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Bilderblume

Rotkäppchen – eine fiese Rechtspopulistin

Weingarten / Lesedauer: 3 min

Stück der Theaterwerkstatt Bilderblume zieht Parallelen zum politischen Zeitgeschehen
Veröffentlicht:21.10.2019, 18:00

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Nach einer knapp einjährigen Vorbereitungszeit hat die inklusive Theaterwerkstatt Bilderblume der Stiftung KBZO um Jonathan Skawski mit ihrem neuen Stück „Madam Magali“ ein „magisches Mafia-Musical“ auf die Bühne gebracht. Zu den begeisterten Zuschauern im Kulturzentrum Linse in Weingarten zählten Oberbürgermeister Markus Ewald und der Vorstandsvorsitzende der Stiftung KBZO, Ulrich Raichle, teilt die Stiftung mit.

Im Mittelpunkt der Geschichte: Donna Reblanc, die „Mafia-Patin von Weingarten“, die es gewohnt ist, Probleme zu lösen. Dabei bringt sie so leicht nichts aus der Ruhe. Doch in ihrem neuesten Auftrag treffen Reblanc und ihr Bruder Gustav auf die Voodoo-Wahrsagerin Madam Magali – und ihre Welt gerät aus den Fugen. Nach einer laut Mitteilung mitreißenden, fabelhaft gespielten Beschwörungsszene halten die Hexen einen Trank in der Hand, der die Protagonisten direkt in den Märchenwald befördert. Einmal hier, müssen sie ihren Weg nach Hause finden.

Wer nun geglaubt habe, dass es ein ruhiger Märchenabend wird, der habe sich geirrt. Vielmehr hätten Skawski und seine Schauspielerkollegen alle Register und viele Parallelen zum derzeitigen real-politischen Zeitgeschehen gezogen. Demnach ist Rotkäppchen eine fiese Rechtspopulistin, die mit ihrer Tochter die „Käppchen-Partei“ führt, welche die Königin und ihre politischen Gegner mit Halbwahrheiten und Angst vor dem Fremden ausstechen möchte. Es dauert deshalb nicht lange, bis Parolen wie „Märchenwald great again“ oder „Wir werden sie jagen...“ auf der Bühne gesungen (oder gebrüllt) werden – nebst pöbelnden Zwergen, die den Menschenwesen mit Verachtung, Misstrauen und kruden, fremdenfeindlichen Parolen begegnen.

Doch wie in einem guten Märchen üblich, fällt nach Angaben der Stiftung die Maske dieses Rotkäppchens, die ihre Tochter belogen und ihren Freund in einen Sack gesperrt hat, nur um ihre politischen Ziele zu verfolgen – den Niedergang der Gegenspielerin: der „Wolfspartei“. Madam Magalis Gebräu verliert irgendwann an Wirkung und die Mafiabraut samt ihres Bruders finden sich – geläutert nach diesem wilden Trip – wieder in der Realität von Weingarten. Erschöpft verkündet Donna Reblanc: „Ich werde in Zukunft die Geschäfte meinem Kumpel Markus Ewald überlassen, der regelt das.“ Dieser Hinweis an den Oberbürgermeister von Weingarten habe für Extra-Lacher und Applaus gesorgt, heißt es.

Was bleibt nach so einem Abend? Erst einmal stehende Ovationen für die Schauspieler, schriebt die Stiftung weiter. Man habe der Crew einmal mehr angemerkt, dass sie mit Leib und Seele bei der Sache war, ein großartiges Stück Spielkunst abgeliefert und das Publikum bestens unterhalten hat. Nicht zuletzt aber auch die Mahnung, für Gutes und Richtiges einzustehen, und sich eben nicht durch Angst und falsche Versprechungen blenden zu lassen. Es bleibe zu hoffen, dass dieses demokratische Ende auch in der realen Welt zum Tragen komme.

Regisseur Jonathan Skawski bedankte sich bei der Stiftung KBZO und dem Stadtbüro für die Unterstützung und die stets wohlwollende Begleitung der Theaterwerkstatt: „Nur mit der Stiftung KBZO als Partnerin ist es möglich, so eine wilde Geschichte zu entwickeln und zu spielen. Stellvertretend ein herzliches Dankeschön an Andrea Metzen.“