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Gemeinderatswahl

Grüne übernehmen Weingartener Gemeinderat

Weingarten / Lesedauer: 5 min

Partei holt fast 30 Prozent der Stimmen und wird stärkste Kraft – CDU verliert deutlich und landet nur auf Platz drei
Veröffentlicht:27.05.2019, 15:41

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Paukenschlag bei der Gemeinderatswahl in Weingarten : Zum ersten Mal in der Geschichte der Stadt gehen die Grünen als stärkste Kraft aus einer Wahl hervor. Damit lösen sie die CDU ab, die mit einem enttäuschenden Ergebnis und noch deutlich hinter den Freien Wählern Weingarten auf Platz drei landet. Neben den Christdemokraten verliert auch die SPD Stimmen und muss, wie auch die Bürger für Weingarten, einen Sitz abgeben. Nicht mehr im Gemeinderats sitzt die AfD beziehungsweise die LKR von Werner Knörle.

„Ich bin ganz aus dem Häuschen. Das hätte ich so nie gedacht. Das ist der Wahnsinn“, freute sich der bisherige Fraktionsvorsitzende Claus Kessel über das überraschende Ergebnis. „Es ist toll, das erleben zu dürfen. Das ist aber nicht nur unser Weingartener Verdienst. Wir konnten den Schub aus dem Bund mitnehmen. Aber da kommt nun natürlich auch jede Menge Verantwortung auf uns zu.“ Mit 29,1 Prozent und damit acht Sitzen konnte die Partei ihr Ergebnis aus dem Jahr 2014 um 11,4 Prozentpunkte steigern. Damals war die Partei als Grüne & Unabhängige (G&U) auf 17,7 Prozent der Stimmen und damit fünf Sitze gekommen.

Bei der aktuellen Auszählung sah es lange Zeit nach sieben Sitzen aus. Erst die letzten ausgezählten Stimmen brachten den Grünen in Person von Claudius Richter einen achten Sitz im Gemeinderat. Leidtragende waren die Bürger für Weingarten, die ihren dritten Sitz von Alexandra Frater-Pabst noch abgeben mussten und fortan nur noch mit den beiden Stadträten Bernhard Oligmüller und Peter Wielath (2014 waren es drei) im Gemeinderat vertreten sind. Sie kamen in der Summe auf 9,6 Prozent, was einem Minus von 1,7 Prozent entspricht (2014: 11,3 Prozent) und verlieren damit ihren Fraktionsstatus.

Derweil gesellen sich bei den Grünen zu den wiedergewählten Stadträten Susanne Münz, Claus Kessel, Barbara Bauer und Julius Richter vier neue Gesichter. Roman Muth, Ferdinand Ganter, Michael Müller und Hermine Städele sind zum ersten Mal mit dabei und werden den Altersdurchschnitt des Gremiums erheblich nach unten korrigieren.

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Davon kann bei der CDU, die 2014 mit 28,8 Prozent und sieben Sitzen noch stärkste Kraft geworden waren, keine Rede sein. Einzig der gerade einmal 18 Jahre alte Martin Winkler und Fraktionsvorsitzender Markus Brunnbauer (48 Jahre) sind jünger als 55 Jahre. Mit Dietmar Straub, Wolfgang Pfau, Elisabeth Krämer und Marieluise Kliegel können sie zumindest reichlich Erfahrung aufweisen. Doch das tröstet kaum über den Verlust von 7,5 Prozent an Wählerstimmen im Vergleich zu 2014. Am Ende kam die CDU auf gerade einmal 21,3 Prozent der abgebenden gültigen Stimmen. Außerdem fiel dadurch der langjährige Fraktionsvorsitzende Dieter Pfleghar aus dem Gemeinderat heraus.

„Dass es schwierig wird, war uns von vorneherein klar. Uns fehlen die Spitzenkandidaten wie Axel Müller. Außerdem schlägt der Landes- und Bundestrend voll durch. Die städtischen Themen standen dieses Mal weniger im Vordergrund“, sagte der bisherige CDU-Fraktionsvorsitzende Markus Brunnbauer, der in seiner Partei die meisten Stimmen bekam, und gratulierte den Grünen zu dem Wahlerfolg. „Nun haben die Grünen das Heft des Handelns in der Hand. Wir sind nun in der Opposition. Vielleicht bekommen wir nun eine neue Rolle.“

Deutlich zufriedener können die Freien Wähler Weingarten (FWW) auf das Ergebnis blicken. Mit 26,2 Prozent steigerten sie sich um 3,2 Prozent im Vergleich zu 2014 (23 Prozent) und werden fortan und wie schon 2009 wieder mit sieben Stadträten vertreten sein. Außerdem konnte sich Wilhelm Graf mit 5462 Stimmen den Titel Stimmenkönig sichern, den 2014 noch der jetzige Bundestagsabgeordnete Axel Müller von der CDU mit 6500 Stimmen geholt hatte. Unterstützung bekommt Graf von Horst Wiest, Heike Betz, Stefan Bernhardt, Maximilian Habisreutinger, Gaetano Stivala und David Roth.

Deutlich schlechter lief es bei der SPD, die von 17,2 Prozent auf 12,9 Prozent zurückfiel. Das entspricht einem Minus von 4,3 Prozent. Daher werden die Sozialdemokraten künftig nur noch drei Stadträte stellen. Während Doris Spieß, Birgit Ewert und Udo Mann den Sprung in das Gremium schafften, scheiterte die bisherige Stadträtin Hülya Gürses knapp. Etwas deutlicher, in der Summe aber mit dem gleichen Effekt, erging es Werner Knörle von den LKR. War er 2014 noch für die AfD mit zwei Prozent der Stimmen in den Gemeinderat eingezogen, kam die LKR nun gerade einmal auf ein Prozent. Das reichte Knörle, der 2015 von der AfD zur LKR gewechselt war, nicht mehr für ein Mandat.

Wie schon bei der Europawahl besonders erfreulich: Die Wahlbeteiligung stieg von 41,8 im Jahr 2014 auf 52,5 Prozent an. Das entspricht einer Steigerung von 11,4 Prozent. 10 200 Weingartener und damit etwa 2200 mehr Wähler als 2014 (knapp 8000 Wähler) gingen wählen.