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Orangerie

Geschöpfe aus gefällten Baumstämmen

Wolfegg / Lesedauer: 3 min

Mit der Ausstellung „Figurativ“ bespielen Jolanta Switajski-Schaefer und Günter Schaefer die Orangerie und den Hofgarten in Wolfegg
Veröffentlicht:24.06.2018, 16:37

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Skulpturen von Jolanta Switajski-Schaefer und Fotografien von Guenter Schaefer bespielen die Wolfegger Orangerie unter dem Titel „Figurativ“. Darauf, dass in dieser ersten Ausstellung der Saison auch im fürstlichen Hofgarten Werke platziert sind, ist Wolfeggs Bürgermeister Peter Müller besonders stolz. Er eröffnete mit Fürstin Elisabeth zu Waldburg, Wolfegg und Waldsee die sehenswerte Schau mit über 30 Holzfiguren und einer Serie Fotografien.

Der weite offene Raum der großflächig verglasten Orangerie bietet sich bestens an für die Installation frei stehender Skulpturen. Im Falle der in Vogt lebenden Bildhauerin Jolanta Switajski-Schaefer sind es fragile Geschöpfe, die aus gefällten Baumstämmen heraus entstehen. Aus Birke, Robinie, Linde, Eiche oder Tuja mittels Einsatz von Kettensägen für ebenso grobe wie höchst gewagte Schnitte. In Form von ausgesägten Durchblicken zwischen dürren Armen und gertenschlanken Oberkörpern, angesichts derer man sich die Augen reibt, wie das technisch machbar ist.

Das betrifft vor allem die im Hofgarten platzierte Vierer-Gruppe mit Skulpturen, die „Girli“, „Ruhiges Mädchen“, „Dominant“ und „Erstaunt“ heißen. Sie bannen den Blick gerade auf Grund ihrer Fragilität, die einem Strich in der Landschaft gleichkommt. Ihre sich so beinahe verflüchtigende Körperlichkeit steht im Kontrast zu den opulent gewandeten Steinskulpturen vergangener Zeiten, deren Fruchtkörbe vom prallen Leben erzählen. Eine dritte Gruppe bilden drei Frauen in leuchtend farbigen Kleidern, die sie als unsere Zeitgenossinnen ausweisen. Doch stehen sie windschief in der Landschaft. Hinter jeder ihrer Figuren verberge sich eine Geschichte, verrät die 1963 in Culm in Polen geborene Künstlerin. Malerei und Bühnenbild hat sie an der Akademie Bromberg studiert, bevor sie 1989 nach Deutschland kam. Von der Malerei kam sie 2012 zur Bildhauerei.

„Mein erster Eindruck ist, dass sich hier ein Paar gefunden hat, das sich sehr gut ergänzt“, wandte Bürgermeister Peter Müller sich an die vielen Vernissage-Gäste. Gemeint sind neben den Skulpturen die Fotografien von Günter Schaefer. „Spaziergang“, „Miteinander“ oder „Vorwärts“ nennen sie sich und bilden Menschen unserer Regionen ab. Vor ortlosen Hintergründen – mal mit feinen transparenten Wachsschichten überzogen, mal in Farbe auf durchsichtige Folien gedruckt und vor Spiegel gesetzt. Mit einem variablen 3D-Effekt, der den Betrachter teils mit ins Bild nimmt.

Fürstin Elisabeth zu Waldburg , Wolfegg und Waldsee fragte in ihrer Laudatio: „Was nehmen Sie wahr, wenn Sie die Skulpturen anschauen? Welche Gefühle löst das aus?“ In Gruppen oder alleine treten sie einem entgegen. Stets anonym. Hochgewachsen auf Holzsockeln, gebückt oder aufrecht und gerade. Außer schauen tun sie nichts. Ihre Körper sind schlank bis dürr. Die spröden Oberflächen teils geschwärzt oder weiß bemalt. Die Schnitte ins Holz, die Grate und Risse liegen ebenso offen wie die Gesichtsmimiken Bände sprechen.

Fürstin Elisabeth brachte Begriffe wie „Standfestigkeit“ und „Verantwortung“ ins Spiel. Zu wissen, wann Veränderung notwendig ist, um entweder in sicheren Gefilden zu verharren oder den Mut aufzubringen, um Neues zu wagen. Auf diesem schmalen Grat balancieren die Skulpturen und fordern den Betrachter zugleich heraus.