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Weingarten als Standort für Vorzeigeprojekt fraglich

Weingarten / Lesedauer: 3 min

Geringere Zuschüsse könnten das Geriatrische Notfall-Versorgungszentrum (Gerinove) am Krankenhaus 14 Nothelfer verhindern
Veröffentlicht:20.04.2018, 16:09

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Das bundesweite Vorzeigeprojekt Gerinove (Regionales Geriatrisches Notfall-Versorgungszentrum) des Medizin Campus Bodensee (MCB), das eigentlich auf dem Gelände des Krankenhaus 14 Nothelfer in Weingarten angesiedelt werden sollte, steht auf dem Prüfstand. Das hat MCB-Pressesprecherin Susann Ganzert auf Nachfrage der „Schwäbischen Zeitung“ bestätigt, nachdem der „Südfinder Bodensee“ darüber berichtet hatte. Allerdings steht wohl nicht das Gesamtprojekt vor dem Aus. Vielmehr geht es zunächst um die Frage, ob Gerinove am Standort Weingarten verwirklicht werden kann.

„Das Projekt „Regionales Geriatrisches Notfall-Versorgungszentrum“ (Gerinove) des Medizin Campus Bodensee, der Stiftung Liebenau und weiterer Konsortialpartner ist nicht gestoppt, sondern wird nochmals auf den Prüfstand gestellt“, unterstrich Ganzert. Allerdings bekomme man zehn Prozent weniger Fördermittel aus dem Innovationsfond vom gemeinsamen Bundesauschuss (G-BA), als ursprünglich beantragt. Diese finanzielle Diskrepanz könnte letztlich gegen den Standort Weingarten sprechen. „In den nächsten Tagen wird abschließend geprüft, ob die zur Verfügung gestellten Mittel aus dem Innovationsfonds genügen, um Gerinove auf dem Gelände des Krankenhauses 14 Nothelfer Weingarten zu starten“, sagte Ganzert.

Mehr wollte sie zu dem Thema nicht sagen. „Kein Kommentar“, hieß es auf jede weitere Nachfrage. Damit lässt das MCB, zu dem neben dem Krankenhaus 14 Nothelfer auch die Kliniken in Friedrichshafen und Tettnang gehören, viele Fragen unbeantwortet. Klar scheint nur, dass das „Labor der Nation“, wie es MCB-Geschäftsführer Johannes Weindel noch im August bezeichnet hatte, wohl nicht mehr zwangsläufig in Weingarten angesiedelt wird. Denn eigentlich hätte es schon ab dem 1. Dezember in Betrieb gehen sollen. Beim offiziellen Startschuss des Projektes im August, der medial groß inszeniert worden war, war noch die Rede von 4,6 Millionen Euro gewesen, die sich der Bund dieses bundesweite Modellprojekt kosten lassen wolle. Um die Bedeutung des Projektes hervorzuheben war zum Startschuss extra der damalige Bundesgesundheitsminister Hermann Gröhe angereist.

Gröhe sprach von „Lotsenprojekt“

Als „Lotsenprojekt“, von denen es mehr brauche, hatte Gröhe von dem Vorhaben geschwärmt, eine ambulante Pflegestation für ältere Patienten im Krankenhaus einzurichten. Die Idee dabei: Ältere Menschen behandeln, die nicht zwangsläufig in der Notaufnahme – in die sie immer wieder kommen – versorgt werden müssen. So könnte man die Notaufnahme entlasten und die Versorgung – auch durch die Nähe zum Krankenhaus – verbessern. Für den Fall, dass eine ambulante Versorgung nicht ausreicht, sollte es auf der Gerinove-Station 18 stationäre Betten geben, wo spezialisierte Pflegefachkräfte die Patienten betreuen. Doch vor der Aufnahme würde ein Mitarbeiter prüfen, ob die häuslichen Rahmenbedingungen gegeben wären, dass man den Patienten nach Hause schicken könnte – allerdings ohne eigenen ambulanten Pflegedienst. Vielmehr würde dann der Kontakt zu einem anderen Pflegedienst, der Nachbarschaftshilfe oder Angehörigen hergestellt oder auch mit Krankenkassen über mögliche Leistungen gesprochen werden. Falls das nicht möglich wäre, würde der Patient aufgenommen werden. Allerdings wäre die maximale Aufenthaltsdauer auf fünf Tage begrenzt.

Finanzierung galt gesichert

Beim Startschuss im August hatte es noch geheißen, dass das Projekt für drei Jahre voll finanziert sei. Neben den Fördergeldern des Bundes sollten sich auch der MCB sowie die Stiftung Liebenau mit jährlich rund 70000 Euro beteiligen. „Das ist eine einzigartige Vernetzung in der Region zwischen kommunalen, privaten und frei gemeinnützigen Trägerschaften“, hatte Weindel damals hervorgehoben und Gröhe hatte versprochen: „Hier können wir etwas lernen, was uns hilft, das Gesundheitswesen insgesamt weiterzuentwickeln.“ Stand heute, knapp fünf Monate nach geplantem Projektbeginn und gut einen Monat vor der geplanten Aufnahme der ersten Patienten, ist davon noch nicht viel zu spüren.