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Umweltminister: „Moorschutz ist aktiver Klimaschutz“

Wilhelmsdorf / Lesedauer: 4 min

Vor 25 Jahren wurde das Naturschutzzentrum am Pfrunger-Burgweiler Ried eröffnet
Veröffentlicht:25.10.2019, 16:30

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Eine Erfolgsgeschichte in Sachen Naturschutz geht mit dem Jubiläum „25 Jahre Naturschutzzentrum Wilhelmsdorf “ Hand in Hand. Umweltminister Franz Untersteller (Grüne), die heute Verantwortlichen bei der Stiftung Naturschutz Pfrunger-Burgweiler Ried und dem Schwäbischen Heimatbund, die Bürgermeister der beteiligten Gemeinden sowie die Urväter dieser Einrichtung gaben sich am Freitag ein Stelldichein, um den Geburtstag würdig zu feiern.

Zweitgrößtes Moorgebiet in Südwestdeutschland

In allen Beiträgen wurde deutlich, wie wertvoll der Erhalt und naturnahe Gestaltung des zweitgrößten Moorgebiets in Südwestdeutschland für die Pflanzen- und Tierwelt ist. In der Zukunft soll vor allem der Bildungsauftrag zur Vermittlung außerschulischer Lerninhalte gefördert werden.

„Vor 25 Jahren wurde hier in Wilhelmsdorf ein wichtiger Grundstein in Sachen Naturschutz im heutigen Pfrunger-Burgweiler Ried gelegt“, führte Albrecht Trautmann , Erster Vorstand der Riedstiftung, in die Thematik ein. Als Urväter des Naturschutzzentrums hob Trautmann den heute 90-jährigen Lothar Zier als Initiator und ersten Leiter des Zentrums, den damaligen Wilhelmsdorfer Bürgermeister Kurt Traub und Dieter Dziellak, damals Geschäftsführer des Schwäbischen Heimatbundes, hervor. „Wir können mit Stolz und Dankbarkeit auf deren Arbeit zurückblicken“, sagte Trautmann.

Zusätzliche Mittel bereitgestellt

Im Blick auf die augenblickliche Situation zeigte sich der Stiftungsvorstand dankbar dafür, dass sowohl das Land als auch die beteiligten Landkreise Ravensburg und Sigmaringen zusätzliche Mittel für die Arbeit der Naturstiftung und damit des Naturschutzzentrums zur Verfügung stellen.

Große Nachfrage

Damit könnten die Mitarbeiter in Sachen Umweltbildung zusätzliche Aktivitäten entfalten. Die Nachfrage in diesem Bereich sei überaus groß. Derzeit könnten aber nicht alle Anfragen, zum Beispiel von Kindergärten, positiv beantwortet werden. Hervorgehoben wurden von Trautmann das überaus große Engagement des Teams im Zentrum sowie die Arbeit der Moorführer.

Sandra Flucht, Bürgermeisterin der Gemeinde, bezeichnete das Naturschutzzentrum als Motor der Entwicklung des Rieds zu einer schützenswerten Fläche in einem einzigartigen Naturraum. Die Natur, der Bildungsauftrag und das Sozialwesen seien die drei wesentlichen Säulen im Gemeindeleben von Wilhelmsdorf. „Wir alle hier wollen die Natur erlebbar machen.“

Aus den Anfängen

Josef Kreuzberger, Vorsitzender des Schwäbischen Heimatbundes, beleuchtete die tragende Rolle, die sein Verein seit vielen Jahrzehnten in Sachen Naturschutz spielt. Bereits 1940 erwarb der Heimatbund 50 Hektar aus Beständen des früheren industriellen Torfabbaugeländes im damaligen Pfrunger Ried.

160 Hektar

Zur erfolgreichen Verwirklichung des Naturschutzgroßprojekts zur Wiedervernässung des Rieds brachte der Heimatbund seine bis dahin angewachsene Fläche von 160 Hektar ein. Auch wenn die meisten Aufgaben zwischenzeitlich in Trägerschaft der neuen Stiftung „Naturschutz Pfrunger-Burgweiler Ried“ liegen, werde der Schwäbische Heimatbund auch in der neuen Konstellation weiterhin aktiv mitwirken.

Wichtiger Lebensraum

Umweltminister Franz Untersteller blickte auf das Moorgebiet nicht wie früher als mythischen und unheilvollen Ort zurück. Vielmehr sei ein Moor wichtiger Teil des Artenschutzes und letzter Rest von Natur in der Kulturlandschaft. Der zweitgrößte zusammenhängende Moorkomplex Südwestdeutschlands Pfrunger-Burgweiler Ried sei wichtiger Lebensraum einer artenreichen, charakteristischen und zum Teil stark gefährdeten Tier- und Pflanzenwelt.

Damit ist Moorschutz auch aktiver Klimaschutz.

Franz Untersteller

„Damit ist dieses Ried nicht nur für uns in Baden-Württemberg besonders wertvoll, sondern es ist von herausragender nationaler und sogar europäischer Bedeutung.“ Dazu komme, dass das Ried ein bedeutender Speicher von Kohlenstoffen ist, besonders im Hinblick auf die laufende Klimadebatte. „Damit ist Moorschutz auch aktiver Klimaschutz“, betonte der Minister.

Vielfältige Räumlichkeiten

Das Sommerklassenzimmer, die Naturerlebnisschule und damit verbunden der 2012 eröffnete Neubau des Ausstellungs- und Seminargebäudes im Naturschutzzentrum ermöglichten ein breit aufgestelltes Bildungsangebot im Bereich Umwelt. Das Zentrum sei heute eine wichtige touristische Attraktion und Anlaufstelle für Bildungsinstitutionen aller Art in der Region.

In einer munteren Gesprächsrunde wurden weitere Aspekte der Naturschutzbemühungen im Pfrunger-Burgweiler Ried beleuchtet. Dabei warb Christoph Schulz, Bürgermeister der Gemeinde Ostrach und Vorsitzender des Stiftungsrats, um zusätzliche Unterstützung über den Kreis der am Ried angrenzenden Gemeinden und Landkreise hinaus. „Die Erhaltung dieses Moors ist eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe. Ich sehe die finanzielle Verantwortung vor allem beim Land. Es ist Landesaufgabe, diese Riedlandschaft für die Zukunft zu erhalten.“

Das wünscht sich die Leiterin

In ihrem Schlusswort wünschte sich Pia Wilhelm, Leiterin des Naturschutzzentrums, dass das Moor weiter wachsen möge und wieder viele Tiere und Pflanzen hier eine neue Heimat finden werden. Nicht zuletzt stellte sie den Wunsch nach einem neuen, funktionellen Verwaltungsgebäude in den Raum.