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Die eigene Religion besser kennen lernen

Weingarten / Lesedauer: 3 min

Die albanische Kulturgemeinde Albi veranstaltet Islamvortrag
Veröffentlicht:05.12.2018, 17:09

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Eingeladen waren alle, Christen, Nichtgläubige. Doch gekommen sind ausschließlich Muslime zu den Ausführungen des Religionswissenschaftlers Driton Morina. Die albanische Kulturgemeinde hat mit Unterstützung des Bundesprogramms „Demokratie leben“ zu einer Islamreihe in ihre Räume in der Bahnhofstraße geladen. Das Ziel: Menschen verschiedener Weltanschauungen sollten sich besser kennenlernen und Vorurteile abbauen. Die Veranstaltung geriet zur Weiterbildung in eigener Sache – aber auch das ist wichtig.

Osman Bektas und Mücahit Tülek sind gläubige Muslime. Der Ingenieur und der Wirtschaftsinformatik-Student kommen manchmal zum Freitagsgebet in die albanische Kulturgemeinde Albi, die seit zwei Jahren in der Bahnhofstraße ihre Türen geöffnet hat. „Ich möchte mich weiterbilden. Ich kann nicht sagen, dass ich alles über meine Religion weiß“, sagt Osman Bektas. Vielleicht sei auch einiges, was er wisse, falsch und er müsse sich korrigieren. Diese Haltung würde sich Driton Morina, der albanische Religionswissenschaftler mit Schwerpunkt Islam, auch von anderen Muslimen wünschen. Denn die Wissenslücken bei ihnen seien nicht weniger groß als bei Andersgläubigen. Oftmals wüssten die Muslime nur, was in ihren Familien überliefert werde, und das sei oft weniger Religion als vielmehr der kulturelle Umgang mit ihr. Dementsprechend könne man die Muslime auch nicht in einen Topf werfen. Ein Muslim in Indonesien lebe seinen Glauben anders als ein Muslim auf dem Balkan oder in Deutschland. Das hänge auch von der Gesellschaft ab, in der man lebe – von Bildung, den Lebensumständen. Wichtig seien Offenheit und Toleranz Andersdenkenden gegenüber und nicht Abschottung und sich verbarrikadieren hinter der eigenen Meinung.

Mit 1,8 Milliarden Anhängern ist der Islam weltweit die zweitgrößte Religion hinter dem Christentum, führt Morina aus. Wobei die meisten Muslime, anders als vielleicht erwartet, in Südostasien leben und nicht im arabischen Raum. In Deutschland gibt es rund 4,5 Millionen Muslime aus den verschiedensten Ländern und Kulturen. Doch bei allen Unterschieden sei ein Tabu im Umgang mit Muslimen, ihren Gott zu beleidigen und die Eltern oder die Familie zu beschimpfen. Mit Körperkontakt sei im Übrigen Vorsicht geboten. Ob Handschütteln oder Umarmen, man solle die Befindlichkeiten des anderen respektieren. Auch nichtgläubige Muslime würden auf diese kulturellen Aspekte Rücksicht nehmen. Dass Muslime kein Schweinefleisch essen dürfen, läge daran, dass Schweine nach islamischem Verständnis nicht nur Pflanzen-, sondern Allesfresser und damit unrein seien. Eine Eigenschaft, die sich dann auf den Menschen übertrage. Was das Kopftuch anbelangt, so sei die Frage, ob die Frauen es aus freien Stücken tragen oder aus Zwang, weil die Familie es so wolle. Die drei Studentinnen aus dem Publikum tragen ihr Kopftuch sehr selbstbewusst, zum Teil gegen den Willen ihrer Eltern. Es sei Ausdruck der Hingabe an ihre Religion, die sie auch nach außen zeigen wollten.

Große Aufgabe für Muslime

Trotz unterschiedlicher Ausrichtungen innerhalb des Islams, glauben doch alle an denselben Gott, den Koran und den Propheten Mohammed. Die Unvereinbarkeit und die Missverständnisse innerhalb der islamischen Welt und darüber hinaus resultierten, laut Driton Morina, weniger aus der Religion als aus politischen, ethnischen und kulturellen Unterschieden. „Wir müssen im Dialog bleiben und Brücken bauen“, sagt Driton Morina. Jede Religion habe ihr Konzept. Darüber könne man sich austauschen, auch über Differenzen, aber am Ende dürfe nicht Spaltung stehen, sondern ein friedliches Miteinander in einer freien Gesellschaft, in der jeder nach seiner Fasson selig werden kann. Auch ohne Religion. „Wir sind alle Menschen, egal was wir glauben. Wir respektieren andere Ansichten.“ Im Übrigen sei es Aufgabe der Muslime, die Offenbarungen an den Propheten vor 1400 Jahren in die moderne Zeit zu übersetzen. „Da haben wir Muslime noch viel zu tun.“