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Hasenzahn

Eine Prise Magie und Hasenzähne

Weingarten / Lesedauer: 4 min

Zum Jahresende zaubert Markus Zink im Kulturzentrum Linse in Weingarten Schrott
Veröffentlicht:30.12.2018, 15:50

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Bei mir ist immer Bewegung, hat Markus Zink einmal gesagt, mit Blick auf sein Zauberprogramm. Nun hat er als Künstler mit seinem legendären „Schrott“ an seiner neuen Halbtags-Wirkungsstätte, der Weingartener Linse, das Programm zwischen den Jahren bestritten. Und bewegt hat sich Markus Zink tatsächlich. Allein, die knapp 180 Zuschauer waren verhalten und statisch.

Man kann nun durchaus spekulieren, ob es an zu viel Gänsebraten oder zu wenig Vorglühen gelegen haben mag, am vergangenen Freitagabend. Tatsächlich aber sind die Zuschauer, darunter etliche Kinder, nun ja: träge. Und man möchte mehr als einmal in guter Uli-Keuler-Manier rufen: Des isch doch luschdig! Aber was bleibt, das ist ein leicht schaler Geschmack. Ein paar Juchzer. Höflicher Applaus, der von Euphorie weit entfernt ist. Und bei Markus Zink das Fazit nach seinem anderthalbstündigen Heimspiel: „Das war echt richtig Arbeit.“

Zinks Zaubershow „Schrott“ ist genau das, was der Name vermuten lässt: ein magisches, skurriles und schräges Spektakel. „Eine Show, die man mit dem Herz und dem Gefühl, nicht mit dem Verstand erleben muss“, so formulierte der Zauber-Zink es einmal für ein Interview. Selbstverständlich gibt es Verschwindibus. Wie die Mandarinen-Nummer, in der er aus einer Orangina-Flasche, aus einem haushaltsüblichen Glas und sogar einer Glühbirne kleine Orangen zaubert. Die Früchte buchstäblich im Handumdrehen und wie aus dem Nichts holt. Drei, fünf, sechs, acht, am Ende gar ein ganzes Dutzend. Wie er das macht, das sollen die Zuschauer gar nicht erforschen wollen. Sie sollen genießen. So das Zink‘sche Motto.

Und natürlich gibt es die interaktiven Mitmach-Nummern. Bei denen stets ein Zuschauer aus dem Publikum auf der Bühne hautnah erleben kann, wie trügerisch unsere Wahrnehmung ist – und wie wirklich großartig Markus Zink. Szenen, in denen der Zauberfuzzi (so nennt er sich selbst) in seinem abgetragenen Frack, der karierten Clownshose und unter dem mehr als maroden Zylinder heraus grimassiert, gestikuliert. Konfetti wirft. Sich windet. Sich auszieht und richtiggehend nass macht – wie beim Tauchgang auf der Bühne. Dabei zwei starken Männern das Fürchten lehrt. Und schließlich aus dem Mund eine Spielkarte quellen lässt, die sich im Wasserbecken befunden haben mag. Oder auch nicht.

Auch die Spiegel-Nummer zieht beim Publikum. Immerhin ist die Zuschauerin auf der Bühne die einzige, die nicht sieht, wohin die Papiertaschentücher verschwinden. Und dem lustigen Mann, der Zink bei der finalen Enthauptung assistieren darf, dem schwant wohl, dass hier mit Tricks gearbeitet wird. Aber dass Zink auf dem selbst gebauten Schafott bereits nach zwei Sekunden die doch ach so gut verschnürten Hände wieder zum Deuten benutzt, das bemerkt er nicht. Obwohl oder vielleicht gerade weil er so dicht am Magier dran ist.

Auftritte in Dänemark und in JVA

Im vergangenen Dezember hat Zink mit den Ehrlich Brothers eine TV-Show bestritten und jüngst den Hofzinser-Ring als höchste Auszeichnung in Magierkreisen entgegengenommen. Im vergangenen Sommer ist er wieder einmal durch Dänemark getourt und er spielt auch schon mal in der JVA Ravensburg oder auf der Demenzstation einer Klinik. Am liebsten auf kleinen Bühnen. Vor kleinem Publikum. Für sein „Schrott“-Programm und die vielen Vorfahren, die wahrhaftig als Skelette vorfahren, muss er zwar drei Stunden aufbauen und braucht dazu zwingend den im Verborgenen agierenden Flügelmann Werner Klaus.

Aber die kleinen, schrägen Dinge wie die Geldvermehrung, die 112 verschiedenen Gummitiere, die Hasenzähne aus Zigarettenhälften, die sind es wohl, die Zinks Show so einmalig machen. Das weiß er bei aller Bescheidenheit auch. Die „Prise Magie“ (da zeigt er tatsächlich eine Flasche Maggie Haushaltswürze vor), die Golfbälle aus dem Unterhöschen und Kalauer wie Edding-Schnüffeln oder das Antackern des Helms ans Kinn – die ziehen immer. Am besten „auf dem Land“, wie Zink erfahren hat.

Woran es nun in der Linse genau gelegen hat, dass der Funke nicht so richtig aufs Publikum übergesprungen ist? Zink zuckt die schmalen Schultern. Immer wieder in den mehr als 20 Künstlerjahren mit „Schrott“ hat er seine Show umgestellt. Szenen entnommen, neue in seiner Werkstatt entwickelt, stundenlang geprobt. Vier Stunden Material hat Markus Zink theoretisch. Verrückte, bunte, optisch wie akustisch laute Zaubermomente. Vielleicht ist es nur einfach wieder einmal Zeit für eine Verjüngungskur.