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Winterschlaf

Museum Schelshorn erwacht aus dem Winterschlaf

Wilhelmsdorf / Lesedauer: 3 min

Ab 25. März geht es in Wilhelmsdorf in die 33. Saison
Veröffentlicht:20.03.2018, 19:01

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Am Tag der Zeitumstellung geht das Wilhelmsdorfer Museum für bäuerliches Handwerk und Kultur in seine 33. Saison. Damit haben Museumsfreunde am Palmsonntag, 25. März, eine Stunde mehr Zeit für einen Besuch in dem privaten Museum. Geöffnet ist an diesem Tag von 14 bis 17 Uhr. Heimische Künstler zeigen, wie und mit welchen Methoden Eier im Hinblick auf die Osterzeit verziert werden können. Passend dazu ist das Museum auch am Ostersonntag, 1. April, geöffnet.

Seit Wochen ist Museumschef Sepp Schelshorn dabei, die Räume mit den Ausstellungsstücken aus der Winterruhe zu erwecken. Ob die Kupferkessel in der Museumsküche auf Hochglanz poliert oder die mehr als 20 Pferdekämme aus Messing blitzblank geputzt werden – überall ist die ordnende Hand des begeisterten Sammlers notwendig. Seine Frau Elfriede steht hilfreich an seiner Seite. Außerdem bindet sie in dieser Zeit zahlreiche Palmen, die geweiht werden und am Palmsonntag zum Verkauf stehen.

Der Gärtnermeister Sepp Schelshorn ist Sammler bäuerlicher Gerätschaften und Zeugnissen der oberschwäbischen Geschichte und nennt die nach eigenen Angaben größte private Sammlung handwerklicher und kultureller Gegenstände in Südwestdeutschland sein Eigen.

Dort, wo die drei Landkreise Ravensburg, Sigmaringen und Bodenseekreis zusammenstoßen, erfüllte sich Sepp Schelshorn einen Traum, den er schon in jungen Jahren in sich trug. Er eröffnete 1985 in einem Bauernhaus im Stil um 1880 sein Museum. Hier sind nach seiner Schätzung auf mehreren Ebenen weit über 20 000 Ausstellungsstücke aus mehreren Jahrhunderten zu bewundern. Die Exponate dokumentieren das frühere Leben der Bauersleute in Oberschwaben. Aus mehr als 40 Berufszweigen der damaligen Zeit kann Sepp Schelshorn handgefertigte Arbeitsgeräte und Gebrauchsgegenstände zeigen und vor allem erläutern.

Zu fast jedem Ausstellungsstück kann in unverkennbar bayerischem Dialekt eine Geschichte erzählt. An zwei Abenden, die Termine stehen noch nicht fest, wird Schelshorn unter dem Motto „Sammler-Geschichten“ in seiner Museums-Scheune Anekdoten aus seinem langen Leben als Sammler zum Besten geben.

Pflugspitze des Urgroßvaters

Die Vielfalt im Museum ist überwältigend. Auf mehreren Stockwerken verteilt ist alles zu sehen, was mit der oft gar nicht so guten alten Zeit zusammenhängt: Von der Geburtsurkunde bis zum Testament, von der Sense bis zum Pflug, von der Knechtskammer bis zur guten Stube des nicht armen Großbauern. Stolz ist Schelshorn unter anderem auf einen Beetpflug aus der Zeit um 1680. Er gehört zu den 30 verschiedenen Holzpflügen, die ganz oben im Museum zu finden sind. Dazu hütet der Sammler eine eiserne Pflugspitze, die aus dem Besitz seines Urgroßvaters stammt.

Unter dem ausladenden Dach der Museumsscheune finden sich regelmäßig Besuchergruppen ein. Sie blicken auf das Back- und Brennhäusle, auf den Museumsschuppen mit Gerätschaften der Torfstecher, Jäger und Zimmerleuten sowie auf den stattlichen Getreidekasten, aufgezogen aus derben Bohlen und mächtigen Brettern.

Ein weiteres Schmuckstück ist die barocke Hofkapelle mit ihrem Zwiebel-Türmchen. Sie wurde 1993 den beiden Heiligen Wendelin und Katharina geweiht. Künstlerisch ausgestaltet wurde die kleine Kirche von dem bayerischen Kirchenmaler Günther Wasmeier aus Schliersee, Vater des Ski-Olympiasiegers Markus Wasmeier.

„Ich freue mich immer, wenn ich jungen Menschen Eindrücke aus den Zeiten der Vorfahren in Oberschwaben vermitteln kann. Und es ist immer wieder schön, wenn betagte Besucher Alltagsgegenstände aus ihrer Kindheit bei uns im Museum wiederfinden“, freut sich Sepp Schelshorn über die Resonanz.