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Betriebskrippe

Neun von zehn Plätzen sind noch frei

Wangen / Lesedauer: 3 min

Die Betriebskrippe wird kaum genutzt – Beteiligte suchen nach Gründen
Veröffentlicht:27.11.2015, 14:26

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Im März hat der Kindergarten der Waldorfschule gemeinsam mit der Stadt Wangen eine Betriebskrippe ins Leben gerufen. Einpendelnde Eltern, die in Wangen arbeiten, können ihre Kinder in der Krippe abgeben und nach der Arbeit wieder abholen. Doch das Angebot wird bislang kaum genutzt: Einer von zehn möglichen Plätzen der Betriebskinderkrippe ist belegt. „Ich habe mit mehr Kindern gerechnet“, sagt Ruth Klaffke , Erzieherin im „Kinderstüble“.

Der Impuls wurde von großen Wangenern Firmen gegeben. Immer wieder hatten die Firmen über die Einrichtung von Kinderbetreuung für ihre Mitarbeiter nachgedacht, so Andrea Feuerstein vom Amt für Jugend, Schulen und Familie, doch für die Unternehmen allein sei das Projekt nicht zu stemmen gewesen. Stadt, Firmen, wie und Waldorfschule taten sich zusammen. Als es vor Monaten eine Informationsveranstaltung in der Kinderkrippe gab, seien die Anwesenden von der Einrichtung und Pädagogik begeistert gewesen, so Klaffke. Zehn Plätze hält die Krippe den Kindern von Pendlern seit März frei – aber: Nur einer der zehn ist belegt.

Geringe Nachfrage

Es ist der Sohn von Julia Thorns . Seit September bringt sie ihn in die Kinderkrippe. Dann geht sie arbeiten – 20 Stunde pro Woche. In Sigmarszell, wo die Familie wohnt, habe sie keinen Platz für ihren Sohn bekommen. Was sollte sie tun? „Hätte es die Krippe nicht gegeben, hätte es so ausgesehen, dass nur ich oder mein Mann arbeiten könnte“, sagt sie. Thorns erinnerte sich, dass das Thema Betriebskrippe schon einmal angesprochen worden war. Sie fragte nach und erfuhr von der Kooperation mit dem Kindergarten der Waldorfschule.

Thorns, Erzieherin Klaffke und ihre Kollegin Carolin Bäumlisberger vermuten, dass die Firmen bislang zu wenig auf die Betriebskrippe aufmerksam gemacht haben und das Angebot deshalb kaum in Anspruch genommen wird. „Es läuft noch nicht rund“, sagt Bäumlisberger „dass die Firmen ihre Mitarbeiter aufklären.“

Mangelnde Kommunikation

„Wir haben in der Firmenzeitung und bei einer Betriebsratsversammlung auf das Angebot aufmerksam gemacht. Außerdem laden wir angehende Mütter zu einem persönlichen Gespräch, wo es zur Sprache kommt“, sagt Manuela Galan von Waldner. Sie sieht den Grund der geringen Nachfrage vielmehr in der ländlichen Struktur: „Mütter haben hier öfter noch die Möglichkeit auf eine familiäre Betreuung zurückzugreifen und das Kind in die Hände von Oma oder Opa zu geben.“

Eine Vermutung, die Bernhard Herz von Diehl unterstützt. Er fügt hinzu: „Wir haben uns bei der Inititative beteiligt, wohlwissend, dass kein akuter Bedarf besteht.“ Diehl habe einen vergleichsweise hohen Altersdurchschnitt in der Belegschaft, die „Druckpunkte“ lägen, wenn es um Kinder geht, eher bei Fragen zur Ferien- oder Notfallbetreuung. Wie Galan vermutet er, dass viele Mütter es vorziehen, ihre Kinder entweder in die „soziale Struktur“, also Kindergärten vor Ort, einzubinden oder sie von Verwandten und Bekannten betreuen lassen.

In vielen Firmen ist die „Betriebskrippe“ nach wie vor unbekannt. Zwar könnten sich auch kleinere Betriebe bei der Stadt über das Angebot informieren, so Klaffke, aber dass es das gibt wissen nur wenige. Auch der städtische Wirtschaftsförderer Holger Sonntag sieht noch Handlungsbedarf seitens der Stadt. Zu wenig Informationen habe man bislang an die Betriebe herangetragen. „Wir müssen in die Öffentlichkeitsarbeit gehen.“

Informationen zur Betriebskrippe gibt es bei Andrea Feuerstein, Amt für Jugend, Schulen und Familie. Telefon 07522 74-125, E-Mail: .