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Lernwillen

Linkshänder mit großem Lernwillen

Wangen / Lesedauer: 4 min

Neuzugang Stefan Dohrn fühlt sich beim Handball-Württembergligisten MTG Wangen pudelwohl
Veröffentlicht:29.11.2019, 16:41

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Eigentlich wollte Stefan Dohrn schon mit dem Handball aufhören – doch dann kam Ende letzten Jahres die Anfrage der MTG Wangen , die ihn dazu brachte, seinen Entschluss noch einmal zu überdenken. „Mir hat es einfach nicht mehr wirklich Spaß gemacht, darüber hinaus wollte ich andere sportliche Ziele im Kraftsport verfolgen“, sagt Dohrn. Andererseits: „Ich hatte ja nichts zu verlieren und eigentlich war es auch immer mein Ziel, ein bisschen höher zu spielen und besser zu werden.“

Während Dohrn mit der HSG Friedrichshafen-Fischbach als Meister der Bezirksliga Bodensee-Donau den sofortigen Wiederaufstieg in die Landesliga schaffte, trainierte er in der Rückrunde der vergangenen Saison parallel dazu bereits regelmäßig bei der MTG. „Es war mir einfach wichtig, fortlaufend ein paar Einheiten mitzumachen, um herauszufinden, ob es mir den Aufwand wert ist“, erklärt der 24-Jährige.

Während Dohrn Wangens Kapitän und Torjäger Aaron Mayer bereits seit der Jugend aus der Bezirksauswahlmannschaft kannte, wollte er sich darüber hinaus bis zum Rundenbeginn bestmöglich ins Team integrieren. Und der gesamte Verein machte es ihm leicht: „Ich wurde megaherzlich aufgenommen, alle haben mich direkt willkommen geheißen. Dadurch bin ich sofort gerne ins Training gegangen und habe bereits angefangen, einige Verbesserungsvorschläge anzunehmen“, erinnert sich Dohrn.

Fußball, Karate – erst dann kam der Handball

Bevor sein Talent mit 13 Jahren von seinem Sportlehrer in der achten Klasse erkannt wurde und er in Friedrichshafen begann, im Verein Handball zu spielen, war Dohrn drei Jahre als Fußballtorwart aktiv gewesen und hatte sechs Jahre Karate gemacht. Mit nicht ganz 18 Jahren kam der Wechsel zur HSG Mimmenhausen-Mühlhofen. „Die zweieinhalb Jahre waren handballerisch betrachtet absolut kein Fortschritt für mich. Das lag auch an meiner eigenen Einstellung; ich hätte die Zeit besser nutzen können, um vorwärts zu kommen“, erläutert Dohrn selbstkritisch. So kehrte er nach Friedrichshafen zurück, wo er in der Landes- und zuletzt in der Bezirksliga spielte.

Aktuell sind bei Dohrn, der in Wangen die Rückennummer 10 trägt und sich „pudelwohl“ fühlt, jegliche Gedanken ans Aufhören verflogen. „Das hat sich recht schnell gelegt, dass ich die Handballschuhe ins Eck schmeißen wollte. Seit ich in Wangen trainiere, bin ich wieder echt heiß auf den Sport und mit Einsatzbereitschaft dabei.“ Anders als in Friedrichshafen, wo Dohrn im rechten Rückraum spielte, agiert er bei der MTG auf der für ihn noch ungewohnten Rechtsaußen-Position. Bislang kam er in allen elf Spielen zum Einsatz, wobei ihm gegen die bis auf Altenstadt und Albstadt „weitgehend unbekannten“ Gegner im Schnitt drei Tore pro Partie gelangen. „Über meine Einsatzzeiten kann ich überhaupt nicht klagen“, sagt Dohrn. „Ich hatte mit viel, viel weniger gerechnet.“ Mit seinen Auftritten im MTG-Trikot ist er hingegen nur teilweise zufrieden: „Meine spielerische Leistung würde ich jetzt mal als ambivalent bezeichnen. Ich stelle hohe Anforderungen an mich selber und wenn ich die dann im Spiel nicht erfülle, nervt es mich persönlich wahrscheinlich am meisten.“ Noch brauche er Zeit, sich an das Niveau der höheren Spielklasse zu gewöhnen und im Spiel nicht „zu verkopft“ zu agieren. Letztlich steht in der Mannschaftssportart Handball aber auch für Dohrn immer der Erfolg des Teams an erster Stelle.

Den Hauptgrund für seine Verpflichtung sieht Dohrn darin, dass er als Linkshänder die Positionen auf der rechten Seite adäquat besetzen kann. Seine handballerischen Stärken formuliert der 1,86 Meter große Athlet nach kurzem Überlegen zurückhaltend: „Ich denke, ich habe ein akzeptables Zweikampfverhalten, also auch einfach den Körper, um mich durchsetzen zu können, und einen recht guten Wurf.“ Einzelne Schwächen vermag er nicht zu nennen, stattdessen gebe es „Verbesserungspotenzial in allen Bereichen“. Dies hängt auch damit zusammen, dass er – anders als die meisten aktuellen MTG-Spieler – nicht schon seit der Jugend im Verein ist und deshalb „gewisse Selbstverständlichkeiten“ noch nicht kennt. Seiner Einschätzung nach könne er von Trainer Sebastian Staudacher und der Mannschaft „mit Sicherheit profitieren“,

Nächstes Heimspiel gegen die HSG Langenau/Elchingen

Derzeit absolviert Dohrn beim Jugendamt des Bodenseekreises ein duales Studium und wohnt abwechselnd für jeweils drei Monate in Friedrichshafen und in Villingen-Schwenningen. In wenigen Monaten steht die Bachelorarbeit an. „Es neigt sich also dem Ende zu. Wohin es mich danach verschlägt, weiß ich selber noch nicht“, sagt Dohrn. „Ich werde auf jeden Fall alle Hebel in Bewegung setzen, dass ich weiterhin in Wangen spielen darf.“ Dies hängt auch davon ab, ob die MTG über das Saisonende hinaus mit ihm plant. „Ich hoffe natürlich, dass ich weiterhin von der MTG einiges lernen darf“, sagt Dohrn.

Am Samstag bestreitet die MTG Wangen ihr nächstes Heimspiel in der Handball-Württembergliga Süd. Dann ist um 20 Uhr der Tabellennachbar HSG Langenau/Elchingen zum Bezirksderby in der Argenhalle zu Gast. Während die württembergisch-bayerische Spielgemeinschaft zu Hause fünf von sechs Partien gewinnen konnte, hat sie ihre fünf Auftritte in der Fremde allesamt verloren.