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Scherzach

Weingarten wappnet sich für das nächste Hochwasser

Weingarten / Lesedauer: 4 min

Scherzach-Hochwasser sieben Jahre her – seither hat sich einiges im Hochwasserschutz getan
Veröffentlicht:15.08.2018, 18:07

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Viel Sonnenschein, kaum Regen. Bei dem niederschlagsarmen Sommer denkt kaum jemand an Hochwasser. Nicht so die Stadt Weingarten. Sie erhöht in den nächsten Jahren Mauern und Dämme entlang der Scherzach.

Schon in den Jahren zuvor hatte sie viel Geld in den Hochwasserschutz investiert und ein Hochwasserschutzkonzept erarbeiten lassen. Denn es sollte sich nicht wiederholen, was vor sieben Jahren geschah. Am Nachmittag des 15. August 2011 verwandelte sich nach heftigen Regenfällen das sonst so harmlose Flüsschen Scherzach in kürzester Zeit in einen reißenden Fluss. Dieser verließ sein Flussbett und sorgte für zahlreiche Überschwemmungen. Grund waren nicht allein die starken Regenfälle – über 80 Liter pro Quadratmeter in der Stunde hatte es über Schlier, den Osten von Weingarten und den Ravensburger Burach ausgeschüttet. Ein weiterer Grund war, dass sich viel Schwemmholz, darunter dicke Baumstämme, unter einer Scherzachbrücke verfangen hatten.

„Verklausung“ nennen Fachleute das. Die Folge: Das Wasser staute sich zurück, der Fluss trat über seine Ufer und eine braune Brühe überschwemmte Straßen und Häuser. Am schlimmsten betroffen waren die Straßenzüge entlang der Scherzach in Weingarten, vor allem die Bewohner der Scherzachstraße hatten zu leiden. Die katastrophalen Folgen des Hochwassers hielten damals Anwohner, über 100 Feuerwehrleute, Bauhofmitarbeiter, Technisches Hilfswerk, DLRG und weitere Einsatzkräfte über 24 Stunden nahezu pausenlos auf Trab. Rund 60 Einsätze binnen weniger Stunden hatte die Weingartner Feuerwehr zu bewältigen.

Peter Gasser , der bei der Stadt Weingarten für Stadtentwässerung und Gewässer zuständig ist, ist sich sicher, dass 2011 die Verklausung der eigentliche Auslöser für die Überschwemmungen war. „Das war noch kein hundertjähriges Hochwasser. Nach meiner Einschätzung hätte das Scherzachbett das Wasser aufnehmen können.“ Wenn ihm nicht Baumstämme den Weg versperrt hätten. Deshalb seien seit dem Hochwasser die Mitarbeiter des Bauhofs regelmäßig damit beschäftigt, Holz, das im „Hochwasserquerschnitt“ liegt, zu beseitigen, erzählt Gasser. Besonders nach Stürmen und Unwettern.

Darüber hinaus habe die Stadt Weingarten seit 2011 weitere Maßnahmen ergriffen und insgesamt rund 340 000 Euro in den Hochwasserschutz investiert, teilt die städtische Pressestelle mit. Eine der Maßnahmen betraf die Scherzachbrücke auf Höhe der Gebäude Scherzachstraße 24-32. An dieser Stelle war es vor sieben Jahren zu der unglückbringenden Verklausung gekommen. Wasser- und Abwasserrohre waren bei der Brücke damals noch so gelegt, dass sie in den Querschnitt der Scherzach hineinragten. Diese Rohre wurden entfernt und die Leitungen an eine andere Stelle verlegt. „Eine weitere Engstelle auf Höhe des Gebäudes Scherzachstraße 12 wurde ebenfalls beseitigt, in dem die Überbauungen komplett entfernt worden sind. Außerdem wurde der seinerzeit stark beschädigte Fußgängersteg zum Barbarossastein komplett erneuert und der Hang neu abgesichert“, beschreibt die Stadtverwaltung die weiteren Baumaßnahmen.

Doch damit nicht genug. Um die Bevölkerung auch bei einem hundertjährigen Hochwasser zu schützen, also einem Hochwasser, das statistisch gesehen nur alle hundert Jahre vorkommt, beauftragte die Stadt ein Ingenieurbüro aus Karlsruhe. Das Büro sollte ein Hochwasserschutzkonzept erarbeiten. Die Planungen erfolgten in Zusammenarbeit mit dem Landratsamt Ravensburg .

Das Konzept ist zwischenzeitlich erarbeitet, das Landratsamt Ravensburg hat grünes Licht dafür gegeben. Aktuell liegen das Konzept und die Pläne für die Baumaßnahmen, die sich daraus ergeben, beim Tiefbauamt in Weingarten aus. Bis 27. August können sie eingesehen und Einwände dagegen vorgebracht werden. Im Zuge der Baumaßnahmen sollen vor allem Dämme und Ufermauern entlang der Scherzach erhöht werden. Im Bereich der Isenbartstraße soll eine Fußgängerbrücke neu gebaut werden. Die Mauern und Dämme seien dann so hoch, dass sie 30 Zentimeter über der berechneten Hochwasserlinie liegen, erklärt Gasser. Die Pläne zeigen, mit welch hohen Wasserständen die Planer gerechnet haben: Je nachdem wie breit das Flussbett ist, reicht die Hochwasserlinie 1,50 bis 2,50 Meter hoch. Ein Teil der Baumaßnahmen sei schon umgesetzt, berichtet Gasser. Die übrigen sollen in den kommenden Jahren folgen. „Dann ist die Scherzach nach aktuellem Stand der Bemessungszahlen hochwassersicher für ein hundertjähriges Hochwasser ausgebaut“, heißt es vonseiten der Stadt. Und Weingarten gegen das Hochwasser gewappnet.