Blutritt

Üben für den Blutritt

Weingarten / Lesedauer: 4 min

Eine Gruppe aus Weingarten trainiert regelmäßig in Bauhofen für die Prozession
Veröffentlicht:18.05.2017, 15:21

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Eine Traube Männer steht auf dem Reiterhof von Familie Gronmayer, ein eher ungewöhnliches Bild für einen Reitstall. Doch die Männer haben einen Grund: Sie möchten unbedingt beim Weingartener Blutritt mit dabei sein. Und damit sie das machen können, ist eines unabdingbar: Reiten lernen.

Aus diesem Grund sind die sieben Männer am Samstagabend gemeinsam nach Bauhofen zwischen Diepoldshofen und Bad Wurzach gefahren, um dort Erfahrungen mit den Pferden zu sammeln. Seit Februar kommen insgesamt 15 Reitschüler aus Weingarten zu Josef Gronmayer und seinen Pferden. Dem Gruppenführer der Blutreitergruppe Weingarten, Markus Göttner, ist es wichtig, dass seine Gruppe vor dem Blutritt einige Stunden auf dem Pferderücken verbracht hat: „Wer selber schon einmal auf dem Pferd gesessen hat, weiß warum.“ Nur so kann gewährleistet werden, dass der Ritt möglichst sicher und gut verläuft. Etwa zwölf Pferde von Josef Gronmayer werden beim Blutritt in Weingarten die Blutreitergruppe Weingarten begleiten. Die Gruppe holt aus einigen Ställen in der Umgebung Pferde, um alle knapp 100 Reiter versorgen zu können.

Bei der Gruppe am vergangenen Samstagabend sind drei Reiter das erste Mal dabei. Die jungen Nachwuchsreiter freuen sich, das sei für Weingartener eine große Ehre. „Wir versuchen, unsere Minis zu motivieren, auch nach ihrem Dienst weiter mitzureiten – und wir haben nach wie vor noch genügend Nachwuchs“, freut sich Gruppenführer Göttner .

Nachdem die Pferde geputzt und gesattelt sind, geht es im Gänsemarsch Richtung Reithalle. Dort wird noch mal die Ausrüstung auf Richtigkeit überprüft, und dann geht es auch schon los: Aufmarschieren und Aufsitzen. Sobald alle Reiter sitzen, beginnt auch schon der Unterricht. Die Schulpferde von Gronmayer geben acht auf ihre Reiter und laufen brav ihre Runden. Doch wer denkt, bei der Blutreitergruppe reicht es, Schritt reiten zu können, hat sich vertan: Auch der Trab gehört zum Reitenlernen dazu. Bereits nach wenigen Minuten hört man das erste „Ist das aber wieder anstrengend“ – Reiten ist eben doch mehr Sport, als manch einer denkt.

Anstrengende Proben

Doch Gronmayer lässt die Männer weitertraben. Runde für Runde, Zirkel, ganze Bahn und Kehrtwenden. Die Köpfe werden röter, die Anstrengung ist den Reitern deutlich anzusehen. Doch wer beim Blutritt dabei sein möchte, muss auch etwas dafür tun: „Abteilung anhalten, Bügel überschlagen“, klingt auch schon die Stimme des Reitlehrers durch die Halle. Nach ersten Anfangsschwierigkeiten meistern die Reitschüler auch diese Übung mit Bravour und ziehen ihre Runden. Als alle sicherer sitzen, kommt der Galopp dazu.

„Es macht Riesenspaß“, freut sich Reitschüler Hans-Peter Kehrer danach. Seit seiner Kindheit träumt er davon, einmal beim Blutritt dabei zu sein. Und in diesem Jahr geht der Traum für den 57-Jährigen in Erfüllung. Seine Ankündigung, dieses Jahr den Blutritt vom Pferd aus zu bestreiten, habe allerdings zuerst Ängste bei den Blutreitern ausgelöst, erzählt er lachend. Seit Generationen verkaufe seine Familie Wurstsemmeln und Getränke beim Blutritt, das ist auch der Grund, weshalb es ihm nie möglich war, mitzureiten – die Arbeit ging vor.

Bereits das neunte Mal begleitet Ajoy George Kunnamkot aus Wangen die Blutreitergruppe Weingarten. Der Inder hatte während seines Studiums in Weingarten Gruppenführer Göttner im Gottesdienst kennengelernt. Über ihn kam er zur Blutreitergruppe und möchte diese nicht mehr missen: „Ich finde es toll, beim Blutritt in die Nähe von Gott zu kommen, raus aus dem Alltag. Der Blutritt ist eine Art von Wallfahrt, wir beten viel, das finde ich sehr wichtig. Und das in Verbindung mit dem Reiten und der Natur ist eine tolle Sache.“ Auch für ihn sind diese Übungsstunden unabdingbar, sie seien wichtig, dass alles gut geht. Denn der Projektleiter habe sonst keinen Kontakt mit Pferden.

Nachdem die Pferde wieder in ihren Boxen sind, stehen die Männer noch zusammen, und eines wird deutlich: Diese Männer freuen sich auf den Blutritt und das gemeinsame Erleben dieses traditionsreichen Tages.

Fotos, Videos und Geschichten rund um den diesjährigen Blutritt finden Sie online unter:

www.schwaebische.de/blutritt2017