn er ersetze zahlreiche Lkw-Fahrten „und trägt somit zu einer Entlastung der eh schon verstopften B30 bei“.