StartseiteRegionalRegion AllgäuWangenKrebse lassen sich nur in der Nacht sehen

Krebs

Krebse lassen sich nur in der Nacht sehen

Wangen / Lesedauer: 3 min

38 Personen spazieren mit Norbert Leib durch die „Krebs-Nacht“ zum Krebsweiher
Veröffentlicht:02.09.2016, 18:46

Von:
Artikel teilen:

Das Team der Erwachsenenbildung innerhalb der Katholischen Kirchengemeinde Roggenzell hatte zu einer „Krebs-Nacht“ mit Norbert Leib eingeladen. 38 interessierte Menschen ließen sich am Donnerstag mitnehmen auf einen Spaziergang von den Fischweihern nahe der L2374 über den neu angelegten Krebsweiher bis zum „Langen Bach“, wo Leib seine Edelkrebszucht betreibt.

Schon von Kindesbeinen an hat sich Norbert Leib dafür interessiert, „was in den heimischen Gewässern so alles herumschwimmt“. Wenn Friedrich Bernhard , der frühere Eigentümer des Neuravensburger Weihers, zum Fischen ging, dann war der junge Leib mit dabei. Das hörte auch nicht auf, als der See auf einen Pächter überging. 17-jährig erfüllte sich Norbert Leib dann seinen Traum: er baute sich nahe der Landesstraße nach Esseratsweiler seinen ersten Teich.

Im Laufe der Jahre kam ein Weiher nach dem anderen hinzu. Um Graureiher, deren Bestand in den 80er-Jahren wieder zunahm, vom „direkten Fischfang“ abzuhalten, musste Leib die Gewässer mit einem Netz überspannen. Der zunächst gesetzte Zaun war von den Reihern einfach überflogen worden.

Leib ist Kenner und Züchter von Edelkrebsen

Diese Information und noch viele andere mehr nahmen die Gäste der „Krebs-Nacht“ von dem Naturfreund und Hobby-Fischzüchter gerne entgegen. Wozu auch der Hinweis auf den Fischerei-Verein gehörte, der den Neuravensburger Weiher zum Winter hin abfischt, um ihn einige Monate ohne Wasser halten zu können. „Dann kommt ein Teil der Tiere zu mir, der andere zu Rainer Leib“, berichtete Norbert Leib.

Hatte man sich bislang noch an den Forellen-Teichen aufgehalten, so ging es nach Einbruch der Dunkelheit hinüber zum „Langen Bach“. Im Schein eines Lagerfeuers war nun das zu hören, was für viele der Frauen, Männer und Kinder neu war: die Geschichte der Krebse. Leib, der vor etwa 35 Jahren „mal ein paar Krebse in den Weiher geworfen hat, um zu sehen, was daraus wird“, ist inzwischen ein profunder Kenner und Züchter von Edelkrebsen. Wobei er mit Gastronom Anton Lanz, der auch Züchter ist, zusammenarbeitet.

Wichtig war es Leib, auf den Rückgang der Krebs-Bestände in unseren Gewässern aufmerksam zu machen. „Arten aus Amerika machen ihnen nicht nur das Revier streitig. Die aggressiven Signalkrebse und Kamberkrebse haben zudem eine tödliche Krankheit eingeschleppt, die einheimische Flusskrebse dahinrafft. Nahezu alle amerikanischen Einsiedler sind mit einem Fadenpilz infiziert, der die tödliche Krebspest auslöst.“

Dann holte Norbert Leib eine Reuse mit Krebsen aus dem Wasser und gab anhand unterschiedlich großer Tiere Anschauungsunterricht: „Der Edelkrebs versteckt sich am Tag und ist in der Nacht aktiv. Im Herbst paart er sich durch äußere Befruchtung. Die Eiablage ist dann etwa einen Monat später. Für 26 Wochen trägt das Weibchen die 50 bis 400 Eier unter dem Hinterleib. Nur zehn bis 20 Prozent der Eier entwickeln sich zu Jungkrebsen, welche bis zur ersten Häutung bei der Mutter bleiben.“

Krebse können bis zu 15 Jahre alt werden

Auf Nachfrage ergänzte Leib: „Das Männchen wird etwa 16 Zentimeter lang bis zu 150 Gramm schwer, ältere Tiere über 200 Gramm. Das Weibchen dagegen ist etwa zwölf Zentimeter lang und 80 bis 85 Gramm schwer.“ „Und wie lange lebt so ein Krebs?“, wollte ein kleiner Junge wissen und bekam die Antwort: „Er kann 15 Jahre alt werden, wenn er nicht vorher verspeist wird. Mit fünf Jahren schmecken sie am besten.“