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Lichtblick

Wer keine Großeltern hat, der leiht sich welche

Wangen / Lesedauer: 3 min

Neun Leihomas gibt es in Wangen bereits, die Nachfrage beim Verein „Lichtblick – hilft Familien“ ist jedoch wesentlich höher
Veröffentlicht:30.03.2015, 14:24

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Seit 2008 gibt es beim Verein „Lichtblick – hilft Familien“ das Leihoma-Projekt. Das Konzept ist einfach: Wer keine Großeltern in der Nähe hat, der bekommt sie von Lichtblick vermittelt. Nachfrage von Familien gibt es reichlich. „Wir haben eine lange Warteliste“, sagt Monika Baumann, Vorsitzende von Lichtblick. Was fehlt, sind Senioren, die sich beteiligen. In Wangen gibt es bisher nur neun Leihomas- und Opas.

„Viele wollen sich vielleicht einfach nicht binden“, überlegt Erna Seidel , während der kleine Karl auf ihrem Rücken herumturnt. „Schau mal, was ich kann, Oma!“, ruft er und hängt sich um ihren Hals. Dass Erna Seidel nicht seine leibliche Oma ist, scheint ihm dabei herzlich egal zu sein. Erna Seidel und ihr Mann Toni haben sich gebunden. Als Karl das erste Mal zu ihnen kam, war er drei Monate alt. „Wir haben ihn gewickelt, ihm das Fläschchen gegeben“, erinnert sich die 72-Jährige. Heute ist Karl vier Jahre und die Seidels sind für ihn seine „Wangener Oma und Opa“.

Mehr als „nur“ Babysitter

Karls leibliche Großeltern leben in Düsseldorf. Seine Eltern sind beide berufstätig. „Uns war wichtig, dass Karl feste Ansprechpartner hat, vor allem, als er noch kleiner war“, erklärt sein Vater, Ferdinand Fremerey. Für ihn und seine Frau sind die Seidels nicht nur Babysitter: „Da hat sich ein richtig familiäres Verhältnis entwickelt“, sagt Fremerey.

Ein familiäres, nachhaltiges Verhältnis: Das war auch die Idee hinter dem Projekt, wie Monika Baumann von Lichtblick erklärt. „Die meisten Familien wenden sich natürlich an uns, weil sie eine Kinderbetreuung brauchen. Im Idealfall entsteht jedoch ein nachhaltiger Kontakt.“ So sollen auch die Senioren auf die Familien zählen können, wenn sie einmal Hilfe brauchen.

Und natürlich geht es auch darum Kindern, Kontakt zur älteren Generation zu ermöglichen. „Viele Familien sind zugezogen. Man lebt nicht mehr dort, wo die Familie ist, sondern dort, wo man Arbeit findet“, sagt Baumann. Soziale Kontakte zu älteren Menschen fehlen dann oft. „Was Omas alles wissen und können, bekommen viele Kinder gar nicht mehr mit.“ Opas vermittelt Lichtblick nur, wenn sie sich zusammen mit ihrer Frau melden. „Das ist sehr schade. Aber die Angst vor Pädophilie ist einfach zu groß“, erklärt Baumann.

Während es in Ravensburg derzeit 50 Leih-Omas gibt, sind es in Wangen gerade mal neun. „Aber dort wo es läuft, läuft es richtig gut“, sagt Baumann. „Es ist ein Glück für alle Seiten“, sagt auch Erna Seidel. „Karl ist wie unser eigenes Enkelkind.“

Wer mitmachen möchte bei der „Oma-Vermittlung“, erhält Infos beim Verein „Lichtblick – hilft Familien“ unter der Rufnummer 075 20 / 91 45 040 oder unter der Mailadresse [email protected]. Die Bezahlung der Leihomas wird von Familie zu Familie unterschiedlich geregelt.