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Gynäkologen verlassen das 14 Nothelfer

Weingarten / Lesedauer: 3 min

Drei leitende Fachärzte kündigen auf einen Schlag – Klinikum Friedrichshafen: „Kein Kommentar“
Veröffentlicht:03.06.2014, 18:43

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Am Weingartener Krankenhaus 14 Nothelfer haben gleichzeitig alle drei Leitenden Gynäkologen gekündigt: Thomas Dengg , Iveta Taube und Paola Grossi werden die Klinik in den nächsten Monaten verlassen. Das Klinikum Friedrichshafen, das im Oktober vergangenen Jahres das in Finanznot geratene Krankenhaus übernommen hat, bestätigte die Gerüchte, wollte aber keinen weiteren Kommentar abgeben.

Die drei Fachärzte für Gynäkologie und Geburtshilfe, die vor der Übernahme durch Friedrichshafen die in Weingarten sehr beliebte Abteilung gemeinsam leiteten, wollen sich öffentlich auf Anfrage unserer Zeitung nicht äußern. Das lässt Raum für Spekulationen über das Betriebsklima. Fakt ist jedenfalls, dass den Ärzten ein Kollege aus Friedrichshafen als „Medizinischer Direktor“ vorgesetzt wurde und ein Rotationssystem mit Nachtschichten an beiden Standorten eingeführt wurde.

Pressesprecherin Susanne Ganzert vom Klinikum Friedrichshafen bestätigt die Kündigungen, will Personalangelegenheiten aber grundsätzlich nicht kommentieren. Auch auf die Frage, ob Weingartener Kinder künftig in Friedrichshafen geboren werden, will sie nicht antworten. Da die Ärzte innerhalb der ordentlichen Kündigungsfrist gehen, fehlen sie nicht von heute auf morgen.

Wenn die drei leitenden Ärzte das 14 Nothelfer verlassen und nicht rechtzeitig ersetzt werden können, arbeitet dort laut Homepage des 14 Nothelfer nur noch eine Oberärztin in Teilzeit – oder eben Mediziner aus Friedrichshafen, die dann aber am See fehlen.

Die Geburtshilfe war bislang eine der beliebtesten Abteilungen am 14 Nothelfer. Nachdem 2011 eine gemeinsame Frauenklinik mit dem Elisabethen-Krankenhaus der Oberschwabenklinik gescheitert war, wurde sie wieder eigenständig geführt. Das kleine, von vielen Frauen als besonders familiär angesehene Haus in Weingarten brachte es jährlich fast auf genauso viele Geburten wie das große Elisabethenkrankenhaus in Ravensburg. Fast 700 Kinder wurden 2013 wieder in Weingarten geboren.

Ein Insider bezeichnet die jetzigen Kündigungen als „Katastrophe“ für Weingarten. Es sei außerordentlich schwer, derzeit Fachärzte für Gynäkologie zu bekommen, da diese sich die Jobs förmlich aussuchen könnten.

Das Weingartener Krankenhaus 14 Nothelfer gehört seit Mitte Oktober 2013 zum Klinikum Friedrichshafen. Bis dahin war es eine GmbH, deren einzige Gesellschafterin die Stadt Weingarten war. Doch weil das Krankenhaus tief in die roten Zahlen gerutscht war, trennte sich Weingarten davon. Zwischen 2007 und 2012 waren über 14 Millionen Euro Schulden aufgelaufen. Aus dem Kreis der Interessenten verabschiedeten sich nacheinander die Waldburg-Zeil-Kliniken und die Oberschwabenklinik. Am Ende blieb nur noch Friedrichshafen übrig. Im Juli 2013 stimmte der Weingartener Gemeinderat der Übernahme einstimmig zu. Das Klinikum kaufte das 14 Nothelfer für 1,5 Millionen Euro und übernahm 6,6 Millionen Bankschulden. Weingarten hat damit keine wirtschaftliche Verantwortung mehr und konnte das Krankenhaus vor Ort erhalten. Friedrichshafen will das medizinische Angebot weiter ausbauen: 3,5 Millionen Euro will das Klinikum dieses Jahr in das Weingartener Krankenhaus investieren. Das Leistungsspektrum des 14 Nothelfer umfasst die Anästhesie mit Wachstation, die Chirurgie (Allgemein- und Unfallchirurgie), die Frauenheilkunde/Geburtshilfe, die HNO (Belegabteilung) und die Innere Medizin. Für die Weingartener Identität ist das Krankenhaus „14 Nothelfer“ überaus wichtig. Es entstand aus einer Spitalstiftung und wurde 1474 erstmals urkundlich erwähnt.