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Von der Starre in die Bewegung

Weingarten / Lesedauer: 2 min

Die Hospizbewegung Weingarten zeigt in ihren Räumen Arbeiten des Künstlerpaares Leichtle
Veröffentlicht:18.06.2018, 16:59

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Skulpturen treffen auf Malerei. Plastiken des Bildhauers Herbert Leichtle aus Wolfegg auf Bilder seiner Frau und Maltherapeutin Brunhilde Henkel-Leichtle . Figuren da wie dort. Gestalten im Mittelpunkt. Als Subjekte und als Tun. Als Bewegung und Bewältigung von Krisen und Übergängen, mit denen auch Hospizarbeit am Ende des Lebens betraut ist. Seit Samstag läuft die Ausstellung „Kraft, die formt, was mich bewegt“ in den Räumen von Hospiz Ambulant in der Vogteistraße 5.

Herbert Leichtles Skulpturen warten nicht erst im Ausstellungsraum, sondern geleiten die Besucher bereits von der Wilhelmstraße her zur Ausstellung. Sie sind nicht aus Stein, wie man sie vielleicht eher mit dem Künstler aus Wolfegg in Verbindung bringt, sondern aus Eisen. Rostfiguren. Sie haben nichts Statisches. Sie setzen sich in Bewegung, verlassen ihre einstige Form. Ihnen eigen sind Gesten, die ausgreifen in den Raum, meist von unten nach oben, wie der Treppenläufer.

Die Übergänge gestalten von hier nach dort, Welten verbinden, das will Herbert Leichtle mit seiner Kunst. Was durch das oxidierte Material der Figuren noch unterstrichen wird. Rost entsteht, wenn Eisen an die Luft kommt, also Erde und Himmel sich verbinden. Übergänge, Durchbrüche, ein Thema, das Sterben und Tod durchzieht. So sieht der Künstler einen inneren Zusammenhang dieser Ausstellung auch mit seiner neugeschaffenen Skulptur auf dem Marienfriedhof. Auch das zentrale Denkmal der Urnengrabanlage dort wurde von Leichtle mitgestaltet.

Aus der Starre in Bewegung kommen, aus dem Schock einer niederschmetternden Diagnose, ist auch das Anliegen der Maltherapeutin Brunhilde Henkel-Leichtle. Ihre Kunst sieht sie daher gut verortet im Kontext von Hospiz, wo es um Verkraften von Schicksalsschlägen geht oder Pflege von Schwerkranken. Belastungen, die nach Ausgleich und Ausdruck suchen.

Trauer und Schweres durch das Malen verarbeiten

Malen findet sie dabei eine wunderbare Möglichkeit, Trauer und Schweres zu verarbeiten. Dabei ist ihr weniger das Ergebnis des Malens wichtig als mehr der Prozess. Allein schon der Akt des Malens, der den Körper in Bewegung bringe, sei heilsam. Ihre Gestalten in Gouache-Malerei changieren zwischen abstrakt und figürlich in die ganze Palette ausreizenden Farbkompositionen. Ihre Figuren strahlen etwas Vages, Träumerisches aus, manchmal wie unter Wasser. Die lose Hängung frei im Raum nur an Schnüren verleiht den Bildern zusätzlich etwas Schwebendes und Leichtes. Ein spannender Kontrast zu den Skulpturen ihres Mannes.

Dorothea Baur von der Hospizbewegung macht auf die Gemeinsamkeiten von Kunst und Hospizarbeit aufmerksam. Beide befassten sich mit dem Leben als Ganzes und machten Beziehungen von Bewusstem und Unbewusstem sichtbar.