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Das Bräuhaus ist ein Ort für jeden Tag

Wilhelmsdorf / Lesedauer: 3 min

Eine appetitliche Sammlung schwäbisch-regionaler Gerichte bietet das Bräuhaus in Zussdorf, wie unser Restaurantkritiker Erich Nyffenegger festgestellt hat.
Veröffentlicht:19.05.2018, 07:00

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Früher hat man zu seinem Stammlokal gesagt, es handle sich um das zweite Zuhause. Für viele war es sogar noch etwas mehr als das. Ein Ort, wo Leute miteinander schwätzen. Wo jeder den anderen kennt. Und wenn er ihn noch nicht kennt, macht man sich eben bekannt.

Ein beträchtlicher Teil dieser niederschwelligen Wirtshauskultur ist inzwischen erfolgreich wegdigitalisiert worden. Statt uns auf ein Feierabendbier an einem Ort zu treffen, der uns vertraut ist, hocken wir lieber irgendwo vor dem Smartphone und bestellen das Essen samt Bier im Internet. Das gilt natürlich nicht für alle. Aber immerhin für so viele Menschen, dass es Gastronomen zunehmend schwer haben, ihr Angebot aufrecht zu erhalten.

Appetitliche Sammlung schwäbisch-regionaler Gerichte

Umso dankbarer muss man Leuten wie der Familie Storz im oberschwäbischen Zussdorf sein, die sich trauen, das Lokal tatsächlich nicht nur auch mittags offen zu halten, sondern bereits am Vormittag aufzusperren. Womit das Bräuhaus in Zussdorf also auch ein Ort für jeden Tag sein kann: gegen den allfälligen Durst und das ungesellige Alleinsein.

Das kulinarische Angebot ist eine appetitliche Sammlung schwäbisch-regionaler Gerichte, wobei es mit einer Steakabteilung auf der Karte auch recht fleischeslustig zugeht. Offenbar sehr beliebt – auch zur Tagesmitte sind fast alle Plätze besetzt – ist der Mittagstisch, der zum Hauptgericht wahlweise Salat oder Suppe inklusive im Gepäck hat.

Croutons wären nett

Ein gemischter Salat kann ja nie schaden – insbesondere wenn die Zutaten so knackfrisch wie im Bräuhaus sind. Außerdem fallen dem Gaumen positiv auf, dass Radieschen, Gurken, Blattsalate und Karotte für sich mit verschiedenen Marinaden versehen sind, sodass selbst bei diesem simplen Einstieg keine Langeweile aufkommt. Der Kartoffelsalat verdient sogar besonderes Lob, weil er trotz seiner Saftigkeit keineswegs wässrig schmeckt. Eine unauffällige Spargelcremesuppe tut im Wesentlichen, was sie soll, nämlich nach Spargel schmecken, auch wenn ihr ein wenig Fantasie fehlt – zum Beispiel eine knuspernde Komponente wie Croutons.

Der Nussknacker lässt es krachen

Frei von Tadel, weil außerordentlich wohlschmeckend kommt der Kalbsrahmbraten auf den Teller, wobei es eher eine Platte ist, die mit drei gewichtigen Tranchen des zart-mürben Fleischs aufwarten kann. Die helle und vor Buttergeschmack fast mit einer Hollandaise zu verwechselnden Soße ist nichts für Menschen, die sich gerade im Fasten üben. Allerdings verträgt das schön abgestimmte Kalbfleisch diese sahnige Wucht noch recht gut, auch wenn das Fleischaroma durch die Schwere ein wenig an Aussagekraft einbüßt. Die langen Spätzle sorgen für sättigende Begleitung, wobei sie hübsch nach viel Ei schmecken.

Den letzten Akt dieser erfreulichen Mittagspause gestaltet eine hübsche Dessertvariation namens Nussknacker. Der Eisbecher enthält allerlei getröstete und karamellisierte Nüsse, versehen mit etwas an Müsli erinnernden Getreideflocken. Ein solider Abschluss, der es im wahrsten Sinne des Wortes im Mund so richtig krachen lässt.