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Staufermedaille

Barbara Baurs Engagement und Beharrlichkeit mit der Staufermedaille belohnt

Weingarten / Lesedauer: 4 min

Engagement und Beharrlichkeit wurden mit der Verleihung der Staufermedaille belohnt
Veröffentlicht:13.07.2019, 07:00

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Seit mehr als 20 Jahren setzt sich die Weingartener Grünen-Stadträtin Barbara Baur für die Belange alleinerziehender Mütter ein. Sie ist dabei sowohl in der Stadt als auch auf Landes- und Bundesebene tätig. Aber ihr ehrenamtliches Engagement beschränkt sich nicht allein darauf. Überall, wo sie Möglichkeiten sieht, soziale Benachteiligung wirksam zu bekämpfen, entwickelt sie Ideen und findet Wege sie umzusetzen. Dafür erhielt sie am Freitag die vom Ministerpräsidenten verliehene Staufermedaille des Landes Baden- Württemberg .

Verwirrung im Vorfeld

Hatte es im Vorfeld noch Irritationen darüber gegeben, welche Art von Auszeichnung Barbara Baur zugedacht sei, so herrschte im kleinen Saal des Schlössle allseits Freude und Anerkennung dafür, dass es die Staufermedaille war, die Sozial- und Integrationsminister Manne Lucha seiner Parteifreundin und langjährigen kommunalpolitischen Mitstreiterin aushändigen durfte. Es sei eine sehr seltene Auszeichnung, die der Ministerpräsident persönlich verleiht, und Barbara Baur eine von wenigen Frauen, denen bisher diese Ehre widerfahren sei, betonte der Minister.

Wie vielfältig und nachhaltig Barbara Baurs soziales Engagement ist, machte Bürgermeister Alexander Geiger in einer langen Aufzählung deutlich. Sie setzte sich bereits früh für die Einrichtung eines Horts an der Talschule ein, stellte eine Nachbarschaftshilfe auf die Beine, arbeitet seit 20 Jahren bei „Bürger in Kontakt“ mit, sorgte mit dafür, dass die ehrenamtliche Flüchtlingshilfe in Weingarten vorbildlich funktioniert, rief den Weingartener Tausch- und Schenktag ins Leben und stieß das Projekt Stadtputzete an mit inzwischen rund 40 Aktiven.

Bewährungshelferin, Patin für ausländische Studierende, Bürgerlotsin

Barbara Baur ist Bewährungshelferin und Patin für ausländische Studierende. Ihr neuestes Projekt seien die Bürgerlotsen, die Hilfestellung geben bei Behördengängen. „In all das fließt ganz viel Herzblut hinein”, betonte Geiger und lobte ihr Beharrungsvermögen, wenn es darum geht, soziale Ungerechtigkeit zu bekämpfen. Da sei ihr kein Brett zu dick, das es zu bohren gilt. Notfalls mache sich diese Frau auch mal bei einem Amt unbeliebt.

Beharrlichkeit und Ideenreichtum seien eine Sache, Sachverstand und Realisierung eine andere, meinte Minister Lucha. Akribisch habe sich Barbara Baur in Gesetzestexte und Ausführungsbestimmungen vertieft und daraus, aber auch auf der Basis eigener Erfahrungen als zweifache alleinerziehende Mutter Hinweise auf soziale Diskriminierung gegeben, die auch auf Landes- und Bundesebene so manche Gesetzesinitiative in Gang gebracht habe. Dass in Baden-Württemberg das Gesetz zum staatlichen Unterhaltsvorschuss (hier springt der Steuerzahler ein, wenn ein Vater seinen Unterhaltsverpflichtungen nicht oder nur teilweise nachkommt) geändert hat, sei auch ein großes Anliegen Baurs gewesen. Auch dafür sei sie in ein Expertengremium berufen worden.

Zur Verbesserung der wirtschaftlichen Situation Alleinerziehender – in der großen Mehrzahl seien davon Frauen betroffen – sei in Baden- Württemberg schon viel erreicht worden, aber noch längst nicht genug, betonte Lucha. Nur wenige Mütter könnten in Vollzeit berufstätig sein, um genug Geld für den Familienunterhalt zu verdienen und sich im Alter ausreichend finanziell abzusichern. Alle bisherigen Anstrengungen zielten darauf ab, dass Armut nicht weiter vererbt wird. „Die integrative Gesellschaft ist keine Wohltat, sondern Grundvoraussetzung für eine gelungene Demokratie“, betonte Lucha.

Seit 1988 ist Barbara Baur Mitglied im Landesverband alleinerziehender Mütter und Väter, berichtete dessen Vorsitzende Brigitte Rösiger. Vier Jahre war Baur auch im Bundesvorstand aktiv. Ihre besonderen Themenschwerpunkte seien dabei die Teilhabe ohne Ausgrenzung, der Kampf gegen Kinderarmut, eine Kindergrundsicherung sowie eine kindgerechte und kostenfreie Betreuung. Sie setze sich aber auch für ein Steuerrecht ein, das die Lebensumstände Alleinerziehender berücksichtigt.

Ohne tatkräftige Unterstützung vieler Mitstreiterinnen und Mitstreiter hätte ich wenig ausrichten können

Barbara Baur

Finanzielle Not habe ihr so manche schlaflose Nacht bereitet, bekannte Barbara Baur in ihrer Dankrede. Das habe sie motiviert, in ihrem persönlichen Umfeld aktiv zu werden, nicht nur für sich persönlich, sondern zum Nutzen der Allgemeinheit: „Ohne tatkräftige Unterstützung vieler Mitstreiterinnen und Mitstreiter hätte ich wenig ausrichten können. Daher nehme ich diese Auszeichnung stellvertretend an für all jene, die viel leisten, aber nicht öffentlich wahrgenommen werden.“ Sie habe gelernt, dass viele Dinge Zeit brauchen und viel Überzeugungsarbeit nötig sei, Projekte ins Laufen zu bringen. Ihre wichtigste Erfahrung aber sei, dass ehrenamtliche Arbeit glücklich mache. Das motiviere sie weiter am Ball zu bleiben. Schließlich gebe es noch genügend soziale Ungerechtigkeit, gegen die anzukämpfen sich lohne.