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Wangens letzter Korbmacher steht mit 93 noch jeden Tag in der Werkstatt

Deuchelried / Lesedauer: 2 min

Xaver Röcks Produkte sind aus reiner Natur, sein Material sind die Ruten der Weiden
Veröffentlicht:21.08.2018, 14:47

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Xaver Röck ist Korbmacher und liebt seinen Beruf. So sehr, dass er mit 93 Jahren noch jeden Tag in seine Werkstatt geht und die schönsten Körbe flechtet.

Sein Haus und die daneben liegende Werkstatt befinden sich in Deuchelried . Dort wurde der Korbmacher auch geboren. Er erblickte vor 93 Jahren das Licht der Welt. Als er 15 Jahre alt war und der Zweite Weltkrieg schon über das Land wütete, schickten die Eltern ihn in den Schwarzwald, um dort die Lehre als Korbmacher zu beginnen. In einer Behinderten-Schule in Schramberg lernte er das außergewöhnliche Handwerk. Die Einrichtung bildete Blinde oder sehbehinderte Jugendliche aus. Xaver Röcks Sehvermögen läge schon immer bei 50 Prozent.


Im kleinen Verkaufsraum des Handwerkers findet man Körbe für jeden Zweck und in allen Formen, Farben und Größen.

Zweimal sei er gemustert worden, um eingezogen zu werden, doch aufgrund der Behinderung sei er nicht tauglich gewesen. Zum Ende des Krieges hin sei er dann wieder nach Deuchelried gekommen. Dort habe er bald darauf seine Werkstatt neben dem Haus bezogen. Ganz davon leben konnte er jedoch nicht. Zusätzlich habe er 30 Jahre lang die „Schwäbische Zeitung“ im Raum Deuchelried ausgetragen – Jahr für Jahr bei Wind und Wetter, mit dem Mofa oder Fahrrad. „Manchmal frage ich mich, wie ich das alles geschafft habe“, sagt er.

Danach ging es dann gleich in die Werkstatt. Und hier scheint die Zeit stehen geblieben zu sein, mehr als sieben Jahrzehnte lang. Hier bedarf es keiner anderen Hilfsmittel als die eigenen Hände und die Leidenschaft zum Handwerk. Kein Telefon, kein Laptop. In dem kleinen Verkaufsraum kann man seine Werke bewundern. Körbe in allen Größen, Formen und Farben. Wäschekörbe, Einkaufskörbe und Körbe zum Holz holen. Noch immer finden Menschen den Weg zu ihm und kaufen seine schier unverwüstliche Ware.

Seine Frau sei vor sieben Jahren für immer gegangen. Seitdem käme zweimal pro Woche die Sozialstation, um ihn im Haushalt zu unterstützen. Sein Essen wird ihm auf Rädern gebracht. Ansonsten fühle Röck sich gesund und bräuchte keinerlei Pflege von außen. Sein Geheimrezept, um bis ins hohe Alter so fit zu bleiben, sei viel Bewegung und gesunde Ernährung, sagt er lächelnd.