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Metallgestaltung

Per Zufall kam sie zur Metallgestaltung

Weingarten / Lesedauer: 3 min

Warum die Künstlerin Margarita Markin für ihre Aluminiumskulptur „Versetzte Spannung“ in Weingarten gelernt hat, zu schweißen
Veröffentlicht:04.01.2016, 16:24

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Sie stehen im Stadtgarten, in der Fußgängerzone, an Straßenecken: Skulpturen gibt es in Weingarten vielerorts. Woher kommen sie? Weshalb zieren sie den jeweiligen Standort? Und wie lange schon? Julia Marre hat sich in Weingarten umgesehen. Die Ergebnisse dieser Spurensuche stellen wir in loser Folge vor. Heute: „Versetzte Spannung“ von Margarita Markin.

Eigentlich wollte Margarita Markin textile Gestaltung studieren. Aber weil sie 1971 bei der Aufnahmeprüfung an der Kunstakademie Lemberg „nicht so gut abschnitt“, wurde sie stattdessen an einer anderen Fakultät angenommen: an der für künstlerische Metallbearbeitung. „Zuerst habe ich mich bei der Arbeit mit dem Metall immer ein bisschen verletzt“, erinnert sie sich. Wieder und wieder hat die Kunststudentin damals überlegt: Welchen Weg soll sie nur beruflich einschlagen, wenn sie mit der Uni fertig ist? Doch es dauerte nicht lange und „dann war ich sehr froh, dass sie mich bei Textil nicht genommen hatten.“

Heute ist Margarita Markin in ihrer Materialwahl vielseitig: Sie arbeitet mit Ton, Beton oder Putzbeton, fertigt Reliefs, Lampen und Lichtobjekte. Ihre Plastiken entstehen ausschließlich mithilfe von Aufbautechniken. „Ich mache nichts aus Materialien, von denen ich etwas abnehmen müsste“, sagt sie. Bildhauerei ist also nicht ihre Sache.

Erste große Plastik aus Metall

In Weingarten ist seit nahezu 20 Jahren Markins großformatige Aluminiumskulptur „Versetzte Spannung“ zu sehen: An der Heinrich-Schatz-Straße, Ecke Konrad-Huber-Straße, verbirgt sich das matt silberne Aluminiumrund zurzeit hinter einem großen Weihnachtsbaum. Entstanden ist die Arbeit 1996 während eines Bildhauersymposiums in Vogt. Gemeinsam mit einem halben Dutzend Künstlern hat Markin daran teilgenommen und vor Ort, auf dem Gelände der Aluminiumfabrik, ihre Großplastik gefertigt. „Das Schweißen habe ich dort zuerst zwei Stunden lang geübt, ehe ich die Objekte zusammensetzen konnte“, sagt sie. Schließlich ist dies ihre erste Großplastik aus dem schweren Material Aluminium.

Mit den massiven Teilen assistierten ihr Lehrlinge; ein erfahrener Schweißer half dabei, die langen herausragenden Rohre in die Grundform zu integrieren. „Manche der Fabrikarbeiter haben doch seltsam geguckt, dass es etwas wird, wenn eine Frau mit Aluminium arbeitet“, erinnert sich die Künstlerin und lacht. Den Platz auf der Grünanlage in der Nähe des Weingartener Museums für Klosterkultur hat sich Markin übrigens selbst ausgesucht, als sie 1998 ihre „Versetzte Spannung“ dort aufstellen ließ. Das Besondere an der Skulptur: Anders als viele andere Kunstwerke im öffentlichen Raum befindet sie sich nicht etwa im Besitz der Stadt, sondern ist eine Leihgabe der Künstlerin. Seit inzwischen 17 Jahren.

Der Bezug zur Weingartener Industrie, der Maschinenfabrik, passe perfekt zu ihrer geometrischen Arbeit, sagt sie. Die Form ihrer Skulpturen ist ihr sehr wichtig. „Ich wollte die Fläche in Kontrast zu anderen Elementen setzen“, erklärt Markin. So wird das einem Schneckenhaus ähnelnde Metallrund von zwei statischen Rohren durchbohrt. Entstanden ist die „Versetzte Spannung“ zunächst aus Skizzen. Aus ihnen erarbeitet die Künstlerin dann Modelle: Sie schneidet Maschendraht und biegt ihn. Sie überlegt, wie dieses Geflecht aussieht, wenn es mit Masse aufgefüllt ist. Sie modelliert mit Gips, um einen ersten Eindruck zu gewinnen. „Gut, dass ich bei Metall geblieben bin“, sagt die Künstlerin. In den vergangenen Jahren hat sie jedoch mit etlichen leichteren Materialien experimentiert, die ihr eine Ausstellungsbeteiligung erleichtern. Sie hat vieles mit Silikon ausprobiert, auch in Verbindung mit Murmeln, hat Skulpturen aus Kunststoff und Drahtgewebe geformt. „Das ist aber nicht so ganz meins“, gesteht sie. Derzeit gestaltet sie Lichtobjekte aus Rigips und LEDs. Die Sehnsucht nach Ton wird sie jedoch im nächsten Jahr wieder in ihr derzeit ungenutztes Weingartener Atelier an der Wolfegger Straße bringen – dort steht der Brennofen.

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