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Anwaltsgesellschaft

Platinum schlittert in die vorläufige Insolvenz

Wangen / Lesedauer: 3 min

Insolvenzverwalter: Die 70 Arbeitsplätze sind aktuell nicht gefährdet
Veröffentlicht:06.03.2014, 19:00

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Das Unternehmen Platinum ist in der vorläufigen Insolvenz. Der laufende Betrieb sei nicht beeinträchtigt und die 70 Arbeitsplätze „sind aktuell nicht gefährdet“, teilte der vorläufige Insvolzenzverwalter Holger Leichtle von der Ravensburger Anwaltsgesellschaft Schultze und Braun am Donnerstag mit. Bei einer Betriebsversammlung am Mittwoch sei den Mitarbeitern erklärt worden, dass „ihre Gehälter für die kommenden Monate sichergestellt sind“. Auch ein Stellenabbau sei nicht geplant: „Wir gehen von einem Erhalt der Arbeitsplätze aus.“ Platinum ist die frühere Solarsparte von Diehl Ako. Sie gehört seit April 2013 zur Münchner Beteiligungsgesellschaft Mutares AG und firmiert seither unter dem Namen Platinum als rechtlich eigenständige GmbH.

Während die Aussagen zur näheren Zukunft der Beschäftigten eindeutig sind, gibt es über die Gründe für den Gang in die vorläufige Insolvenz unterschiedliche Darstellungen: Leichtle nennt die „schwierige Situation im Photovoltaikbereich“. Mutares hingegen erhebt schwere Vorwürfe in Richtung Diehl Ako. Diehl weist diese zurück.

Doch der Reihe nach: Nach Darstellung des vorläufigen Insolvenzverwalters sichere das Verfahren „Raum zur Schaffung einer tragfähigen Finanzstruktur“. Es liefen bereits Gespräche mit Partnern und Lieferanten, insbesondere mit dem Hauptlieferanten, heißt es in der Pressemitteilung.

Beim Hauptlieferanten handelt es sich um Diehl Ako, die ehemalige Platinum-Mutter. Sie ist nach wie vor maßgeblicher Hersteller der von Platinum entwickelten und vermarkteten Produkte. Und Dieter Neugebauer , Bereichsvorstandssprecher von Diehl Controls, sagt im Gespräch mit der SZ: „Der vorläufige Insolvenzverwalter ist darauf bedacht, ein tragfähiges Fortführungskonzept aufzustellen.“ Laut Leichtle geschehe dies gemeinsam mit der Geschäftsleitung.

„Ferrari vorgestellt, Fiat bekommen“

Letztere wird von der Mutares AG gestellt. Sie hatte die Solarsparte von Diehl Ako zum 1. April 2013 übernommen und führt sie seither als eigenständige GmbH unter dem Namen Platinum. Was seinerzeit bei einem Pressetermin nach bestem Einvernehmen aussah, hat sich mittlerweile in ein schweres Zerwürfnis verwandelt.

Denn Mutares macht vor allem Diehl Ako für den Weg in die vorläufige Insolvenz verantwortlich: „Uns wurde ein Ferrari vorgestellt, und wir bekamen einen Fiat“, sagt Mutares-Vorstandsmitglied Axel Geuer im Gespräch mit der Schwäbischen Zeitung.

Hinter dem Bild stecken konkrete Vorwürfe: Die laut Geuer exklusiven Liefervereinbarungen hätten Preise beinhaltet, die „nicht marktgerecht“ sind. Bei der Gewinnung neuer Aufträge läge man im Verkauf „unter Einkaufsniveau“. Deshalb habe Mutares das Gespräch mit Diehl Ako gesucht. Laut Geuer ohne Erfolg und mit der Folge, dass Mutares die Wirksamkeit des Kaufvertrags gerichtlich prüfen lasse. Geuer bekennt auf Nachfrage zudem, dass Mutares sich von Platinum trennen wolle: „Wir wollen im Grunde aus dem ganzen Deal raus.“

„Behauptungen entbehren jeglicher Grundlage"

„Enttäuscht“ über die Vorwürfe der Münchner Beteiligungsgesellschaft zeigte sich Diehl-Vorstand Dieter Neugebauer. Von der SZ mit den Vorwürfen Geuers konfrontiert, erklärte er: „Diese Behauptungen entbehren jeglicher Grundlage.“ Die Investoren hätten vor dem damaligen Vertragsabschluss „die entsprechenden Daten bis ins letzte Detail“ bekommen. Denn: „Wir sind ein grundsolides Unternehmen und stehen zu den Vereinbarungen, die wir getroffen haben.“ Dabei setze man auf die Herstellung qualitativ hochwertiger Produkte. Neugebauer kündigte seinerseits gerichtliche Schritte gegen Mutares an: „Sie sind in Vorbereitung.“ Zu den Gründen für die vorläufige Platinum-Insolvenz will er sich nicht äußern, gleichwohl habe ihn diese Tatsache „nicht überrascht“. So habe es in der jüngeren Vergangenheit „Kommunikationslücken“ mit der Platinum-Geschäftsleitung gegegen.

Wie Diehl Ako im Zuge des seit dieser Woche wirksamen Insolvenzverfahrens der eigenen ehemaligen Solarsparte unter die Arme greifen will, ließ Neugebauer auf Nachfrage unkonkret: Mit der Lieferung von Premium-Produkten wolle man den Fortbestand von Platinum sicherstellen.