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Nachholspiel

SV Weingarten: Führung verspielt und Trainer gefeuert

Weingarten / Lesedauer: 4 min

Der SV Weingarten und Nectad Fetic gehen getrennte Wege – 2:2 gegen Balingen II ist zu wenig
Veröffentlicht:08.12.2019, 16:20

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Der SV Weingarten hat im Nachholspiel der Fußball-Landesliga gegen die TSG Balingen II nach einer 2:0-Führung gerade noch ein 2:2 ins Ziel gerettet. Nach der Partie hat sich der Verein von Trainer Nectad Fetic getrennt.

Ralf Wetzel , der mit Alexander Bleile die sportliche Leitung beim SVW übernommen hat, begründet die Trennung mit der sportlichen Talfahrt. Nur neun Punkte haben die Weingartener aus 17 Spielen geholt und stehen mit elf Zählern Rückstand auf den Relegationsplatz weit abgeschlagen auf dem vorletzten Tabellenplatz. Wetzel weiß aber auch, dass der Misserfolg nach dem Wiederaufstieg keineswegs nur dem Trainer anzulasten ist: „Da ist sehr viel unglücklich gelaufen.“

Angefangen hat die Misere mit der Trennung von Trainer Thomas Gadek, der das Team vor knapp zwei Jahren in ähnlich aussichtsloser Position übernommen und fast den Abstieg aus der Landesliga verhindert hatte. Im Frühjahr 2019 lag Gadek mit dem SVW in der Bezirksliga klar auf Kurs Richtung Landesligarückkehr, als sich der Verein nach der Meuterei einiger Spieler nicht auf die Seite des Trainers stellte, sondern diesen entließ. Nach der Trennung zogen mehrere Spieler ihre Zusage für die aktuelle Saison zurück. Der SVW musste mit einer zumindest teilweise wild zusammengestellten Mannschaft in die Landesliga gehen.

„Einige Spieler hätten Probleme, in der Kreisliga A einen Stammplatz zu bekommen“, redet Wetzel Klartext. „Auch wenn sie von sich selbst ein ganz anderes Bild haben.“ Trotzdem: „Mit dem Kern des Teams hätten wir eigentlich das Potenzial, einen Mittelfeldplatz zu erreichen.“ Dieser Kern stand allerdings die gesamte Vorrunde über nie komplett zur Verfügung. Wetzel kritisiert zudem die Einstellung in Teilen der Mannschaft: „Mit 60 Prozent Trainingsbeteiligung kann man nichts erreichen.“ Dazu kommt, dass das Experiment mit den Rumänen trotz des fußballerischen Potenzials gescheitert ist. Torhüter Marius Suta ward nach Kritik an seiner Einstellung im Training und einer zwischenzeitlichen Suspendierung nicht mehr gesehen. Dumitru Muntean konnte nie in die erhoffte Führungsrolle hineinwachsen: „Vier rote Karten in zwei Jahren – das geht nicht“, sagt Wetzel. Trotzdem bleiben die Türen offen. „Wir werden Gespräche führen“, betont der Sportliche Leiter, der zudem Zugänge für den Winter ankündigte. Auch mit einem Trainerkandidaten stehe der Verein in Kontakt. Dessen Auftrag: „Solange rechnerisch etwas möglich ist, geben wir die Hoffnung nicht auf“, betont Wetzel.

Die Hoffnung erhielt am Samstag im Kellerduell mit der TSG Balingen II zunächst neue Nahrung: Martin Bleile schoss nach einer starken Anfangsphase des SVW in der 15. Minute mit einem Geistesblitz das 1:0. Nach einem Foul an Slavisa Dakovic hatte der Schiedsrichter gepfiffen, aber die Partie nicht unterbrochen. Die Balinger stellten gerade die Mauer, als Bleile den Freistoß schnell ausführte und ins verwaiste Torwarteck traf. Der schnelle und dribbelstarke Stürmer war gegen Balingen der Unterschiedspieler. In der 41. Minute ließ er im Laufduell seinen Gegenspieler einfach stehen und schob den Ball an TSG-Torwart Jona Haußer vorbei zum 2:0. Hätte Bleile in der 45. Minute ins Tor statt ans Außennetz getroffen und hätte er in Halbzeit zwei nach einem abgewehrten Dakovic-Freistoß den Abpraller aus kurzer Distanz verwertet – die Weingartener wären wohl mit einer zweistelligen Punktzahl in die Winterpause gegangen.

Trainingslager schon geplant

Stattdessen geriet der SVW immer mehr unter Druck. Angeführt von Erkan Kale, der auf der Sechs quasi im Alleingang sein Territorium zu verteidigen suchte, stemmten sich die Weingartener zwar gegen die Niederlage. Immer deutlicher wurde aber gegen Ende, dass es bei zu vielen Spielern körperlich, taktisch und fußballerisch nicht reicht. So war das Unentschieden durch die Tore von Marko Drljo und Enrico Huss am Ende für Balingen absolut verdient. Fetic hatte mit einer offensiven Aufstellung und Pressing viel Mut bewiesen. Aber: „Wir haben die Tore wieder selbst gemacht.“ Zu seiner Entlassung, der sich auch Co-Trainer Marco Mazzola anschloss, sagte Fetic: „Das ist sehr schade, ich habe den Vorbereitungsplan inklusive Trainingslager schon ausgearbeitet. Und ich hatte gerade in den letzten Wochen zum ersten Mal das Gefühl, dass ich eine richtige Mannschaft trainiere. Da gab es keine Diskussionen mehr, wer nach dem Training die Hütchen einsammelt – die Jungs waren voll motiviert“, meinte Fetic. „Aber natürlich ist es legitim, wenn der Verein in dieser Situation etwas Neues probieren will.“