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Narrensprung

Plätzler haben ihren neuen Rapp

Weingarten / Lesedauer: 4 min

Aufwendiger Herstellungsprozess des neuen Fasnetsbutzarössle – Vorausgegangen war ein Crowdfunding
Veröffentlicht:20.02.2019, 17:07

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Als eine der ältesten Figuren steht es wie kaum etwas anderes für die Weingartener Fasnet: Das beinahe 200 Jahre alte Fasnetsbutzerössle. Das närrische Spiel der beiden Treiber und d´Rapp, wie das Rössle auch genannt wird, sorgt bei den Narrensprüngen meist ganz automatisch für gute Laune. Doch weil das alte Rössle dem närrischen Treiben nach vielen Jahrzehnten nicht mehr Stand hielt und die Figur auseinanderzubrechen drohte, musste nun ein neues Rössle her.

Durch ein Crowdfunding konnten zumindest die Materialkosten zusammengetragen werden. Doch war das Geld bei der Wiedergeburt nicht der maßgebliche Faktor. Erst durch den großen Einsatz von Maskenschnitzer Stephan Strauß konnte das neue Rössle zum Leben erweckt werden.

„Allein für das Modellieren sind 100 Stunden ins Land gegangen. Das war sehr aufwendig“, sagt Strauß, der Mitglied in der Plätzlerzunft Altdorf-Weingarten ist und hauptverantwortlich für die Gestaltung des Rössles war. Insgesamt steckte er gar 200 Arbeitsstunden in das Projekt – ohne davon einen Cent in Rechnung zu stellen. Doch anders wäre es auch gar nicht möglich gewesen.

Bis das Fasnetsbutzarössle fertig war, brauchte es eine Vielzahl an Arbeitsschritten.

„Wenn man das in Auftrag geben würde, wäre man bei 10 000 Euro. Dafür könnte man einen Kleinwagen hinstellen“, sagt Strauß. Selbst mit seinem kostenlosen Arbeitseinsatz waren die 3700 Euro, welche beim Crowfunding der VR-Bank zwischen Dezember 2017 und März 2018 von 110 Unterstützern gespendet wurden, rasch verbraucht.

Allein das Gießen der Negativform und der Positivfigur kostete 3000 Euro gekostet. Hinzu kamen Materialkosten, wie beispielsweise das Plastilin in Höhe von 500 Euro. Von Letzterem wurden ganze 50 Kilogramm gebraucht. Hinzu kamen 2,5 Kilogramm Feinspachtel und 1,5 Liter Farbe. Hinzu kommen einige Details, die allesamt Sonderanfertigungen sind, wie die lederne Trense oder der Kamm mit der Mähne aus echtem Rosshaar, „so dass man den Eindruck hat, dass es einem richtigen Pferd ähnelt.“ Ohnehin habe er das neue Rössle mit mehr Details versehen und etwas modifiziert.

So ist es mit 1,50 Meter Länge zwar rund zwanzig Zentimeter kürzer als der Vorgänger. Dafür blickt der Kopf etwas mehr nach oben. „Der Kopf ist nun deutlich aufrechter und schaut das Publikum direkt an. Das bringt eine viel bessere Interaktion“, sagt Plätzlerarchivar Andreas Reutter, der sehr zufrieden ist. Auch weil es deutlich leichter als die Vorgänger ist.

Bis das Fasnetsbutzarössle fertig war, brauchte es eine Vielzahl an Arbeitsschritten.

Das hilft vor allem dem Narr, der sich das Fasnetsbutzerössle überstreift. Außerdem ist der neue Rapp durch den Aufbau sowie die verwendeten Materialien stabiler. So liegt der Zug, den die Treiber ausüben, nun auf den Zügeln und der Trense liegt. „Ich bin sehr zufrieden. Das hat sich auf jeden Fall gelohnt. Das wirkt sehr harmonisch und kommt sehr gut an“, sagt Strauß, der hauptberuflich als Flugbegleiter arbeitet.

Normalerweise schnitzt er nebenberuflich neue Masken für die Zunft. Das Rössle war sein erstes Projekt mit Plastilin in dieser Größenordnung. Nachdem er ein Modell in Originalgröße erstellt hatte, wurde ein Negativ gegossen, aus welchem in der Folge dann das Positiv geformt wurde. Dabei musste Strauß eine Vielzahl von Herausforderungen meistern.

Allein das Temperieren des Plastilin auf 35 bis 40 Grad Celsius, damit es weich und modellierbar wird, oder aber ständiges Spachteln und Glätten kosteten den Maskenschnitzer jede Menge Zeit. Zudem waren beispielsweise zu starke Kanten verboten, weil es sonst genau an dieser Stelle brechen könnte. „Das Negativ ist eine Wissenschaft für sich“, sagt er.

„Hoffe, dass mich Rössle überlebt“

Doch Strauß modellierte auch die Details, wie die Augen, den Mund oder die Nüstern. Im Anschluss bemalte er das Rössle, doch weil er schlechte Farbe erhalten hatte, „konnte ich den ganzen Gaul wieder abwaschen“ – neu bemalen und lackieren. Da überrascht es kaum, dass Strauß „froh ist, dass das Projekt nun abgeschlossen ist“, wie er lachend verkündet. „Ich hoffe, dass mich das Rössle überlebt und kein neues mehr machen muss.“