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Matheprüfung

Prüfungen zu schwer? PH-Student scheitert drei Mal in Mathe - das hat Folgen

Weingarten / Lesedauer: 4 min

Dem jungen Mann droht die Zwangsexmatrikulation – Hohe Durchfallquote sorgt für Diskussion an der PH in Weingarten
Veröffentlicht:18.09.2018, 08:01

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Vor dem Aus: Ein Lehramtsstudent scheitert dreimal an derselben Matheprüfung. Er macht dafür den Dozenten verantwortlich und wehrt sich gegen die Zwangsexmatrikulation. Die Durchfallquoten waren immens hoch. Das hat auch zu Diskussionen an der Pädagogischen Hochschule in Weingarten geführt.

„Ich war immer gut in Mathe, es macht mir Spaß“, sagt Julian Weber aus Wangen im Allgäu. Im Abitur habe er 12 Punkte erreicht und damit die Note 2. In Nachhilfestunden habe er anderen Schülern Mathematik nähergebracht. Das möchte der 21-Jährige später auch beruflich tun: andere unterrichten. Er entschied sich für ein Lehramtsstudium der Sekundarstufe I, um später Schüler der fünften bis zehnten Klasse zu unterrichten. Seit dem Wintersemester 2016/2017 studiert er Geschichte und Mathematik an der PH in Weingarten. „In Geschichte bin ich mehr als im Plan“, sagt er. Dennoch droht ihm die Exmatrikulation – ausgerechnet wegen Mathe.


An der PH Weingarten ist weiterhin Manches ungewiss.

Julian Weber ist dreimal durch dieselbe Matheprüfung gefallen, beim selben Dozenten. Laut Statuten der PH kann er das Fach nun nicht weiter studieren. Selbst schuld? Ein Blick auf die Prüfungsergebnisse: Zum ersten Mal hat Weber die Prüfung im Sommersemester 2017 geschrieben. Die Hälfte der Prüflinge fiel durch, der Notenschnitt lag bei 4,1.

Ein Semester später lag die Durchfallquote bei fast 70 Prozent, der Notenschnitt: 4,45. Im Sommersemester 2018 startete Weber nun den dritten und offiziell letzten Versuch. Mitte August kamen die Ergebnisse: Von den 62 Prüfungsteilnehmer waren 84 Prozent durchgefallen, der Notenschnitt lag bei 4,8. Weber fiel erneut durch.

Auch Julians Mutter Susi Weber macht sich Sorgen. Vier ihrer fünf Kinder studieren derzeit parallel. Julian und sein Bruder Fabian, der in Kempten studiert, wohnen weiter im Elternhaus – das spart Kosten, erklärt Susi Weber, die in der Lokalredaktion der „Schwäbischen Zeitung“ in Wangen beschäftigt ist.

Sie beschreibt die Finanzierung der Kinder als Kraftakt. „Mein Albtraum besteht derzeit darin, dass ich einem meiner Kinder sagen muss: Es geht nicht weiter. Es ist nicht möglich, dass du weiter studieren kannst“, hat sie in einem Brief an die Bundes- und Landtagsabgeordnete sowie an die zuständigen Minister geschrieben.

Florian Theilmann ist Prorektor für Lehre und Studium an der Pädagogischen Hochschule Weingarten.

Das zuständige Wissenschaftsministerium hat sich des Falles angenommen und bei der PH Weingarten nachgehakt, wie eine Sprecherin erklärt. „Solange der Sachverhalt nicht geklärt ist, passiert nichts.“ Das betont auch Florian Theilmann , der an der PH Weingarten als Prorektor für Lehre und Studium zuständig ist. Julian Weber hat Widerspruch bei der PH Weingarten eingelegt – solange über diesen nicht entschieden sei, werde er nicht zwangsexmatrikuliert. „Die Klausur ist schwer“, räumt Theilmann ein und sagt zur hohen Durchfallquote: „Dass sie aber jetzt so grob schiefgegangen ist, dafür muss man sich die Gründe genau anschauen.“

Prorektor Florian Theilmann

„Einige, die sich angemeldet hatten, sind gar nicht zur Prüfung angetreten – das verzerrt das Bild“, sagt Theilmann. Denn sie gelten automatisch als durchgefallen. Noch sei unklar, auf wie viele Prüflinge dies zutreffe. Ein weiterer Grund sei, dass Studenten Prüfungen inzwischen zweimal wiederholen können, erklärt Hans-Werner Huneke, Rektor der PH Heidelberg und Vorsitzender der PH-Rektorenkonferenz.

„Wir stellen eine Veränderung im Verhalten der Studierenden fest. Viele schreiben die erste Prüfung, ohne sich darauf vorzubereiten.“ Das führe zu höheren Durchfallquoten. „Es gibt an den Pädagogischen Hochschulen aber nicht ein Fach, das besonders hohe Durchfallzahlen aufweist.“

Hans-Werner Huneke, Rektor der PH Heidelberg

Die Diskussion um die hohen Mathe-Durchfallquoten an der PH Weingarten sind in vollem Gange. „Das ist auf jeden Fall etwas, worum man sich kümmern muss“, sagt Prorektor Theilmann. „Wir haben schon angefangen, darüber zu diskutieren, bevor die Zeitung angerufen hat.“ Es habe bereits Gespräche zwischen der Studierendenschaft und dem Fachbereich gegeben. Wegen der Urlaubszeit würden weitere noch folgen – unter anderem mit dem betroffenen Mathe-Dozenten.

„Wir wollen in Zusammenarbeit zwischen Studierendenschaft und Lehrenden schauen, wie wir die Studierenden noch besser auf Prüfungen vorbereiten können“, erklärt Theilmann. Die Anforderungen an die Studenten zu senken sei indes keine gute Lösung. „Die Qualität der Bewerber ist nicht immer die beste. Wenn wir an den Schulen eine hohe Qualität des Unterrichts haben wollen, können nicht alle Studierende Lehrer werden. Das muss man in Kauf nehmen.“