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Gegenbeweis

Mehr als 10 000 Besucher beim Streetfood-Festival in Weingarten

Weingarten / Lesedauer: 3 min

Auf dem Festplatz in Weingarten war beim Streetfood-Festival ordentlich was los
Veröffentlicht:16.06.2019, 16:44

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Uns Deutschen wird immer wieder nachgesagt, wir zelebrieren unser Essen nicht ausreichend. Beim Streetfood-Festival in Weingarten wurde am Wochenende der Gegenbeweis erbracht. Dort probierten mehr als 10 000 Besucher in drei Tagen süße und deftige Speisen, schlenderten über den Festplatz und erlebten die Küchen verschiedener Nationen.

Was macht Streetfood aus?

Typisches US-Food gab es zum Beispiel im zehn Meter langen, silbernen Trailer von Ingo Winterhalter . Der Metzgermeister aus Öhningen (Landkreis Konstanz) verkauft schwarze, mit Aktivkohle eingefärbte Brötchen und dazu Fleisch aus eigener Herstellung. Er sagt: „Der Schlüssel zum Erfolg ist gleichbleibende, gute Qualität zu fairen Preisen – wenn man sich dann noch mit Fleisch auskennt, kann wenig schiefgehen.“

Senat Türüc von „Jo’s Philly Beef Steak“ bietet Sandwiches mit Fleisch vom Simmentaler Rind und Pommes in verschiedenen Variationen an. Der 41-Jährige kommt aus einer Familie von Systemgastronmen, seine Schwester betreibt mit ihrem Mann fünf McDonalds-Filialen, sein Bruder hat sich 2013 mit der Streetfood-Idee selbstständig gemacht. Er glaubt an den Eventcharakter beim Streetfood: „Klar, die Qualität der Speisen ist entscheidend, aber es spielt auch eine Rolle, wie du mit den Kunden umgehst. Solch ein Festival ist auch immer ein Get-Together und hat etwas von einem Volksfest. Deshalb wollen wir aus dem Essen ein Erlebnis machen, scherzen mit den Gästen und haben Spaß.“

Doch es sind auch die ungewöhnlichen Speisen wie schwarz und blau eingefärbtes Eis, kleine holländische Mini-Pancakes namens Poffertjes, die mit Früchten und süßem Topping bedeckt werden, oder frittierten Kartoffelspiralen, die einem solchen Festival das gewisse Etwas geben. Zusammen mit Trampolinstation, Shisha-Ecke und Livemusik wurde daraus in Weingarten ein kleines Familienfest.

Und was ist mit Nachhaltigkeit?

Trotz „Fridays for Future“ und Umweltdebatten am laufenden Band war die Auswahl der Speisen jedoch nicht sonderlich nachhaltig: Fünf der insgesamt 25 Buden und Stände verkauften Burger, und auch sonst drehte sich zumindest an den deftigen Buden vieles um Bratwürste, Beef-Sandwiches und Pommes mit Fleisch-Topping. Auch die Bewirtung funktionierte nur mit Wegwerfgeschirr und meist sogar noch mit Plastikbesteck. Umweltbewusstsein sieht anders aus.

Wer die neusten Trends der veganen und vegetarischen Küche oder innovative und umweltschonende Speisen kennenlernen wollte, wurde enttäuscht. Jackfruit, Insektenburger oder Kichererbsen-Gerichte, die in den Großstädten als Proteinquelle und Fleischersatz immer mehr an Beliebtheit gewinnen, hatten sich nicht nach Weingarten verirrt. Und Sportler mussten lange suchen, um festzustellen: Auch Speisen für Menschen, die auf eine gesunde Ernährung achten, fehlen hier völlig. Freilich lässt sich darüber streiten, ob ein solches Festival diesen Ansprüchen gerecht werden sollte oder gar muss.

„Erwartungen übertroffen“

Schließlich geben die laut Veranstalter über 10 000 Besucher dem Konzept Recht: Schon am Freitagabend seien über 3500 Menschen auf den Festplatz geströmt, am Samstag seien gar knapp 7000 inmitten der 25 Stände gewesen und auch am Sonntag tummelten sich Hunderte trotz der unklaren Wetterlage im Duft von Rindfleisch, Lángos und Waffeln. „Das Festival verlief absolut über unseren Erwartungen. Wir haben gehört, dass am vergangenen Wochenende beim Streetfood-Festival in Ravensburg nicht sehr viel los war – dann noch die Wetterprognose: Da wurden einige Standbetreiber schon etwas nervös“, sagt Veranstalter Eric Simanowski im Gespräch mit der „Schwäbischen Zeitung“.

Doch sie hatten Glück: Das Unwetter am Samstagabend erreichte Weingarten erst gegen 21.30 Uhr, als die Veranstaltung ohnehin am Ausklingen war. „Da haben wir den Platz noch schnell in Zusammenarbeit mit der Security geräumt, das verlief alles reibungslos. Nur einen Standbetreiber, der Wein und Limonaden verkauft hat, haben wir verloren – sein Zelt wurde bei dem Sturm zerstört“, ergänzt Simanowski. Er und sein Team seien demnach sehr zufrieden und planen, 2020 nach Weingarten zurückzukehren.