StartseiteRegionalRegion AllgäuWangenTürkischer Kultur- und Sportverein Wangen: „Integration bedeutet die Chance für uns alle“

Sportverein

Türkischer Kultur- und Sportverein Wangen: „Integration bedeutet die Chance für uns alle“

Wangen / Lesedauer: 4 min

Türkischer Kultur- und Sportverein Wangen: „Integration bedeutet die Chance für uns alle“
Veröffentlicht:14.02.2014, 15:15

Artikel teilen:

Der Türkische Kultur- und Sportverein Wangen will ein Begegnungszentrum bauen. Die Stadt hat dazu ein Grundstück an der Hans-Kulle-Straße im Gewerbegebiet Haid angeboten. Gegen die Pläne hat der unmittelbare Nachbar, seines Zeichens Unternehmer und selbst Mitglied im Verein, bei den Anliegern Unterschriften gesammelt. Die Verwaltung lädt nun für Dienstag, 18. Februar, ab 17Uhr zu einer öffentlichen Informationsveranstaltung ins Rathaus ein. Die SZ stellt im Vorfeld den Kultur- und Sportverein in einem Interview mit den Vorstandsmitgliedern Cigdem Bayram und Kenan Batur vor.

Seit wie vielen Jahren gibt es den Kultur- und Sportverein in Wangen , wie viele Mitglieder hat er?

Batur: Unser Verein ist seit 40 Jahren tätig. Ursprünglich gründete ihn die erste Generation unter dem Namen „Verein der türkischen Arbeiter“. Aufgrund des sozio-kulturellen Wandels hat er seinen momentan Namen erhalten und seine Werte angepasst. Dem Verein gehören rund 120 Familien an. Eine genaue Anzahl der Mitglieder ist schwierig, weil bei uns eine Familienmitgliedschaft besteht, also die ganze Familie inklusive Kindern Mitglied ist. Wir versuchen unseren Mitgliedern gerecht zu werden, da wir unter unserem Dach Folkloregruppen, Theatergruppen, Frauenabteilung aber auch eine Jugendabteilung beherbergen.

Welche Ziele verfolgen Sie?

Bayram: Wir versuchen den sozialen und kulturellen Bedürfnissen unserer türkischen Mitglieder gerecht zu werden. Wir versuchen die Familien bei der Schulbildung und -laufbahn ihrer Kinder zu sensibilisieren und bieten den Schülern vermehrt Nachhilfeunterricht an, um sie und ihre Familien diesbezüglich zu unterstützen. Wir versuchen so weit wie möglich die Jugendlichen bei Gefahren wie Alkohol, Spielsucht aber auch Drogen zu sensibilisieren.

Welche Kultur- und Sportangebote haben Sie?

Batur: Wir bieten Theater-, Folklore- und Saz-Kurse an. Saz ist ein typisches türkisches Musikinstrument mit Saiten, das etwa mit einer Gitarre zu vergleichen ist. Außerdem veranstalten wir regelmäßig Fußball- und Volleyballturniere im Freizeitbereich. Aber wir bieten natürlich auch Gebetsräume für die Ausübung des Islams an. Diese Räume stehen nicht nur Türken offen, sondern allen, die die religiöse Vielfalt des Islams ausleben wollen.

Was sind die wichtigsten Vereinsaktivitäten im Jahresablauf?

Bayram: Die einzig größere Veranstaltung ist unser Kirmes, der Tag der offenen Tür,. Er findet seit fünf Jahren einmal jährlich statt. An diesem Wochenende bieten wir kulinarische Spezialitäten aus der türkischen Küche sowie Folklorevorführungen an. Mit der Absicht, die Türkei zu präsentieren, aber auch Einblicke in den Islam zu geben. Uns freut es jedes Jahr aufs Neue, dass er sehr rege von unseren Freunden, Nachbarn, Arbeitskollegen, kurz gesagt von jeder Bevölkerungsgruppe und -schicht besucht wird.

Arbeitet Ihr Verein mit Behörden, Schulen oder anderen Organisationen zusammen?

Batur: Da unser jetziger Vorstand aus Vertretern der dritten Generation besteht, streben wir eine permanente Kooperationen mit Behörden, Institutionen oder Schulen an. Für Schulen bieten wir Führungen in unserem Verein an, damit der Islam realitätsnah und praxisorientiert im Religions- und Ethikunterricht behandelt werden kann. Die erste Schule, die unseren Verein aufsuchte, war 1998 die Waldorfschule. OB Michael Lang unterstützt unsere Vereinstätigkeiten und besucht auch unsere Veranstaltungen. Außerdem pflegen wir den Kontakt zum Leiter des Polizeirevier Wangen, Wolfgang Gerke.

Wie wollen Sie dazu beitragen, dass sich Ihre Mitglieder leichter in die deutsche Gesellschaft integrieren?

Bayram: Integration bedeutet in meinen Augen die Chance für uns alle. Wir müssen unsere kulturellen Unterschiede hernehmen, um uns näher kennenzulernen und voneinander zu profitieren. Aber wenn wir sie als Hindernisse betrachten, wird das Miteinander erschwert oder fast unmöglich. Ich zum Beispiel habe keine Scheu zu sagen, dass ich eine gebürtige Wangenerin bin. Wichtig ist die eigene Einstellung zur Integration, die es ermöglicht, etwas aus seinem Leben zu machen. Ich denke, dass einer der wichtigsten Schritte schon von unserer zweiten Generation gemacht wurde. Ohne diesen Schritt wäre es beispielsweise unmöglich gewesen, dass ich Lehramt studiert hätte und momentan als Studienrätin an einer bayerischen Realschule unterrichten würde.