Schalander

Zußdorf statt Singapur!

Wilhelmsdorf / Lesedauer: 3 min

Gregor Beck feiert seinen 60. Geburtstag in seiner Heimatgemeinde mit einem Jazzkonzert vor über 350 Zuhörern
Veröffentlicht:29.04.2018, 16:58

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Wenn eine international profilierte Gospeldiva wie Denise Gordon aus England ein Engagement in Singapur ausschlägt um stattdessen am Samstag für ihren Freund und Musikerkollegen, Gregor Beck im vollbesetzten „Schalander“ in Zußdorf zum 60. Geburtstag aufzutreten, ist das bemerkenswert.

Bemerkenswert auch die weiteren Musiker, die Gregor Beck, einer der führenden europäischen Drummer des Classic Jazz, in seine Heimatgemeinde eingeladen hatte, um mit Ihnen zusammen ein umjubeltes einmaliges Gastspiel mit dem Namen „Beck Stage“ zu geben. So war es der sympathische Axel Schlosser, Solist der HR-Bigband und einer der vielseitigsten Jazztrompeter Deutschlands, der mit seinen Soli immer wieder für Begeisterung sorgte. Daneben der unglaublich virtuose Olaf Polziehn, Jazzpianist und Professor in Graz (meisterhaft seine Solo-Interpretation von „If I only had a brain“) sowie der smarte Jean-Philippe Wadle, der die Band am Kontrabass meisterhaft vervollständigte.

Mit dem West End Blues von Louis Armstrong featuring Axel Schlosser startete die Band an einem lauen Frühlingsabend um in dem folgenden Klassiker „Caravan“ von Duke Ellington gleich Gregor Beck die Möglichkeit zu geben, sein Können am Schlagzeug zu demonstrieren. Unglaublich wie er in wahrer Buddy Rich-Manier die Band antrieb und unterstützte, um dann wieder in dynamischen Soli vom feinen Schlagwerk im Pianissimo bis zum raumfüllenden Drumspektakel alle Facetten seines Instruments auszuloten. So entwickelte sich schnell eine stimmungsvolle, bis weilen fast schon intime Atmosphäre und die vielen musikalischen Wegbegleiter, Freunde und Jazzliebhaber, die aus ganz Oberschwaben gekommen waren, um ihn zu hören und zu gratulieren, kamen voll auf ihre Kosten.

Nach der Gitarre, seinem ersten Instrument, welches er im Lauf des Konzerts auch kurz anspielte, begann Gregor Beck erst mit 17 mit dem Schlagzeug, bewies aber sofort unglaubliches Talent. Mit 19 wurde er Drummer der Dirty River Jazz Band in Ravensburg. Bandleader Gunter Stotz erinnerte sich: „Er kam als Musikschüler und ein Jahr später hatte er uns alle schon musikalisch überholt“. Dies fiel auch Oscar Klein, der 2006 verstorbenen österreichischen Jazz-Legende und Becks langjährigem Mentor bei einem Gastspiel 1979 in Ravensburg auf und er verhalf ihm nach Abschluss des Musikstudiums in Augsburg zu einer europäischen Jazzkarriere in verschiedensten Besetzungen. Unter anderem spielt Beck seit über 20 Jahren in der Allotria Jazzband aus München und dazwischen 10 Jahre mit der legendären britischen Chris Barber Band.

Der Höhepunkt des Abends war schließlich der Auftritt von Denise Gordon aus Birmingham, die als Frontsängerin mit gewaltiger Präsenz die Band ergänzte. Die Jazz-, Gospel- und Bluessängerin mit karibischen Wurzeln brachte mit ihrem temperamentvollen und mitreißenden Gesang das Publikum sofort in Schwung. Bandleader Rainer Sander versprach, dass er zum 50. Geburtstag seiner Band 2019 mit Gregor Beck wieder nach Zußdorf kommen will.