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Neues Technologiezentrum ist erst der Anfang

Weingarten / Lesedauer: 4 min

Japanischer Pressenhersteller möchte Arbeitsplätze in Weingarten aufbauen
Veröffentlicht:14.07.2017, 19:46

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Mit einem umfangreichen Programm mitsamt Basilikakonzert hat der japanische Pressenhersteller Aida am Freitag sein Technologiezentrum in der Josef-Eggler-Straße in Weingarten feierlich eröffnet. Zahlreiche geladene Gäste aus Industrie und Wirtschaft, darunter auch viele Vertreter der deutschen Automobilbranche, waren gekommen, um den Festakt gemeinsam zu begehen. Mit seinen aktuell mehr als 20 Mitarbeitern soll der Standort Weingarten ein zentraler Standort für die europäischen Geschäfte des japanischen Unternehmens sein. Daher plant der Konzern bereits jetzt, sein Engagement in Weingarten mittelfristig weiter auszubauen. „Das ist ein weiterer Schritt in Aidas Geschichte und sehr wichtig, um noch tiefer in die Technologie einzusteigen“, sagte Aida-Präsident Kikikazu Aida.

So soll die Zahl der Mitarbeiter in Weingarten bis Ende 2018 auf etwa 50 erhöht werden. Aktuell arbeiten die Angestellten dort vor allem im Bereich des Einkaufs und Vertriebs sowie des Engineering. In der Praxis sind es vor allem Fachkräfte im Bereich der Mechanik und Elektrik. Der Fokus des Technologiezentrums in Weingarten liegt darüber hinaus vor allem in der Neu- und Weiterentwicklung der Produkte für Lösungen im Bereich der Umformtechnik.

Mittelfristig soll der sogenannte Bereich „After Sales Service“ ausgebaut werden, der letztlich die Betreuung von Kunden bei komplexen Themen, wie der Maschinennutzung oder -wartung umfasst. Der nach eigenen Aussagen weltweit zweitgrößte Pressenhersteller Aida mit Hauptsitz in Tokio hatte sich vor zwei Jahren entschieden, das Technologiezentrum in Weingarten zu eröffnen. „Weingarten hat all diese Leute, die wollten. Hier sind die talentierten Leute und die Technik, also mussten wir nach Weingarten kommen“, sagte Präsident Aida. Im August 2016 hatten die ersten Mitarbeiter ihre Arbeitsplätze in den 1000 Quadratmeter großen Räumlichkeiten, die sich über mehrere Stockwerke erstrecken, bezogen. Das freute natürlich auch Oberbürgermeister Markus Ewald . In seiner Festrede sprach er von einer „guten Entscheidung für eine starke Region“. Man freue sich über die künftige gemeinsame Zusammenarbeit und werde gerne bei weiteren 100 erfolgreichen Firmenjahren unterstützen, sagte Ewald in Anspielung auf das diesjährige Firmenjubiläum.

Dem konnte auch Heinrich Grießhaber, Präsident der Industrie- und Handelskammer Bodensee-Oberschwaben (IHK), nur zustimmen. Es sei eine ganz besondere Ehre, dass Aida nun auch einen Standort in Weingarten habe, sagte Grießhaber und sprach von einem „Zuwachs auf Weltklasseniveau“, der den Wirtschaftsstandort bereichern werde. „Wenn sich ein Weltmarktführer bei uns niederlassen möchte, platzen wir vor Stolz und Freude“, sagte Grießhaber.

Doch die besondere Note bekommt das Engagement von Aida definitiv durch die direkte Konkurrenz zum weltweit größten Pressenhersteller Schuler, der in Weingarten gerade dabei ist, seinen Produktionsstandort zu schließen. Durch Umstrukturierungen und neue Konzepte müssen am Standort Weingarten so rund 230 Schuler-Mitarbeiter den Konzern verlassen. Ende 2018 dürften dann, so die Schuler-Prognose im März, noch 560 Angestellte in Weingarten arbeiten. Und genau durch diese Entscheidung von Schuler bot sich für Aida die Möglichkeit, qualifizierte Fachkräfte mit entsprechendem Know-How ohne große Probleme vom direkten Konkurrenten zu übernehmen. Dafür bedankte sich auch Oberbürgermeister Ewald in seiner Rede ausdrücklich. „Ihnen ist es gelungen, den Mitarbeitern in Weingarten wieder in Perspektive zu geben“, lobte Ewald.

Bestes Beispiel dafür ist Thomas Spiesshofer, der gemeinsam mit Hans Kurt und Klaus Rothenhagen das Managementteam von Aida in Weingarten bildet. Zum 1. Juli hat er seinen neuen Posten angetreten. Zuvor hatte er jahrelang für Schuler als technischer Leiter der Division „Automotive“ in Weingarten gearbeitet und sich im Zuge der Umstrukturierungsmaßnahmen auf eine Auflösung seines Vertrags geeinigt. Wie viele Mitarbeiter von Schuler zu Aida gewechselt sind, ist nicht bekannt. Allerdings hatte Klaus Rothenhagen schon im Juli vergangenen Jahres eingeräumt, dass dies die Entscheidung für den Standort Weingarten, die maßgeblich von den vielen Kunden in der Region abhängig war, zumindest teilweise mit beeinflusst hatte.

Das ist Aida

Die japanische Firma Aida Engineering wurde 1917 in Tokio gegründet und gehört weltweit zu den größten Unternehmen im Bereich der Umformtechnik. Mit den Pressen werden beispielsweise Komponenten für die Automobilindustrie, für Haushaltsgeräte, elektronische Komponenten hergestellt. Die Firma ist in mehr als 50 Ländern aktiv, verfügt unter anderem über Standorte in Mexiko, Brasilien und Kanada, aber auch Tschechien, Frankreich und Großbritannien. Der europäischer Produktionsstandort befindet sich im altitalienischen Brescia. In Europa sind aktuell rund 400 Mitarbeiter beschäftigt, weltweit sind es 1800. (olli)