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Festspiele Wangen wollen auch in Überlingen spielen

Wangen / Lesedauer: 4 min

Hiesiger Verein und der Förderverein des Sommertheaters am Bodensee planen Zusammenarbeit
Veröffentlicht:17.01.2018, 17:54

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Die Festspiele Wangen und der Förderverein Sommertheater Überlingen planen für den Sommer 2018 eine Kooperation. Die Stücke der Wangener Festspielbühne sollen im Anschluss an die Aufführungen Ende August im Zunftwinkel noch an weiteren drei Wochenenden in Überlingen aufgeführt werden. „Die Vereine sind sich nach ihren Sondierungen einig“, heißt es in einer Mitteilung des Wangener Festspielvereins. Nun müssten noch die genauen Bedingungen ausgehandelt und die Zustimmung der Stadt Überlingen, die auch als Vertragspartner gegenüber den Festspielen auftreten würde, eingeholt werden.

Für den Überlinger Theater-Förderverein wäre die Zusammenarbeit mit den Wangenern „ein absoluter Glücksgriff“, erklären die Organisatoren der Wangener Festspiele. Denn nicht nur sei ihnen 2016 die Zusammenarbeit mit dem Theater Konstanz weggebrochen, sie sorgten sich derzeit auch um ihre Auftrittsmöglichkeit im dortigen Kapuzinerkloster.

Kooperation kommt Überlingen wohl gelegen

Dieses ist nach Angaben der Wangener Festspiele so marode, dass die Stadt Überlingen jetzt die Schließung veranlassten musste und derzeit eine Alternative für den Verein sucht. Da käme eine Kooperation von Theaterseite mit den Wangenern gerade recht. Diese passt wohl auch künstlerisch, wie der Mitteilung weiter zu entnehmen ist: „Der Förderverein Sommertheater hatte sich die Stücke in Wangen im August 2017 angeschaut, war begeistert von der hohen Qualität und bat um ein Gespräch über eine mögliche Zusammenarbeit.“

Für den Vorstand des Wangener Festspielvereins war es demnach keine Frage, den Überlinger Theatermachern die Hand zu reichen. „Wir teilen die Erfolgsgeschichte gerne“, wird Vorsitzender Manfred Wolfrum in dem Schreiben zitiert. Weder er noch der zweite Vorsitzende, Christoph Morlok, sähen in Überlingen eine Konkurrenz: „Man braucht im Sommer ja fast zwei Stunden bis dorthin. Da müssen wir keine Angst haben, dass unsere Zuschauer abwandern.“ Eine Verbindung der beiden Theatervereine würde auch gut ins Bild der ohnehin guten Beziehungen zwischen der Stadt Wangen und der Stadt Überlingen passen, glauben die Festspielmacher. Beide Kommunen pflegten seit Jahrzehnten eine Freundschaft.

Geplant ist, dass der im zweiten Jahr in Wangen tätige künstlerische Leiter Peter Raffalt mit seinem Team ab Ende Juli „Volpone.Der Fuchs“ nach Ben Jonson, „Aladin und die Wunderlampe“ aus Tausendundeiner Nacht und „Heute abend: Lola Blau “ von Georg Kreisler aufführt. Nach der Derniere am 26. August sollen die Schauspieler mit diesen Stücken nach Überlingen „umziehen“. Im Familienstück „Aladin und die Wunderlampe“ sollen im Zunftwinkel Wangener Kinder und am Bodensee Überlinger Kinder spielen.

Das Rahmenprogramm für den Sommer steht fest

Die Festspiele Wangen bieten in diesem Jahr neben den beiden Hauptstücken „Volpone.Der Fuchs“ nach Ben Jonson und „Aladin und die Wunderlampe“ aus Tausendundeiner Nacht zwei Solostücke in der Häge-Schmiede an. Neu ist „Heute Abend: Lola Blau“ von Georg Kreisler , wiederholt wird wegen der großen Nachfrage „Der Kontrabass“ von Patrick Süskind. Dies teilen die Festspielorganisatoren mit.

Zum Inhalt von „Heute Abend: Lola Blau“ schreibt der Festspielverein: „1938: Die jüdische Schauspielerin Lola Blau fiebert ihrem ersten Theaterengagement entgegen, doch schlagartig wird die lebensfrohe junge Frau von den politischen Verhältnissen aus der Bahn geworfen. Sie muss vor dem Nazi-Terror aus ihrer Heimat fliehen.“

In wunderbaren Chansons und kleinen Szenen erzähle Georg Kreisler das imaginäre Schicksal dieser jungen Schauspielerin, die sich in die Schweiz durchschlägt und sich mit diversen Cabaret- und Nachtclubauftritten über Wasser hält, bis sie, auch dort unerwünscht, schließlich nach Amerika auswandert. In New York angekommen, wird sie zum gefeierten Showstar und macht Karriere als Sexsymbol. Dabei sind Einsamkeit, Alkohol und Tabletten ihre ständigen Begleiter. Als sie eines Tages einen Anruf ihrer alten Jugendliebe erhält, entschließt sie sich, in die alte Heimat zurückzukehren. Doch sie muss feststellen, dass sich in den Köpfen der Menschen wenig geändert hat.

Georg Kreisler, der laut Festspielverein als bissiger Satiriker, begnadeter Autor und Komponist gilt, sei ein Altmeister des literarischen Kabaretts und bekannt für seinen schwarzen Humor. In „Heute Abend: Lola Blau“ folge er auch der Geschichte seines eigenen Lebens: Kreisler wurde 1922 in Wien geboren und musste 1938 nach dem Einmarsch der Nazis in die USA emigrieren. Erst 1955 kehrte er nach Europa zurück.

„Der Kontrabass“ von Patrick Süskind wurde bereits im vergangenen Sommer in Wangen aufgeführt. „Wegen der großen Nachfrage im vergangenen Sommer haben sich die Festspiele entschlossen, das Stück ein zweites Mal ins Programm zu nehmen“, heißt es nun in der Mitteilung. Zum Inhalt: Der Kontrabassist eines großen Orchesters übt zu Hause allein und einsam. Dabei baut er eine verklärte Scheinwelt um sich auf, in der er als Musiker das unumstößliche Fundament jeglichen musikalischen Schaffens bildet. Doch nachdem er etliche Flaschen Bier geleert hat, bleibt nur eine tragische Figur, die unter ihrer entsetzlichen Mittelmäßigkeit leidet.

Karten für alle Stücke gibt es bereits unter:

www.reservix.de