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Wangener Café macht Inklusion in seiner vielleicht radikalsten Form

Wangen / Lesedauer: 2 min

Zentrum für Psychiatrie Südwürttemberg bietet im Café „Räblus“ eine neue Tagesstruktur für psychisch Kranke
Veröffentlicht:06.07.2017, 19:02

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Es ist eine in dieser Form bislang einmalige Kombination zwischen einer Gaststätte und einem Angebot für psychisch kranke Menschen: das neue Cafè „Räblus“ in der Wangener Zunfthausgasse. Zur offiziellen Eröffnung am Donnerstag waren die Räumlichkeiten der früheren Weinstube Reblaus mit vielen Gästen und einigen „Klienten“ des Zentrums für Psychiatrie (ZfP) Südwürttemberg schon gut gefüllt.

„Räblus“ ist das Schweizer Wort für „Reblaus“ und damit eine Reminiszenz an die früher bekannte Wangener Weinstube, die jedoch um die Jahrtausendwende schloss. „Räblus“ ist seit Donnerstag aber auch eine Art Synonym für eine besondere Art eines integrativen Cafés, das neben dem normalen Gastronomiebetrieb auch psychisch kranken Menschen im Rahmen des betreuten Wohnens eine Tagesstruktur bieten soll. Christian Gerle vom Kommunalverband Jugend und Soziales Baden-Württemberg drückte es so aus: „Ein tolles, neues Angebot, das es in dieser radikal-inklusionistischen Form bislang nicht gibt.“

Der Verband hatte die Kosten für den Umbau der Räume zur Hälfte mitfinanziert. Auch der Landkreis Ravensburg, der die neue Einrichtung genehmigt hat, beteiligt sich an den Investitions- und den laufenden Kosten. Das ZfP hatte die Immobilie vor geraumer Zeit schon angemietet, hat sie nun renoviert und an Wirtin Katrin Wermuth weiter verpachtet. Die Schweizerin investierte in ein neues Inventar und betreibt nun dienstags bis samstags ein Tagescafé mit eidgenössischem Charme und nach dem Motto „regional, saisonal, ausgewählt“.

Neu: Außenbereich vor Stadtmauer

Das Einmalige an dieser Gastronomie: Sie ist mitten in der Stadt eine neue Anlaufstelle für zwölf psychisch kranke Menschen aus den Außenwohngruppen, die dort mithilfe von Fachkräften nicht nur ihr Mittagessen planen, kochen und zu sich nehmen können, sondern sich auch in einem zusätzlichen Raum zurückziehen oder sich dort kreativ beschäftigen können (die SZ berichtete). „Die Kunst spielt eine wichtige Rolle bei diesem Projekt“, sagt Michael Konrad, beim ZfP Leiter des Bereichs Betreutes Wohnen Ravensburg. „Vor allem Menschen mit schweren psychischen Erkrankungen erreicht man damit gut.“ Bereits bei der Eröffnung stellte ein Isyner aus einem Ravensburger ZfP-Kunstprojekt seine Werke aus.

Neu gestaltet wurden aber nicht nur die Räumlichkeiten der einstigen Weinstube. Auch der angrenzende Bereich vor der Stadtmauer hat sich mit Unterstützung des Bauhofs zu einem lauschigen Platz mit Außenbewirtung gewandelt. „Das ist eine Aufwertung am Eingang der Altstadt“, so Wangens OB Michael Lang bei der Eröffnung des Café „Räblus“.